Von Kaven-Ehrenpreis 2025 für Andrii Mironchenko
Dr. Andrii Mironchenko
© UBT / privat
Für seine herausragenden Forschungsarbeiten in der Systemtheorie erhält der Mathematiker Dr. Andrii Mironchenko von der Universität Bayreuth den diesjährigen von Kaven-Ehrenpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit dem Preis werden traditionell Mathematiker*innen ausgezeichnet, die im Heisenberg- oder Emmy Noether-Programm der DFG forschen. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 29. Oktober im Rahmen der Gauß-Vorlesung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) in Bochum verliehen. Die Laudatio hält Professorin Dr. Birgit Jacob von der Universität Wuppertal, Mitglied des DFG-Fachkollegiums Mathematik.
Andrii Mironchenko beschäftigt sich mit sogenannten unendlich-dimensionalen Systemen – mathematischen Modellen, die beispielsweise optimierten, sich selbst anpassenden und steuernden Verkehrssteuerungssystemen oder intelligenten Stromnetzwerken zugrunde liegen können. Sie sind ein Teilbereich der mathematischen Systemtheorie, welche die Grundlagen entwickelt, um dynamische Systeme zu regeln und zu stabilisieren.
Die Steuermechanismen in technischen Systemen basieren auf mathematischen Modellen, die diese niemals exakt beschreiben, da sie häufig verborgenen Dynamiken, ungenauen oder unbekannten Parametern sowie äußeren Störungen unterliegen. Es ist allgemein bekannt, dass selbst kleine Störungen die Leistung drastisch mindern, die Stabilität verändern oder sogar das Steuerungssystem destabilisieren können. Andrii Mironchenko entwickelt Methoden, um die Robustheit verschiedener Steuermechanismen zu gewährleisten, sodass diese unerwünschten Effekte nicht auftreten.
Ein Großteil der mathematischen Systemtheorie basiert auf der strukturellen Grundannahme, dass sich der Zustandsraum zeitlich nicht verändert. Diese Annahme ist jedoch bei vielen natürlichen und menschengemachten Systemen nicht erfüllt. Ein typisches Problem dieser Art besteht darin, ein optimiertes, adaptives Verkehrssteuerungssystem zu entwerfen, sodass der Regler funktionsfähig und skalierbar bleibt, selbst wenn neue Straßen und Fahrzeuge in das Netzwerk eintreten oder es verlassen. Ein verwandtes Problem ist die Organisation eines intelligenten Stromnetzes, das eine robuste und effiziente Energieerzeugung und -übertragung sicherstellt, auch wenn sich Größe und Topologie des Netzes durch das An- und Abkoppeln von Mikronetzen ändern. Mironchenko arbeitet daran, ein allgemeines Paradigma zur Modellierung solcher Systeme zu entwickeln.
Nach seinem Studium der Angewandten Mathematik an der Universität Odessa, Ukraine, promovierte Andrii Mironchenko an der Universität Bremen über Stabilität unendlich-dimensionaler Kontrollsysteme. Nach einer Stelle als Postdoc an der Universität Würzburg und einem Fellowship der Japan Society for the Promotion of Science am Kyushu Institute of Technology war er Postdoc an der Universität Passau, wo er 2023 seine Habilitation erlangte. Auf eine Tätigkeit als Privatdozent an der Universität Klagenfurt, Österreich, folgte im Dezember 2024 der Wechsel an die Universität Bayreuth. Er wird seither über das Heisenberg-Programm der DFG gefördert.
Mironchenko ist Autor von mehr als 70 Zeitschriften- und Konferenzbeiträgen zur Kontrolltheorie und angewandten Mathematik. Zudem ist er Mitbegründer und -organisator der alle zwei Jahre stattfindenden Workshop-Reihe „Stability and Control of Infinite-Dimensional Systems“ und Senior-Mitglied der internationalen Fachgesellschaft IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers). 2023 erhielt er den IEEE CSS George S. Axelby Outstanding Paper Award und 2024 für seine Habilitation den Outstanding Habilitation Award der Universität Passau.