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Warum die Analysen und Aussagen des Förderatlas 2018 nicht nur für die einzelnen Forschungseinrichtungen, sondern auch für die deutsche Wissenschaftspolitik insgesamt wichtig sind, schildern die Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Hochschulrektorenkonferenz.
Der „Förderatlas“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat seit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahr 1997 hohe und im Lauf seiner im dreijährigen Turnus veröffentlichten Folgeausgaben weiter zunehmende Aufmerksamkeit gefunden an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie in der Hochschul- und Wissenschaftspolitik, aber auch außerhalb des Wissenschaftssystems in Medien und Öffentlichkeit. Wir verstehen dieses Interesse als eine Bestätigung unseres Anliegens, mit dieser Publikation in bis dahin nicht versuchtem Maße „Kennzahlen zur öffentlichen Finanzierung in Deutschland“ zusammenzuführen und aufzubereiten. Auch die hiermit vorgelegte achte Ausgabe des Förderatlas fühlt sich dem Anspruch verpflichtet, in differenzierter Form darüber zu informieren, wo in Deutschland Forschung mit im Wettbewerb eingeworbenen Mitteln unterstützt und dadurch das Forschungsprofil von Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen, aber auch von Standorten und Regionen entscheidend geprägt wird.
Wie in jeder Ausgabe des DFG-Förderatlas werden auch in dieser einzelne thematische Fragestellungen besonders akzentuiert. Nach dem Thema Gleichstellung im Förderatlas 2012 und der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder in der letzten Ausgabe wird in diesem Förderatlas mit dem Sonderkapitel „Forschungsförderung im europäischen Kontext und weltweit“ die Aufmerksamkeit auf einige zentrale Aspekte des internationalen Förder- und Forschungshandelns gerichtet. Der Fokus liegt dabei auf dem europäischen Forschungsraum. Die Analysen zeigen, dass Deutschland diesen Raum insgesamt stark prägt und zudem bei ausländischen Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zunehmend an Attraktivität gewinnt. In einem weiteren Sonderkapitel wird das DFG-Programm Sonderforschungsbereiche vertiefend analysiert. Das Programm hat in den 50 Jahren seines Bestehens vielerorts einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung der Hochschulen geleistet und leistet ihn weiterhin.
Ein zentrales Element des DFG-Förderatlas sind tabellarische Darstellungen, die Hochschulen in Form von Rangreihen anordnen. Besondere Beachtung finden dabei in der Regel die Informationen zu dem bei der DFG in einem bestimmten Zeitraum eingeworbenen Mittelvolumen. Gegenüber der letzten Ausgabe des DFG-Förderatlas haben sich für die Mehrzahl der Hochschulen keine oder allenfalls geringfügige Rangplatzveränderungen ergeben. Kam es zu Veränderungen, sind diese meist auf die Mittel aus den Zukunftskonzepten der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zurückzuführen. An einigen wenigen Standorten sind diese im Berichtszeitraum 2014 bis 2016 ausgelaufen, an anderen wiederum neu gestartet. Da auf ein Zukunftskonzept im Durchschnitt gut 15 Millionen Euro pro Jahr entfallen, haben solche Zäsuren einen besonderen Einfluss auf die Rangreihe.
Bereits im Förderatlas 2012 konnten wir zeigen, dass sich die Rangplätze der Hochschulen mit Blick auf das eingeworbene DFG-Mittelvolumen über die vorangegangenen 20 Jahre, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, von Ausgabe zu Ausgabe meist nur geringfügig verändert haben. 2015 zeigte eine weitere Sonderanalyse, dass auch die fachlichen Förderprofile der untersuchten Hochschulen in den meisten Fällen recht stabil sind, es also kaum Einrichtungen gibt, die ihr Drittmittelprofil im Zeitverlauf auf immer weniger ausgewählte „starke“ Fächer fokussieren oder sich umgekehrt in einer immer größeren Zahl an Fächern um Drittmittel bemühen, also fachlich diversifizieren.
Mit Blick auf die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hochschulen, die das Wissenschaftssystem seit einigen Jahren prägt – und den Wettbewerb von Standorten um internationale Sichtbarkeit, zusätzliche Mittel, stark motivierte Studierende und hoch qualifiziertes wissenschaftliches Personal meint –, ist gerade diese Stabilität der Kennzahlen auch eine Art Gütesiegel. Sie zeigt, dass Hochschulen in den Forschungsfeldern, in denen sie (drittmittel-)stark sind, diese Stärke meist über einen längeren Zeitraum aufgebaut haben und kontinuierlich weiterentwickeln. Der Erfolg bei der Drittmitteleinwerbung folgt keinen kurzfristigen Moden und scheint auch weitgehend immun gegen Versuche der wissenschaftsexternen Steuerung. So finden sich denn auch weder Belege dafür, dass kleinere Hochschulen größeren im Wettbewerb um Drittmittel per se unterlegen wären, noch weisen die Daten auf eine Verdrängung kleiner durch große Fächer hin.
Indem der DFG-Förderatlas auch solche Zusammenhänge und Entwicklungen aufzeigt, soll das Berichtssystem auch dazu beitragen, in der Diskussion um drittmittelbasierte Kennzahlen wieder verstärkt die Qualitätsdimension in den Blick zu nehmen. Bereits in den 1980er-Jahren sprachen sich der Wissenschaftsrat, die (damals noch Westdeutsche) Rektorenkonferenz und eine Reihe weiterer forschungspolitischer Akteure für eine verbesserte Dokumentation und statistische Erfassung von an den Hochschulen eingeworbenen Drittmitteln aus. „Drittmittel sind seit jeher für die Qualitätssicherung der Hochschulforschung ein wesentliches Element, weil sie eingeworben werden müssen“ (WR 1982, S. 5), so begründete seinerzeit der Wissenschaftsrat sein Engagement. Heute und vor dem Hintergrund einer langjährigen und vielschichtigen Auseinandersetzung mit drittmittelbasierten Kennzahlen ist dem nur wenig hinzuzufügen: Drittmittel erweisen sich nicht nur als „Gewinn“ im monetären Sinne. Sie sind Ausweis der Forschungsqualität, die die Gutachterinnen und Gutachter in den einzelnen Anträgen erkennen. In ihrer Aggregation machen sie diese Qualität über die jeweilige Disziplin und den jeweiligen Standort hinaus sichtbar.
Auch mit der aktuellen Ausgabe des DFG-Förderatlas verbinden wir die Hoffnung, dass das hier präsentierte und im begleitenden Internetangebot umfangreich ergänzte Zahlenwerk zu vielfältigen Auseinandersetzungen anregt und notwendige Entscheidungen auf eine verlässliche Basis stellt. Allen, die in vielfacher Weise zu diesem Werk beigetragen haben, danken wir sehr herzlich.
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Professor Dr. Peter Strohschneider | Professor Dr. Dr. h.c. Horst Hippler |
Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft | Präsident der Hochschulrektorenkonferenz |