(27.01.15) Zum Ausklang des Wissenschaftsjahres zwischen der Europäischen Union und Russland erschien Ende Dezember 2014 eine Sonderedition des zweisprachigen Journals Saldo. Diese ist nach 2012 bereits die zweite Ausgabe, die gänzlich der Wissenschaft und Bildung in Russland gewidmet ist und aus aktuellem politischen Anlass die Vermittlerrolle der vor Ort ansässigen deutschen Wissenschaftsvertreter thematisiert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft beteiligt sich mit zahlreichen Beiträgen zu von der DFG geförderten bilateralen Kooperationen und einem Interview mit DFG-Präsident Professor Peter Strohschneider.
Deutschland ist für Russland traditionell einer der wichtigsten internationalen Kooperationspartner – im Bereich Wissenschaft und Forschung vielleicht sogar der wichtigste. Hinter die gemeinsamen Aktivitäten setzt derzeit jedoch die Ukraine-Krise ein Fragezeichen und es bleibt noch offen, wie sich die politische Zäsur auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit auswirkt, so DFG Präsident Peter Strohschneider. Dennoch veranschaulicht die vorliegende Sonderausgabe des Saldo-Journals, welches sich sonst stärker mit Wirtschaftsfragen auseinandersetzt, dass die Wissenschaftsbeziehungen auf eine lange Tradition zurückblicken können und diese gerade auch in politisch schwierigen Zeiten immer wieder als Brückenbauer dienten.
Beispiel dafür ist eine enge Kooperation im Bereich der Ingenieurwissenschaften zwischen der Universität Stuttgart und dem Khristianovich Institute of Theoretical and Applied Mechanics (ITAM) in Novosibirsk, die seit über 20 Jahren besteht. Durch die Förderung des DFG-Graduiertenkollegs GRK 1095 entstand ein deutsch-russisches Arbeitsteam, das einen ganz entscheidenden Beitrag auf dem Gebiet der Scramjet-Antriebssysteme leistete. Von gemeinsamen Forschungen in der Luft- und Raumfahrt sowie in den Lebens- und Geowissenschaften berichtet auch der einst von der DFG geförderte Alexander Gerst, der 2014 als dritter deutscher Astronaut im Weltall zusammen mit einem Russen und einem Amerikaner diverse wissenschaftliche Experimente durchführte.
Darüber hinaus belegt das 2014 neu eingerichtete erste deutsch-russische Graduiertenkolleg in den Geisteswissenschaften (GRK 1956), dass die DFG auch weiterhin die Zusammenarbeit zwischen Forscherinnen und Forschern beider Länder befördern will. So kann das internationale Graduiertenkolleg zwischen der Universität Freiburg und der Staatlichen Russischen Geisteswissenschaftlichen Universität Moskau (RGGU), das deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext unter dem hoch aktuellen Aspekt „Kulturtransfer“ und „kulturelle Identität“ untersucht, sogar auf eine Förderung der DFG von bis zu neun Jahren hoffen.
Seit 2007 erscheint das Journal „Saldo“ bis zu vier Mal pro Jahr in deutscher und in russischer Sprache. Saldo hat einen Umfang von 60 bis 90 Seiten bei bis zu 7.000 Exemplaren Auflage. Interviews aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie Fachartikel wechseln ab mit journalistischen Texten. Die Mission von Saldo ist, als unabhängige Informationsplattform neben Berichten zu den jeweiligen zentralen Themen auch Einsichten in die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge des Miteinanders von Deutschland, Russland und Europa zu geben.
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