Für Sie gelesen: "Fostering Innovation to Strengthen US Competitiveness Through the National Science Foundation"

(08.06.22) In einem Beitrag für die Issues in Science and Technology fordern Steven Currall und Venkatesh Narayanamurti1 eine führende Rolle für die National Science Foundation (NSF) bei der Umsetzung der beiden nationalen Innovationsvorhaben in den USA, dem vom Senat im Juni 2021 verabschiedeten United States Innovation and Competition Act (USICA) und dem vom Repräsentantenhaus im März 2022 verabschiedeten America COMPETES Act. Wenngleich beide Gesetzesentwürfe und somit auch das Ergebnis des für den Sommer 2022 erwarteten Vermittlungsprozesses Implikationen auch für Forschungs- und Fördereinrichtungen wie das Department of Energy und das National Institute of Standards and Technology (NIST) haben dürften, hänge die erfolgreiche Umsetzung daran, wie ein neu einzurichtendes Technologie-Direktorat innerhalb der NSF organisatorisch aufgehängt und finanziell ausgestattet sein werde.

USICA sehe über die kommenden fünf Jahre 26 Mrd. USD für ein „Directorate for Technology and Innovation“ vor, COMPETES über denselben Zeitraum 13 Mrd. USD für ein „Directorate for Science and Engineering Solutions“ und die NSF selbst hat – noch ohne Finanzierung – bereits ein Direktorat mit dem Titel „Technology, Innovation, and Partnerships (TIP)“ geschaffen. In dieses sollen nach Ansicht von NSF-Direktor, Sethuraman Panchanathan, die Mittel aus dem „Bipartisan Innovation Act” fließen. Er wird mit den Worten zitiert: “We look forward to the passage of the Bipartisan Innovation Act, which will be the next critical step in ensuring TIP can generate a transformational evolution in translating America’s research to expand our economic leadership in the technologies of the future.”

Wie auch immer die Umsetzung erfolgen werde, es sei nach Ansicht der beiden Autoren maßgeblich, dass die gefundene organisatorische Struktur auf sechs Prinzipien beruhe, die sich in der Vergangenheit bei Innovationsprozessen bewährt hätten und über die NSF hinaus auch für Forschungshochschulen und öffentlich und privat finanzierte Forschungseinrichtungen Geltung hätten.

Die sechs Prinzipien lauteten:

  • „Prioritize emerging technologies“: Diese Top-Down-Entscheidung, was die wichtigen Technologien der Zukunft seien, würde bei USICA dem White House Office of Science and Technology Policy (OSTP) zufallen, bei COMPETES dem NSF Directorate for Science and Engineering Solutions plus einem Beratungsgremium. Die beiden Autoren raten zu einer Richtlinienkompetenz durch den National Science and Technology Council (NSTC) mit dem OSTP in organisierender Funktion.
  • „Catalyze the coevolution of discovery and invention”: Statt von einer linearen Folge von Grundlagenforschung und angewandter Forschung auszugehen, solle man sich eine „cyclical coevolution of discovery and invention“ zum Vorbild nehmen, so wie es etwa die Engineering Research Centers (ERCs) der NSF erfolgreich praktizierten.
  • „Appoint inspiring leaders and foster organizational culture”: Ein Leadership Team müsse zum einen langfristige Perspektiven haben, zum anderen ein kreatives Miteinander der verschiedenen Interessen im künftigen Technologie-Direktorat der NSF fördern.
  • „Tolerate risk”: Die Autoren bevorzugen die Bezeichnung „Directorate for Technology and Innovation” für das neue Direktorat gegenüber „Directorate for Science and Engineering Solutions“, weil „Solutions“ eine eher inkrementelle Vorgehensweise suggerieren würde, das Niveau des Risikos aber höher sein sollte.
  • „Capitalize on intra-agency synergies”: Der Grund, warum das Direktorat innerhalb der NSF angesiedelt werden solle.
  • „Ensure that organizational boundaries are permeable and cross-sectoral”: Trotzdem solle das Direktorat nicht nur nach innen vernetzt sein, sondern eben auch nach außen. Letzteres solle durch ein Beratungsgremium sichergestellt werden, dem Mitglieder angehören sollten, auf die folgende Beschreibung zutreffe: „Individuals chosen on the basis of their experience in research and technology institutions, for-profit companies, philanthropic organizations involved in science and technology, entrepreneurship, and the venture capital community.

1Steven C. Currall ist Gastwissenschaftler an der John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences der Harvard University und Professor an der School of Information Systems and Management an dem Muma College of Business der University of South Florida. Venkatesh Narayanamurti ist emeritierter Benjamin-Peirce-Professor für Technologie und öffentliche Ordnung, Ingenieurwesen und angewandte Wissenschaften sowie Physik an der John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences der Kennedy School of Government der Harvard University.