Forschungszusammenarbeit international stärken: DFG engagiert sich in Zentralasien

Im Herbst 2025 führte die DFG im Zuge ihres strategischen Kooperationsausbaus mit Zentralasien gleich mehrere Aktivitäten durch. So reiste DFG-Vizepräsidentin Professorin Karin Jacobs zu Kooperationsgesprächen nach Kasachstan und nahm an einer Netzwerkveranstaltung in der usbekischen Botschaft in Berlin teil. Eine Delegationsreise nach Taschkent nahm die DFG darüber hinaus zum Anlass, um mit Professor Georg Guggenberger, wissenschaftliches Mitglied des Senats, eine Fachveranstaltung vor Ort vorzubereiten. Des Weiteren erfolgte erstmalig eine Delegationsreise nach Turkmenistan.

DFG-Vizepräsidentin Professorin Karin Jacobs auf dem bilateralen Hochschulforum im November 2025 in der usbekischen Botschaft in Berlin.

© DFG

In diesem Jahr hat die DFG ihr verstärktes Engagement in Zentralasien noch erhöht und eine Vielzahl an Aktivitäten in der Region durchgeführt. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Herausforderungen gewinnt die Kooperation mit der Region Zentralasien auch im Wissenschaftsbereich zunehmend an Bedeutung. Alle fünf zentralasiatischen Länder, vor allem aber Kasachstan und Usbekistan, rücken aufgrund ihres steigenden Potenzials für die Wissenschaft und ihrer Relevanz für die Bearbeitung globaler Forschungsfragen zunehmend in den Fokus.

Im September besuchte DFG-Vizepräsidentin Jacobs (Universität des Saarlandes) Kasachstan und nahm Termine an den beiden wichtigsten Wissenschaftsstandorten des Landes mit Ministerialvertreter*innen, Förderorganisationen, Universitäten und der Akademie der Wissenschaften wahr. Ziel war es, die laufende Initiative der DFG zur Vernetzung deutscher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften mit Forscher*innen in Zentralasien vorzustellen und weitere Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. 

So traf sie in Astana die Vizeministerin für Forschung, Gulsat Kobenova, um mit ihr Anknüpfungspunkte für deutsch-kasachische Forschungsprojekte zu diskutieren. Dabei wurden neben der laufenden HAW-Initiative der DFG in der Region vor allem auch die aktuellen Ergebnisse der Exzellenzstrategie und der soeben erschienene englischsprachige DFG Funding Atlas vorgestellt. Zudem konnten im Austausch mit dem nationalen Science Fund, der seit Kurzem seine Programme für die Förderung von Grundlagenforschung geöffnet hat, verschiedene Aspekte des Themas Kofinanzierung erörtert werden. An der Nazarbayev University, einer der jüngsten und herausragendsten Hochschulen in Zentralasien, gab ihr Präsident Waqar Akhmad Einblicke in die aktuellen Forschungstätigkeiten der Universität und sprach sich für die Entwicklung internationaler Kofinanzierungsprogramme aus. Im Gespräch mit der Deutschen Botschafterin Monika Iwersen wurden darüber hinaus die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit mit der Region beleuchtet. Begleitet wurden die Termine der DFG in Astana von Professor Jörg Bagdahn, Präsident der Hochschule Anhalt und HRK-Vizepräsident sowie Sprecher der Mitgliedergruppe der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften / Fachhochschulen (HAW/FH) in der HRK, der kurz zuvor eine Filiale der HS Anhalt in Kasachstan eröffnet hatte und der laufenden DFG HAW-Initiative Nachdruck verlieh.

In Almaty würdigte DFG-Vizepräsidentin Jacobs in ihrem Grußwort auf einer bilateralen Konferenz zur Nachhaltigkeit in Zentralasien das große deutsch-kasachische Interesse an Forschungskooperationen. Die Konferenz wurde von der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) mit ihrem Präsidenten Professor Wolrad Rommel in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum organisiert und fand mit über 300 Teilnehmer*innen, darunter eine große und hochrangige deutsche Delegation mit Universitätsrektoren und -prorektoren (u. a. der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund, der Universität Duisburg-Essen) an der Nationalen Akademie der Wissenschaften statt. Dort kam sie neben dem Präsidenten der DKU auch mit dem Präsidenten der Akademie, Professor Akhilbek Kurishbayev, in vertiefte Gespräche. Darüber hinaus wurde die DFG-Delegation in der größten Universität Kasachstans, der Al-Farabi University, und der Kazakh-British Technical University empfangen, wo ebenfalls aktuelle Fördermaßnahmen der DFG diskutiert werden konnten. Zudem präsentierte sich die DFG auf einer deutsch-kasachischen Wissenschaftskonferenz an der East Kazakhstan Technical University und besuchte dort das Kasachisch-Deutsche Institut für Wissenschaft und Technologie.

Im Oktober nahm die DFG an einer BMFTR-Delegationsreise nach Usbekistan teil, um auf der Innoweek, der größten Wissenschafts- und Innovationsmesse in Zentralasien, ihre Förderprogramme zu präsentieren und die Kontakte vor Ort zu vertiefen. Die Reise diente außerdem dazu, mit Professor Georg Guggenberger (Leibniz-Universität Hannover) in seiner Funktion als wissenschaftliches Mitglied des Senats der DFG einen Workshop zum Thema One Health im Bereich der Agrarwissenschaften vorzubereiten. Hierzu fanden Gespräche mit der Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Shakhlokho Turdikulova, Vertreter*innen des Landwirtschaftsministeriums und anderer einschlägiger Forschungseinrichtungen statt. Daran anschließend konnte die DFG als Teil der BMFTR-Delegationsreise mit weiteren deutschen Wissenschaftsorganisationen wie dem DAAD erstmals vor Ort die Hochschul- und Forschungslandschaft Turkmenistans kennenlernen.

Karin Jacobs und Georg Guggenberger trugen im November schließlich mit Vorträgen zum Ersten Deutsch-Usbekischen Hochschul-Forum an der usbekischen Botschaft in Berlin bei, die vor allem als Netzwerkveranstaltung diente. In diesem Rahmen konnten die DFG-Vizepräsidentin und der DFG-Senator sowohl mit dem usbekischen Vizeminister für Forschung Sardor Radjabov als auch mit dem usbekischen Botschafter Dilshod Akhatov sowie dem II. Sekretär Sherzod Khasanov fruchtbare bilaterale Gespräche führen und die Maßnahmen des verstärkten Engagements der DFG in der Region Zentralasien erläutern.

Unterstützt wurde die DFG bei ihren Aktivitäten in Zentralasien durch das BMBF-geförderte Central Asia Sustainable Innovation Bureau (CASIB) in Almaty, mit dessen Leiter Dr. Peter Liebelt (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) sie die Zusammenarbeit zukünftig festigen wird. So will die DFG weiterhin den Bedarfen aus der Wissenschaft beider Länder folgen und diesen mit adäquaten Fördermaßnahmen sowie fachspezifischen Anbahnungsinitiativen begegnen. Zum Ausdruck kam das große beiderseitige Interesse in diesem Jahr ganz besonders durch die über 200 eingereichten Poster im Rahmen der HAW-Vernetzungsinitiative, die den beteiligten Wissenschaftler*innen in Form eines Posterbooks zur Verfügung gestellt werden – eine Initiative, die die Grundlage für weitere bilaterale Kooperationen in anwendungsnahen Fachbereichen schafft.