Plenarsitzung der MAK-Kommission 2025
Planungen für den Tag der offenen Wissenschaft im Futurium anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Kommission laufen auf Hochtouren / Insgesamt 94 neue Veröffentlichungen im Jahr 2024
Am 13. März 2025 trafen sich die Mitglieder, Ständigen Gäste und Gäste der Ständigen Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (MAK-Kommission) in Berlin zur diesjährigen Plenarsitzung.
Im Mittelpunkt der Arbeit der Kommission steht seit jeher die wissenschaftliche Empfehlung von Grenzwerten für arbeitsplatzrelevante Stoffe. Die Grundlage hierfür sind die Analyse und Integration aller verfügbarer Informationen, Erkenntnisse oder Studien, die zu einer Substanz vorliegen. Die Herausforderung hierbei ist die in der Regel unzureichende Datenlage in Bezug auf am Menschen erhobene Informationen.(externer Link) In der Konsequenz erfordert die Ableitung von Grenzwerten häufig eine Zusammenführung von Erkenntnissen, die in unterschiedlichen Tiermodellen und damit Spezies gewonnen wurden und deren Abgleich mit vorhandenen Humandaten. Diese Interspezies-Korrelation bedarf der Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachgebiete und ist anspruchsvoll. Hinzu kommen Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus der jeweiligen Substanz, beispielsweise in Zellkulturen. In den letzten Jahren sind zudem zahlreiche alternative Ansätze zur Bewertung von Substanzen entwickelt worden. Zu den Perspektiven und Begrenzungen dieser sogenannten New Approach Methods (NAMs), zu denen insbesondere Daten- oder KI-basierte Simulationsansätze, aber auch Hochdurchsatz-Testsysteme gehören, hatte sich die Kommission im Jahr 2023 positioniert.(externer Link) Insofern war auch das vergangene Arbeitsjahr geprägt von der beständigen Erweiterung der Expertisen der Kommission und der intensiven Befassung mit diesen neuen Methoden und der Erarbeitung von Konzepten zur Integration der Erkenntnisse klassischer toxikologischer Studien mit denen, die aus alternativen Ansätzen gewonnen werden.
In den Berichten der Arbeitsgruppen der Kommission, die im Rahmen der Plenarsitzung vorgestellt wurden, wurde eindrucksvoll deutlich, wie die spezifischen Schwerpunkte der Arbeitsgruppen ineinandergreifen und gleichermaßen zur Risikobewertung und Etablierung von Messmethoden beitragen. Über die Befassung mit Fragen der Hautresorption, Sensibilisierung, inhalativer oder krebserzeugender Wirkungen oder möglichen Effekten auf die Keimbahn, die in jeweiligen Arbeitsgruppen geprüft werden, können sehr häufig die toxikologischen Wirkprofile von Substanzen aufgeklärt werden. Das Verständnis des Wirkmechanismus ist in der Regel die Voraussetzung für eine fundierte Risikobewertung und Ausgangspunkt für wirkungsvolle Schutzmaßnahmen.
Im Rückblick auf das vergangene Jahr können einige besonders komplexe Bewertungen hervorgehoben werden.
Für Aluminium und seine schwerlöslichen Verbindungen wurde aufgrund neuer Studien der bestehende Grenzwert überprüft und ein MAK-Wert von 0,5 mg/m3 für die einatembare Fraktion bzw. 0,05 mg/m3 für die alveolengängige Fraktion vorgeschlagen. Für lösliche nicht-reizende bzw. lösliche reizende Aluminiumverbindungen wurden MAK-Werte von 0,005 mg/m3 bzw. 0,0002 mg/m3 für die einatembare Fraktion empfohlen. Zu diesen Vorschlägen gab es eine Vielzahl von Kommentierungen, die in der Plenarsitzung besprochen und beantwortet wurden.
Befasst hat sich die Kommission auch mit Formaldehydabspaltern, die u.a. in Kosmetika, in Farben oder in Kühlschmierstoffen verwendet werden, um die Verunreinigung mit Mikroorganismen zu verhindern. Auch wenn Formaldehyd selbst bekanntermaßen krebserregend auf die oberen Atemwege wirken kann, sofern der MAK-Wert überschritten wird, muss bei der Bewertung von Formaldehydabspaltern die Freisetzungsdynamik von Formaldehyd, z.B. der pH-Wert oder die Hydrolysegeschwindigkeit berücksichtigt werden. Um die Erkenntnisse wissenschaftlich noch breiter diskutieren zu können, hat sich die Kommission entschlossen, einen Beitrag in Archives of Toxicology zu veröffentlichen.
Lithium ist ein essenzieller Bestandteil moderner Technologien. Insbesondere durch Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen und tragbaren elektronischen Geräten kommt es in den letzten Jahren zur zunehmenden beruflichen Belastung von Beschäftigen und einer möglichen erhöhten Umweltbelastung. Um dieser wachsenden Bedeutung für die Beschäftigten Rechnung zu tragen, wurde der Biologische Arbeitsstoff-Referenzwert (BAR) für Lithium anhand aktueller Literatur reevaluiert. Dadurch ist es möglich, bei potentiell beruflich Belasteten zu prüfen, ob der Lithiumspiegel höher ist als die Hintergrundbelastung der Allgemeinbevölkerung und somit eine berufliche Belastung vorliegt.
Die Ergebnisse der Kommissionsarbeit wurden auch im letzten Jahr nach Abschluss der Kommentierungsphase auf der Publikationsplattform „MAK Collection“ als MAK- und BAT-Werte-Liste und als Zeitschrift „The MAK Collection for Occupational Health and Safety“ im open access für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
So konnten im Jahr 2024 insgesamt 94 Veröffentlichungen, 50 MAK- und 20 BAT-Begründungen, die Ableitung von 10 MAK- und 7 Beurteilungswerten in biologischem Material und die Beschreibung von 14 Luftanalysen- und 10 Biomonitoring-Methoden publiziert werden. Diese große Anzahl an Veröffentlichungen verdeutlicht einmal mehr das hohe ehrenamtliche Engagement aller an der Kommission beteiligten Personen. Im Zentrum der Arbeitsfähigkeit der Kommission steht das wissenschaftliche Sekretariat. Die dort mit hoher Kompetenz durchgeführten Recherchen und erarbeiteten Diskussionsgrundlagen bilden die Voraussetzung für die Produktivität und die Qualität der Kommissionsarbeit. Neben den Publikationen in der MAK Collection wurde das letzte Jahr genutzt, um die Arbeit der Kommission im Kontext unterschiedlicher Fachtagungen im In- und Ausland bekannter zu machen.
Am 01.10.2025 findet von 10 bis 17 Uhr im Futurium in Berlin eine Veranstaltung anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Kommission statt. Die Kommission wird hierfür zahlreiche interessante Themen rund um das Thema „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“ aufbereiten und der wissenschaftsinteressierten Öffentlichkeit Einblicke in die Arbeit der Kommission ermöglichen.
Weiterführende Informationen:
Homepage der Kommissio(interner Link)
MAK Collection for Occupational Health and Safet(externer Link)
MAK- und BAT-Werte-List(externer Link)