(24.06.15) Anfang Juni richteten die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Russian Foundation for Humanities (RFH) zum ersten Mal gemeinsam eine Leibniz-Lecture in Russland aus. Mit dem Thema „Demut und Macht“ lockte der Frankfurter Althistoriker und frisch gekürte Leibniz-Preisträger Hartmut Leppin rund 120 interessierte Zuhörer zu einer Abendvorlesung in die Antikensammlung der Russischen Staatsuniversität für Geisteswissenschaften (RGGU).
Der gemeinsamen Einladung von DFG und Russischer Stiftung für die Geistes- und Sozialwissenschaften (RGNF) folgten nahmhafte Professoren, Promovenden und junge Studierende führender Moskauer Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Russischen Akademie der Wissenschaften. Begrüßt wurden die Gäste vom Rektor der gastgebenden Hochschule, Efim Pivovar, der die beeindruckende Antikensammlung seiner Universität mit einer Sondergenehmigung als Veranstaltungssaal zur Verfügung stellte.
Der Leiter des Kulturreferats Werner-Dieter Klucke überbrachte Grußworte seitens der Deutschen Botschaft Moskau und verwies dabei auf die besondere Rolle, die der Wissenschaft und Vorlesungen wie der Leibniz-Lecture als Forum des Dialogs zwischen Deutschland und Russland in politisch angespannten Zeiten zukomme.
In ihrer kurzen Ansprache stellten Jörn Achterberg (Leiter DFG-Büro Moskau) und Vasilij Grebenyuk (RGNF-Abteilungsleiter Geisteswissenschaften) die Idee vor, in Zukunft mindestens einmal pro Jahr in Russland eine gemeinsame Vorlesung im Rahmen der Leibniz-Lectures zu veranstalten. Die DFG organisiert Leibniz-Lectures von Preisträgern des bedeutendsten deutschen Forschungspreises weltweit an Standorten mit eigenen Auslandsrepräsentanzen. Dabei werden Themen der Spitzenforschung in Deutschland präsentiert und Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit aufgezeigt. Leibniz-Preisträger als Botschafter deutscher Wissenschaft, lautet das Motto. Eine Studie zur Publikationstätigkeit der Preisträger von Lucy Amez (Brüssel) belegt das hohe internationale Kooperationspotential der Forschungen.
Den Auftakt zur neu ins Leben gerufenen Reihe von DFG-RFH-Leibniz-Lectures machte Hartmut Leppin von der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit seinem Vortrag „Demut und Macht: Die christlichen Kaiser der Spätantike“. Leppin zählt in seinem Forschungsgebiet zu den weltweit führenden Altertumswissenschaftlern, so Torsten Fischer, zuständiger DFG-Programmdirektor in der Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften der DFG, bei der Vorstellung des Referenten und Leibniz-Preisträgers von 2015. Davon konnten sich auch die Zuhörer während der Leibniz-Lecture überzeugen, die mit zahlreichen Fragen zu einer lebhaften Diskussion beitrugen.
Auch tags zuvor und tags darauf war Hartmut Leppin ein begehrter Gesprächspartner und konnte u.a. auch als Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ (SFB 1095) Kooperationsmöglichkeiten anbieten. So ergaben sich treffen mit den Direktoren führender Akademieinstitute, wie Jurij Petrov (IRI RAN), Nikolai Makarov (IA RAN), Aleksandr Chubarjan (IVI RAN), aber auch mit den Dekanen der Historischen Fakultäten der RGGU, Pavel Shkarenkov, und der MGU, Sergej Karpov. Aufgrund des großen Interesses erhielt Professor Leppin diverse weitere Einladungen zu Vorlesungen, u.a. von der Moskauer Lomonosov-Universität (MGU).
Hartmut Leppin reiste aber nicht nur als Leibniz-Preisträger nach Moskau, sondern konnte in seiner Funktion als gewählter Fachkollegiat – er gehört seit 2008 dem FK 101 „Alte Kulturen“ an – zudem den Austausch zwischen den Gutachterräten von DFG und RGNF vorantreiben. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden von RGNF, Valdimir Fridlyanov, gelang es neue Perspektiven der institutionellen Zusammenarbeit zwischen beiden Partnerorganisationen zu erörtern. So bieten DFG und RGNF seit letztem Jahr wieder die Möglichkeit einer gemeinsamen Projektfinanzierung im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften.
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