Pressemitteilung Nr. 42 | 12. Dezember 2025

DFG fördert neun neue Forschungsgruppen und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe

Themen reichen von chronischen Lebererkrankungen bis zu rechtlichen Folgen maschinellen Entscheidens / Insgesamt rund 49 Millionen Euro für erste Förderperiode

DFG-Förderprogramm: Forschungsgruppen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet neun neue Forschungsgruppen und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe ein. Das hat der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats beschlossen. Die neuen Forschungsgruppen erhalten insgesamt rund 49 Millionen Euro inklusive einer Programmpauschale in Höhe von 22 Prozent für indirekte Projektausgaben. Zusätzlich zu den zehn Neueinrichtungen wurde die Verlängerung von neun Forschungsgruppen und einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine weitere Förderperiode beschlossen. 

Eine der neu bewilligten Forschungsgruppen wird im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert. Zwei der verlängerten Forschungsgruppen werden gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem SNF gefördert, zwei weitere gemeinsam mit dem FWF.

Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftler*innen, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Sie werden bis zu acht Jahre lang gefördert. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 191 Forschungsgruppen, 9 Klinische Forschungsgruppen und 18 Kolleg-Forschungsgruppen. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.

Die neuen Verbünde im Einzelnen

(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecher*innen):

Neue Entwicklungen beim Welthandel verändern das Verhältnis von Nutzen und Kosten der Globalisierung: Einerseits vergrößert sich der Spielraum für Wohlfahrtsgewinne, die der Gesellschaft zugutekommen; andererseits verstärken sich nationale und internationale Verteilungskonflikte. Dies stellt politische Entscheidungsträger vor neue Herausforderungen und macht Interventionen notwendig – nicht zuletzt, um einem wachsenden Widerstand gegen die Globalisierung sowie einer neuen Welle nationalistischer Kräfte zu begegnen. In diesem Rahmen nimmt die Forschungsgruppe „Internationale Arbeitsteilung: Neue Herausforderungen für Arbeitnehmer, Unternehmen und politische Entscheidungsträger“ neue Globalisierungsaspekte, Technologieveränderungen sowie Gewinner und Verlierer des Welthandels näher in den Blick. (Sprecher: Professor Dr. Hartmut Egger, Universität Bayreuth)

Protonenleitende Keramiken sind aufgrund ihrer Einsatzmöglichkeiten als Elektrolyte Schlüsselmaterialien für die Energiespeicherung und Brennstoffzellentechnologie. Bei der Realisierung stoßen die bislang vorherrschenden, zusammensetzungs- und prozessorientierten Strategien des Materialdesigns allerdings zunehmend an ihre Grenzen; hier sind neue Ansätze gefragt. In diesem Rahmen will die Forschungsgruppe „Synergetisches Design protonenleitender Keramiken für Energietechnologie (SynDiPET)“ in einer übergreifenden Betrachtung von Defektchemie, neuartigen Herstellungsverfahren, Gefügebildung und physikalischer Funktionalität unter Einbeziehung von skalenübergreifenden Simulationen und Methoden des maschinellen Lernens (ML) die Mikrostrukturen von Elektrolytkeramiken gestalten und optimieren. (Sprecherin: Professorin Dr.-Ing. Bai-Xiang Xu, TU Darmstadt)

 Chronische Lebererkrankungen können von reversiblen Entzündungsstadien in ein irreversibles hepatozelluläres Karzinom (HCC), also in Leberkrebs, übergehen. Um zukünftig das Risiko für die Entwicklung eines HCC bei Patient*innen besser vorhersagen und personalisierte Ansätze zur Krebsprävention entwickeln zu können, müssen die dabei im Körper zutage tretenden Alarmsignale besser verstanden werden. Hier setzt die Forschungsgruppe „Die dynamische Steuerung von Stadienübergängen chronischer Lebererkrankungen durch Zelltod- und Alarm-Signale (dangerhep)“ an. Sie will untersuchen, wie der Körper spezifische Alarmsignale bei Leberschädigungen freisetzt, wie diese Alarmsignale Interaktionen zwischen Leberzellen und Immunzellen steuern und wie diese Interaktionen wiederum Stadienübergänge vermitteln. (Sprecher: Professor Tom Lüdde, Ph.D., Universitätsklinikum Düsseldorf)

Ob Rechenzentren, mobile Endgeräte, KI-Boom oder autonomes Fahren: Der weltweit exponentiell wachsende Energieverbrauch für Informations- und Kommunikationstechnik trägt wesentlich zum globalen Klimawandel bei. Erforderlich ist deshalb eine Verringerung des Stromverbrauchs von Computern im globalen Maßstab. Die Forschungsgruppe „Ganzheitliche Energie- und Leistungsmodellierung für nachhaltiges Rechnen (Mod4Comp)“ will deshalb Leistungsfähigkeit und Energieverbrauch hoch spezialisierter Rechnerarchitekturen in diesem Feld – etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz – besser verstehen, um künftig bereits im Entwicklungsprozess energieschonend vorgehen zu können. Dazu entwickelt der Verbund neue Modellbildungsprozesse, die die Interaktion der Hard- und Software ganzheitlich erfassen. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Dietmar Fey, Universität Erlangen-Nürnberg)

Der auf der Theorie sozialer Identität basierende Ansatz des „Identity Leadership“ untersucht, wie Führung gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und Herausforderungen wie Polarisierung, Krisen und dem Klimawandel bewältigen kann. Die Kolleg-Forschungsgruppe „Führung neu denken: Identitätsbasierte Führung als gruppenorientiertes Instrument zur Analyse und Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit“ zielt darauf ab, die Forschung zur identitätsbasierten Führung durch neue methodische Ansätze sowie interdisziplinäre Perspektiven aus Psychologie und Wirtschaftswissenschaften weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen dabei die theoretische Weiterentwicklung des Konzeptes sozialer Identität und dessen praktischer Relevanz. (Sprecher: Professor Dr. Rolf van Dick, Universität Frankfurt am Main)

Im Blick auf die Ernährungssicherung einer schnell wachsenden Weltbevölkerung ist das gleichzeitige Auftreten abiotischer und biotischer Stressfaktoren, zum Beispiel Trockenheit und Pilzbefall, bei Nutzpflanzen ein zentrales Forschungsthema. Unter Feldbedingungen wurde diese Mehrfachbelastung für die meisten Pflanzenarten und Stresskombinationen noch nicht erforscht. Hier will die Forschungsgruppe „Wirkungen und Mechanismen gleichzeitig auftretender, multipler abiotischer und biotischer Stressinteraktionen im Maisanbau (MultiStress)“ Abhilfe schaffen. Ihr Ziel ist es, über die Verknüpfung von Feldversuchen mit ökophysiologischer Modellierung die Auswirkungen von multiplem Stress auf die Physiologie und Leistungsfähigkeit von Nutzpflanzen in Bezug auf Faktoren wie Ertrag, Biomassequalität oder Wasser- und Nährstoffnutzungseffizienz besser zu verstehen. (Sprecher: Professor Dr. Reimund P. Rötter, Universität Göttingen)

Im Alltag werden Menschen häufig mit mehreren Aufgaben gleichzeitig konfrontiert, was als Multitasking gut untersucht ist. Häufig wechseln wir dabei auch absichtlich zwischen verschiedenen Aufgaben. Die Mechanismen der dabei zugrunde liegenden Entscheidungen sind noch nicht hinreichend verstanden. Ziel der Forschungsgruppe „Task-Switching Entscheidungen und zugrundeliegende kognitive Prozesse“ ist es, die Determinanten der freiwilligen Aufgabenwahl zu identifizieren sowie auf der Grundlage aktueller Theorien formale Modelle zu entwickeln, die solche Entscheidungen abbilden. Dabei führt sie zwei bisher eher voneinander getrennte Forschungsdisziplinen – die Multitasking- und die Entscheidungsforschung – zusammen. (Sprecher: Professor Dr. Markus Raab, Deutsche Sporthochschule Köln)

Gefäßerkrankungen, Schlaganfälle und Bluthochdruck sind häufige Folgen systemischer Autoimmunerkrankungen. Einiges spricht dafür, dass Autoantikörper, die spezifisch für G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs) sind, hieran beteiligt sind. Die Forschungsgruppe „Autoantikörper gegen G Protein-gekoppelte Rezeptoren als Treiber vaskulärer Erkrankungen (AbsInVasc)“ will die molekularen Mechanismen identifizieren, die zur Entstehung pathogener GPCR-spezifischer Autoantikörper führen, die Rezeptor-Antikörper-Wechselwirkungen sowie nachgeschaltete Signalwege charakterisieren und die pathophysiologische Rolle von GPCR-Autoantikörpern untersuchen. Letztlich sollen so Erkenntnisse über entzündliche Gefäßerkrankungen sowie zu neuen Therapien gewonnen werden. (Sprecherin: Professorin Dr. Gabriela Riemekasten, Universität Lübeck)

Menschliches Handeln und Gestalten wird zunehmend von maschinellem Entscheiden unterstützt, ergänzt oder ersetzt. Letzteres erfolgt oft durch KI-Systeme, die aufgrund der immensen Zunahme an Rechenkapazitäten und der damit verbundenen Möglichkeit zur Analyse immer größerer Datenmengen stetig leistungsfähiger werden. Dieser überaus starke Verbreitung maschinellen Entscheidens bedeutet eine juristische und soziale Zeitenwende. Die Forschungsgruppe „Rechtliche und gesellschaftliche Folgen maschinellen Entscheidens“ strebt an, die diesbezüglichen Herausforderungen und Potenziale maschinellen Entscheidens zu identifizieren, rechtliche Gestaltungsoptionen zu entwickeln und die Aufgabe der Rechtswissenschaft unter den Vorzeichen maschinellen Entscheidens neu zu vermessen. (Sprecher: Professor Dr. Stefan Arnold, Universität Münster)

Das zentrale Ziel der Forschungsgruppe „Maschinelles Lernen für komplexe Quantenzustände“ ist es, die Grundlagenforschung komplexer Quantensysteme sowohl in der Theorie als auch im Experiment mithilfe von Künstlicher Intelligenz voranzutreiben. Konkret zielt die Initiative darauf ab, neue Wege zur Untersuchung von Verschränkungsstrukturen und nicht lokaler Ordnung für die Charakterisierung solcher Quantenzustände zu finden. Weitere Forschungsfragen zielen auf Informationsausbreitung und Äquilibrierung in diesen Systemen sowie die kontrollierte Erzeugung von Quantenverschränkung. Die Forschungsgruppe wird im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert. (Sprecher: Dr. Markus Schmitt, Universität Regensburg)

Die für eine weitere Förderperiode verlängerten Verbünde

(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecher*innen und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

Weiterführende Informationen

Zu den Forschungsgruppen der DFG:

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecher*innen der Verbünde.

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