GAIN25 in Boston: Großes Interesse – große Besorgnis

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Die diesjährige Tagung des German Academic International Network (GAIN), die vom 29. bis 31. August in Boston stattfand, zog so viel Interesse auf sich wie keine der 24 Ausgaben zuvor: Mehr als 600 Teilnehmer*innen sowohl aus Deutschland als auch aus den USA waren vor Ort, um sich zu den unterschiedlichsten Themen rund um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu informieren. Mehr als 200 deutsche Postdocs, die derzeit in den USA forschen, zeigten Interesse an Rückkehrmöglichkeiten nach Deutschland. Darüber hinaus fanden aber auch rund 100 internationale Postdocs, die noch keine konkrete Beziehung zum deutschen Wissenschaftssystem haben, den Weg zur Tagung und nahmen die Informationsangebote rege an.

Das vorherrschende Gesprächsthema auf der von der Alexander von Humboldt-Stiftung, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der DFG organisierten Tagung aber war die politische Situation in den USA. Die Präsident*innen der drei Organisationen äußerten sich in Boston mehr als besorgt zur Lage der Wissenschaft in den USA. „Seit Jahresbeginn ist die Wissenschaft in den USA immer neuen Repressionen ausgesetzt. Wir alle, die Wissenschaftsgemeinschaft in Deutschland ebenso wie weltweit, verfolgen diese Entwicklung mit Entsetzen. Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, die Solidarität mit unseren Kolleginnen und Kollegen in den USA zum Ausdruck zu bringen und Wissenschaftler*innen, die ihre Arbeit nicht mehr frei durchführen können, zu unterstützen“, sagte DFG-Präsidentin Katja Becker in ihrer Begrüßung.

„In dieser Situation engagiert sich die DFG daher mehr denn je für die Aufrechterhaltung und Stärkung der wissenschaftlichen Beziehungen über den Atlantik hinweg. Uns verbinden jahrzehntelange, äußerst erfolgreiche transatlantische Forschungspartnerschaften, die zu herausragenden Ergebnissen geführt haben. Gleichzeitig erschließen wir durch bilaterale Zusammenarbeit und globalen Austausch neue Wege der Forschungszusammenarbeit, um auch weiterhin gemeinsam die Zukunft zu gestalten“, so Becker weiter.

Auch in den verschiedenen Panels und in vielen Gesprächen der Teilnehmer*innen untereinander war die Situation der amerikanischen Wissenschaft Thema. Insgesamt herrschte große Einigkeit darüber, dass die Wissenschaftsfreiheit geschützt und dass Solidarität gegenüber den unter Druck geratenen Kolleg*innen in Amerika gezeigt werden müsse. Außerdem sollten die Gesprächskanäle weiterhin offengehalten werden, weshalb viele betonten, wie wichtig es gerade in diesen Zeiten sei, in die USA zu reisen und vor Ort präsent zu sein.

Lunch Talk zur Exzellenzstrategie

Doch es gab auch weitere wissenschaftspolitische Themen zu besprechen: So veranstaltete die DFG im Rahmen der GAIN-Konferenz einen Lunch Talk, in dessen Rahmen sich Wissenschaftler*innen aus den USA und Wissenschaftspoliker*innen aus Deutschland über die Exzellenzstrategie und die Kooperationsmöglichkeiten von US-Forscher*innen mit den künftigen Exzellenzclustern austauschten. Sie diskutierten darüber, wie die Wissenschaft in den USA auf die Exzellenzstrategie und das Wissenschaftssystem in Deutschland blickt und welche Möglichkeiten sich für amerikanische Forscher*innen zur Kooperation mit den im Mai bewilligten 70 Exzellenzclustern eröffnen.

Dabei brachten sich auch Abgeordnete aus dem Forschungsausschuss des Deutschen Bundestags ein sowie Falko Mohrs, Vorsitzender der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder (GWK), und Rolf-Dieter Jungk, Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Auch Wolfgang Wick, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, der den Wettbewerb um die künftigen Exzellenzuniversitäten durchführt, beteiligte sich an der Diskussion.

Staatssekretär Jungk stellte im Rahmen der GAIN-Tagung zudem die Global Minds Initiative der Bundesregierung vor, die unter Beteiligung von Humboldt-Stiftung, DFG und DAAD international mobilen weltweit Forschenden neue Karriereperspektiven in Deutschland eröffnen soll. 

Neben der Diskussion aktueller politischer Fragen sind Vernetzung und Beratung feste Bestandteile von GAIN. So stellten auf der „Talent Fair“ viele Einrichtungen aus Deutschland den Postdocs Karrieremöglichkeiten vor und präsentierten offene Stellen. Wie in den Vorjahren lud die DFG zudem zu einem Empfang der Postdocs, die sich gerade mit einem DFG-Stipendium in den USA befinden. DFG-Präsidentin Becker würdigte sie als „unverzichtbare Botschafterinnen und Botschafter der Exzellenz des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland und wertvolle Mittler zwischen den Kulturen.“

Unmittelbar vor der Tagung in Boston hatte die DFG zu einem Round Table nach Washington, D.C. eingeladen. Daran nahmen rund 30 deutsche und US-amerikanische Expert*innen aus Wissenschaft und Politik teil. Sie sprachen darüber, wie angesichts der aktuellen geopolitischen Veränderungen die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA weiter ausgebaut und dabei resilient gestaltet werden könne. 

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