Professor Dr. Peter H. Seeberger - Vizepräsident der DFG seit 2021

Porträtbild des Mitglieds des DFG-Präsidiums - Prof. Dr. Peter H. Seeberger

Prof. Dr. Peter H. Seeberger

© MPIKG / Sebastian Rost

Position

Geschäftsführender Direktor, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam

Beruflicher, wissenschaftlicher Werdegang

JahrBeschreibung
1987 - 1990B.S. in Chemie, Universität Erlangen-Nürnberg
1990 - 1995Ph.D. in Biochemie, M.H. Caruthers, University of Colorado, Boulder, USA
1995 - 1997 PostDoc, Sloan-Kettering Institute for Cancer Research, New York, USA
1998 - 2002Assistenzprofessor für Chemie, MIT, Cambridge, USA
2002 - 2003Assoziationsprofessor für Chemie (unbefr), MIT, Cambridge, USA
2003 - 2008Prof. für Chemie, ETH Zürich, Schweiz 
seit 2009 Prof. für Chemie, FU Berlin, Deutschland
seit 2009 Direktor, Max-Planck-Institut für Kolloidchemie und Grenzflächenforschung, Potsdam

Aktivitäten im Forschungssystem (Auswahl)

JahrBeschreibung
2017          Senatsmitglied, Max-Planck-Gesellschaft
2022 Stiftungsratsmitglied, Tierärztliche Hochschule Hannover
2021 Vizepräsident, Deutsche Forschungsgemeinschaft
2023 Gründungsdirektor, Center for the Tranformation of Chemistry
2011 Chefredakteur; Beilstein J. of Organic Chemistry (Diamond Open Access)

Betreuung von Forschern in frühen Karrierephasen

Betreute >70 Doktoranden und >150 Postdoktoranden. 74 ehemalige Mitarbeiter haben Professuren inne.

Wissenschaftliche Ergebnisse

  1. Automatisierte Synthese von Oligosacchariden: Peter Seeberger entwickelte das Konzept für die automatisierte Synthese von Kohlenhydraten, das zu kommerziellen Zuckersynthesemaschinen führte, die weltweit zur Herstellung von Zuckerketten bis zu 150 Bausteinen Länge eingesetzt werden.
  2. Synthetische Kohlenhydratimpfstoffe: Die schnelle chemische Synthese von definierten Zuckern eröffnet eine Alternative für die Entdeckung und Entwicklung von Impfstoffen gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern. Ein im Seeberger-Labor entdeckter Impfstoffkandidat gegen C. difficile befindet sich seit 2024 in der klinischen Erprobung bei der Idorsia AG. Eine Reihe neuartiger Impfstoffkandidaten befindet sich auf der Grundlage des medizinisch-chemischen Ansatzes in verschiedenen Stadien der Entwicklung.
  3. Antikörper gegen Zucker: Synthetische Zucker, die die Zelloberfläche von Krankheitserregern nachahmen, waren die Grundlage für die Entwicklung von Antikörpern gegen Bakterien und Krebszellen. Antikörper gegen tumorassoziierte Kohlenhydratantigene werden nun von der AusgründungTacalyx (Berlin) in der präklinischen Phase für die Behandlung von Krebs.
  4. Kohlenhydrat-Mikroarrays: Seeberger stellte 2003 die ersten Glykan-Mikroarrays her, indem er synthetische Kohlenhydrate mit einem Tintenstrahldrucker auf Oberflächen druckte. Diese Standardmethode zur Bestimmung von Kohlenhydrat-Protein-Wechselwirkungen wird heute von Forschungslabors weltweit angewandt und hat zu wichtigen Entdeckungen wie Antikörpern gegen Bakterien in der Zerebrospinalflüssigkeit von Multiple-Sklerose-Patienten geführt.
  5. Kontinuierliche Fließsynthese: Seeberger war 2001 ein Pionier auf diesem Gebiet und hat seitdem Konzepte und Methoden entwickelt, um immer komplexere Moleküle mittels kontinuierlicher Chemie herzustellen. Die Synthese des Anti-Malaria-Mittels Artemisinin aus Pflanzenabfällen, Luft und Licht wird für den Einsatz im 100-Tonnen-Maßstab entwickelt.
  1. Plante, O.J.; Palmacci, E.R.; Seeberger, P.H.; Automated Solid-Phase Synthesis of Oligosaccharides; Science 2001, 291, 1523-1527. Dieser Artikel beschreibt das Konzept und die Umsetzung der automatisierten Glykanmontage, mit der das Feld der molekularen Glykobiologie begann.
  2. Levesque, F.; Seeberger, P.H.; Continuous flow synthesis of the antimalarial drug artemisinin; Angew. Chem. Int. Ed. 2012, 51, 1706-1709. In dieser Arbeit wird eine Methode zur Synthese des Malariamedikaments Artemisinin aus Pflanzenabfällen, Licht und Luft beschrieben. Diese Methode wurde anschließend weiter verbessert und wird zur Herstellung von Medikamenten verwendet, die sich derzeit in klinischen Phase-2-Studien gegen Prostatakrebs befinden.
  3. Hahm, H.S.; Schlegel, M.K.; Hurevich, M.; Eller, S.; Schuhmacher, F.; Hofmann, J.; Pagel, K.; Seeberger, P.H.; Automated Glycan Assembly Using the Glyconeer 2.1®  Synthesizer; Proc Nat Acad Sci USA, 2017, 114, E3385-E338. Der Beitrag berichtet über den ersten kommerziellen Synthesizer für die automatisierte Glykanmontage, der auf der Technologie basiert, die das Seeberger-Labor über 22 Jahre entwickelt hat. Das Gerät sowie der neue Glyconeer 3.1 (seit 2023 auf dem Markt) wurden in den vergangenen zehn Jahren von der Spin-off-Firma GlycoUniverse in 28 Labors auf drei Kontinenten eingesetzt.
  4. Joseph, A.; Pardo-Vargas, A.; Seeberger, P.H.; Total Synthesis of Polysaccharides by Automated Glycan Assembly; J. Am. Chem. Soc. 2020, 142, 8561-8564. Diese Arbeit berichtet über die automatisierte Synthese eines 100-meren Polysaccharids sowie über die Blockkopplung eines 151-meren verzweigten Polymers. Er zeigt, dass selbst sehr große Kohlenhydrate jetzt durch automatisierte Synthese zugänglich sind.
  5. Schumann, B.; Hahm, H.S.; Parameswarappa, S.G.; Reppe, K.; Wahlbrink, A.; Govindan, S.; Kaplonek, P.; Pirofski, L.-a.; Witzenrath, M.; Anish, C.; Pereira, C.L.; Seeberger, P.H.; A Semisynthetic Streptococcus pneumoniae Serotype 8 Glycoconjugate Vaccine Candidate; Science Transl. Med. 2017, 9, eaaf5347. Der Artikel gehört zu einer Reihe von Arbeiten zur Identifizierung von Impfstoffkandidaten gegen schwere, im Krankenhaus erworbene Infektionen auf der Grundlage definierter Glykotope. Das Papier berichtet über einen konzeptionellen Entwurf, wie synthetische Kohlenhydratimpfstoffe entwickelt werden können.
  6. Goerdeler, F.; Khan Khilji, S.; Lühle, J.; Frensemeier, K.; Warschkau, D.; Schirmeister, F.; Chen, Z.A.; Malik, A.; Garg, M.; Varon Silva, D.; Turak, O.; Mallagaray, A.; Boerno, S.; Timmermann, B.; Rappsilber, J.; Seeberger, P.H.; Moscovitz, O.; Production of glycan- binding nanobodies; Cell Chem. Bio. 2022, 29, 1353-1361. Dieser Artikel beschreibt die Herstellung von glykanbindenden Nanokörpern aus synthetischen Glykanen, die jetzt Teil der von Tacalyx in die Klinik eingeführten Technologie sind.
  7. Pröbstel, A.-K.; Zhou, X.; Baumann, R.; Rojas, O.L.; Wischnewski, S.; Kutza, M.; Sellrie, K.; Kim, K.; Ramesh, A.; Dandekar, R.; Greenfield, A.L.; Schubert, R.D.; Bisanz, J.E.; Vistnes, S.; Khalegi, K.; Liesche, F.; Ramaglia, V.; Bischof, A.; Singh, S.; Tran, E.B.; Barba, P.; Zorn, K.; Heijnen, I.; Oechtering, J.; Forsberg, K.; Henry, R.; Helmuth, J.; Shiow, L.R.; Gelfand, J.M.; Graves, J.; Cree, B.A.C.; Hauser, S.L.; Kuhle, J.; Weishaupt, J.H.; Andersen, P.M.; Schlegel, J.Turnbaugh, P.J.; Seeberger, P.H.; Gommerman, J.L.; Schirmer, L.; Wilson, M.R.; Baranzini, S.E.; Gut microbiota-specific IgA+ B cells 1 traffic to the CNS in active multiple 2 sclerosis Science Immunology 2020, 5, eabc7191. Die Arbeit zeigt, dass Antikörper gegen die Glykane auf Bakterien des Darmmikrobioms in der zerebralen Rückenmarksflüssigkeit von Multiple-Sklerose-Patienten zu finden sind. Ähnliche Beobachtungen wurden inzwischen auch bei mehreren anderen Autoimmunkrankheiten gemacht. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung neuer diagnostischer Methoden.
JahrAuszeichnung
2025Richard-Willstätter-Preis für Chemische Biologie (Deutschland)
2024Disting. Service Award, Society for Glycobiology (SFG) (USA); Khorana Prize (RSC, UK) 
2023Elhuyar-Goldschmidt-Preis (Royal Soc. of Chemistry, Spanien)
2022Stipendienpreis ACCTI (Indien)
2022Dr. h.c., UCT Prag (Tschechische Republik); Fellow, Royal Society of Chemistry (UK); Fellow, American Association for the Advancement of Science
2021Fellow, Lincoln College, Universität Oxford; ACS Award for Affordable Green Chemistry 
2020Emil-Fischer-Medaille, Gesellschaft Deutscher Chemiker
2019Barry-Cohen-Preis, Sektion MedChem der Israelischen Gesellschaft für Chemie; Melville L. Wolfrom-Preis, ACS-Abteilung für Kohlenhydrate
2018Gusi-Friedenspreis, Phillipinen; Ernst-Hellmut-Vits-Preis, Universität Münster
2017Wissenschaftspreis des Stifterverbandes
2015Preis für Menschlichkeit in der Wissenschaft
2013Mitglied, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 
2012Whistler Award, Int. Carb. Organisation
2011Hans Herloff Inhoffen-Medaille, TU Braunschweig
2009Claude S. Hudson Award in Carbohydrate Chemistry (ACS); Ehrenmitglied auf Lebenszeit, Israel Chemical Society
2008Karl-Heinz-Beckurts-Preis
2007Yoshimasa Hirata Gold Medal, Nagoya University; "Die 100 wichtigsten Schweizer 2007" Schweizer Illustrierte; Körber European Science Award; Havinga Medal, Leiden University 
2004Otto-Klung Weberbank Preis für Chemie
2003Horace B. Isbell Award (ACS Carb Division); Arthur C. Cope Young Scholar Award (ACS) 
2002Robert P. Goldberg Grand Prize; Harold E. Edgerton Faculty Achievement Award
1999Technology Review Top 100 Young Innovator Award 
1990 - 1992Fulbright-Stipendiat

Andere Informationen

Im Jahr 2004 war ich Mitbegründer der Tesfa-Ilg Hope for Africa Foundation, die in Äthiopien den Aufbau einer Fabrik für Moskitonetze, eines IT-Schulungszentrums und eines Zentrums für Unternehmertum ermöglicht hat.

Ich war einer der Mitbegründer der folgenden Unternehmen: Ancora Pharmaceuticals (2002, verkauft 2013); i2chem (2003, verkauft 2007), Glyxera (2011 - ), GlycoUniverse (2012 - ) ArtemiFlow (2012 - ), Vaxxilon (2015 - verkauft 2020; Impfstoff gegen C. difficile in klinischen Studien am Menschen), Tacalyx (2017 - ), Draupnir Bio (2017 - ), Artemiflow USA (2017 - ), ArtemiLife (2017 - ; Wirkstoff in klinischen Studien am Menschen), ArtemiPet (2017 - ).