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Geschlecht und Vielfältigkeit in den Ingenieurwissenschaften

Für die ingenieurwissenschaftliche Forschung sind Geschlecht und Vielfältigkeit je nach Projekt und Forschungsinhalt unterschiedlich relevant. Viele Forschungsprojekte haben keinen unmittelbaren Bezug zu Menschen oder Tieren sowie deren Vielfältigkeitsdimensionen. In einigen Projekten sollen die Forschungsergebnisse für Menschen nutzbar sein, während einzelne Projekte die Interaktion von Mensch und Technik direkt erforschen. In letzteren Fällen sollte im Rahmen der Antragstellung bei der DFG reflektiert werden, ob und ggf. in welcher Weise die Berücksichtigung der Vielfältigkeit von Menschen oder auch Tieren für das betreffende Projekt angemessen ist.

Anhand des von der DFG zur Verfügung gestellten Fragenkatalogs können Antragstellende bereits in der Planungsphase prüfen, ob diese Dimensionen für ein Forschungsvorhaben relevant sein könnten.

Beispiele aus der Forschung

Im Folgenden werden beispielhaft Projekte vorgestellt, in denen Vielfältigkeitsaspekte auf ganz unterschiedliche Weise und auf verschiedenen Ebenen zum Tragen kommen.

Bernd Sauer, Projekt: Fluidfreie Schmierung von Schneckengetrieben auf Basis von PTFE

Viele Forschungsprojekte in den Ingenieurwissenschaften haben keinen unmittelbaren Bezug zu Menschen (oder auch Tieren) und somit zu ihrem Geschlecht und ihrer Vielfältigkeit. Dementsprechend muss in Anträgen zu diesen Projekten nichts weiter zu diesem Punkt ausgeführt werden.

Ein Beispiel für die Nicht-Relevanz von Geschlecht und / oder Vielfältigkeit ist das Projekt zur Getriebeschmierung: In diesem Forschungsvorhaben sollen die Mechanismen der fluidfreien Schmierung in Schneckengetrieben ermittelt werden. Dazu werden speziell zu entwickelnde Messungen auf Prüfständen durchgeführt. Hier hat weder der Forschungsgegenstand noch die Forschungsmethodik einen direkten Bezug zum Menschen.

Christian Brecher, Projekt: Entwicklung einer innovativen Methode zur Beurteilung der Anregung im Getriebe basierend auf psychoakustischen Berechnungsansätzen sowie darauf aufbauendes Transferprojekt: Transfer der Methode zur gehörgerechten Auslegung auf geschliffene Kegelradverzahnungen erweitert um die Aufprägung einer gezielten Mikrogeometriestreuung

Einige Forschungsprojekte in den Ingenieurwissenschaften haben jedoch – auch in der Grundlagenforschung – einen direkten Bezug zu Menschen, da das Forschungsziel den Menschen direkt betrifft, selbst wenn der Forschungsansatz keine Interaktion mit Menschen vorsieht. In diesen Fällen sollte im Antrag darauf eingegangen werden, ob die Vielfältigkeit der Menschen eine Rolle spielt und inwiefern die verwendeten Hilfsmittel diesem Sachverhalt angemessen sind.

Ein Beispiel hierfür ist das Projekt zur Getriebeakustik: In diesem Forschungsvorhaben soll eine Bewertungsmethode für Getriebeschwingungen entwickelt werden, die insbesondere die entstehenden Geräusche und deren Wahrnehmung durch Menschen einbezieht. Dafür sollen Schwingungen und Geräusche durch Berechnungen synthetisiert und gemessen werden. Die Bewertung erfolgt durch bereits bekannte psychoakustische Modelle, wodurch eigene Hörversuche mit Probandinnen und Probanden nicht geplant sind. Im Antrag sollte dementsprechend kurz dargelegt werden, ob Unterschiede in der Anregung im Zahneingriff durch die Psychoakustik und das menschliche Lärmempfinden detektierbar sind und ob diese ggf. in den verwendeten psychoakustischen Modellen berücksichtigt oder nicht berücksichtigt werden.

Ercan Altinsoy, Projekt: Modellierung der Wahrnehmungsgrößen von Ganzkörper-Schwingungen und deren Interaktion mit psychoakustischen Größen

Einzelne Forschungsprojekte in den Ingenieurwissenschaften untersuchen direkt die Interaktion zwischen technischen Lösungen und Menschen oder die Nutzung technischer Lösungen durch Menschen. Hier sollte im Antrag dargelegt werden, ob etwa Unterschiede zwischen Frauen und Männern erwartet werden, ob dies ggf. bisher unbekannt ist und wie Unterschiede im Forschungsprogramm berücksichtigt oder überprüft werden.

Ein Beispiel ist das Projekt zur Wechselwirkung zwischen Fahrzeugschwingungen und Fahrzeuggeräuschen: Durch Versuche mit Proband*innen in einem Fahrsimulator soll ermittelt werden, ob und welche Wechselwirkungen zwischen den Schwingungen und der Geräuschwahrnehmung vorliegen. Aus der Psychoakustik sind Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Wahrnehmung von Fahrgeräuschen bekannt, teilweise auch aus der taktilen Wahrnehmung. Daher ist im Arbeitsprogramm darzulegen, wie die ermittelten Wechselwirkungen auf Unterschiede zwischen Frauen und Männern überprüft werden und wie dies etwa bei der Planung der Versuche und der Gewinnung von Probandinnen und Probanden berücksichtigt wird. Bisherige Ergebnisse des Forschungsprojekts stützen diese Herangehensweise und deuten an, dass bei der Wahrnehmungsschwelle von Ganzkörper-Schwingungen leichte Unterschiede zwischen Frauen und Männern existieren.

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