Information für die Wissenschaft Nr. 89 | 6. November 2025

Tagung der Sprecher*innen der DFG-Fachkollegien

Zweitägiges Treffen in Bonn mit intensivem Austausch zu aktuellen Themen

Aktuelle Themen aus dem Förderhandeln sowie aus dem Wissenschaftssystem und der Wissenschaftspolitik standen im Mittelpunkt der Tagung der Sprecher*innen der Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), zu dem die DFG Anfang November nach Bonn eingeladen hatte. An dem zweitägigen Treffen nahmen mehr als 50 Sprecher*innen oder ihre Vertretungen aus Fachkollegien und -sektionen teil und nutzten neben den Berichten und Diskussionen auch die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und zur Vernetzung. Die Tagung war in dieser Form die erste nach der Coronavirus-Pandemie und nahm die Tradition eines regelmäßigen Treffens der Sprecher*innen während einer laufenden Amtsperiode der Fachkollegien wieder auf.

© DFG

Die Fachkollegien übernehmen im dreistufigen Begutachtungs-, Bewertungs- und Entscheidungsprozess der DFG die vergleichende Bewertung der gestellten Förderanträge. Sie sind fachlich gegliedert und werden alle vier Jahre von den Mitgliedern ihrer jeweiligen Community in Deutschland gewählt. Die Wahl der derzeitigen 49 Fachkollegien fand im November 2023 statt, die kommende Fachkollegien-Wahl steht im November 2027 an.

„Die Fachkollegien bilden das Herzstück der DFG. Sie vereinen wissenschaftliche Expertise, Urteilsfähigkeit und Verantwortung. Damit stellen sie sicher, dass unsere Förderentscheidungen fachlich fundiert, transparent und von der Wissenschaft getragen sind. Gleichzeitig beraten sie die Entscheidungsgremien der DFG mit fachlicher Expertise. Ohne ihr Engagement wäre die DFG, wie wir sie kennen, nicht denkbar. Und für unsere Arbeit als Forschungsförderorganisation ist das Einholen eines fachübergreifenden Meinungsbilds, aber auch von Gestaltungsideen zu Themen, die unmittelbar die Arbeit der Fachkollegien betreffen, von überaus hohem Wert“, brachte DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker gleich zu Beginn in ihrer Begrüßung die Bedeutung des Teilnehmerkreises und der Tagung auf den Punkt. Diese Bedeutung zeigte sich auch darin, dass eine ganze Reihe von Mitgliedern des DFG-Senats sowie nahezu das gesamte DFG-Präsidium an der Tagung teilnahmen und sich auch selbst aktiv in die Arbeitsgruppen und Plenumsdiskussionen einbrachten.

Zu Beginn des Treffens gaben DFG-Präsidentin Becker und Generalsekretärin Dr. Heide Ahrens einen Überblick über die aktuell zunehmenden Herausforderungen für die Wissenschaft und für die Arbeit der DFG als größter Forschungsförderorganisation und zentraler Einrichtung für die Selbstverwaltung der Wissenschaft in Deutschland – angefangen bei den Angriffen auf die Wissenschaftsfreiheit in den USA und zahlreichen anderen Staaten der Welt sowie den geopolitischen Krisen und Konflikten, die auch die Wissenschaft und internationale wissenschaftliche Kooperationen in Mitleidenschaft ziehen, bis hin zu den auch hierzulande enger werdenden finanziellen Spielräumen und Handlungsmöglichkeiten in der Förderung von Spitzenforschung. Diese Rahmenbedingungen haben bereits Auswirkungen sowohl auf die wissenschaftliche Arbeit vieler Mitglieder der Fachkollegien als auch auf die Arbeit in den Fachkollegien selbst, wie eine intensive erste Diskussionsrunde nach den Eröffnungsvorträgen zeigte.

In einer Reihe von Arbeitsgruppen standen danach drei große Themenfelder im Blickpunkt: Dabei ging es zum einen um den jeweiligen Anteil und das Verhältnis von „wissenschaftlichen versus übergreifenden Elementen“ in Förderanträgen an die DFG. An übergreifenden Elementen hatten die Sprecher*innen dabei selbst die Stichworte Wissenschaftliche Karriere, Forschungsdatenmanagement, Forschungssicherheit in internationalen Kooperationen und Nachhaltigkeit auf die Agenda gesetzt und spiegelten damit deren aktuell hohen Stellenwert in den Anträgen und in Diskussionen der Fachkollegien.

Als „Reflexion über das Förderportfolio“ brachten die Teilnehmer*innen zum anderen die Perspektive der Fachkollegien auf die Fragestellungen um Zuschnitt und Zukunft der verschiedenen Förderformate und -programme ein. Auch damit gab die Tagung wichtige Impulse für die weitere Arbeit der DFG, die ihre Förderprogramme seit jeher an den Bedarfen der Wissenschaften orientiert, um den an sie herangetragenen Themen und Talenten passende Förderstrukturen anbieten zu können. 

Das dritte Thema war dem potenziellen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Begutachtung gewidmet, dessen Bedeutung die Tagung auch mit einem Vortrag des Informatikers Professor Dr. Andreas Hotho unterstrich. Der Lehrstuhlinhaber für Data Science an der Universität Würzburg stellte die Chancen und Risiken von KI-Bots im Review Prozess pointiert gegenüber. Large Language Models können, so Hothos Zusammenfassung, den Begutachtungsprozess effizienter, transparenter und reflektierter machen – aber nur, wenn Vertraulichkeit, Sorgfalt und menschliches Urteil gewahrt bleiben. Und am Ende sind es immer die Forscher*innen selbst, die Letztverantwortung zu übernehmen haben. Wie die anschließende Diskussion und auch die Berichte aus den Arbeitsgruppen zeigten, stimmten die Sprecher*innen der Fachkollegin damit völlig überein.

Zum Ende der Tagung dankte Generalsekretärin Heide Ahrens den Teilnehmer*innen für ihren Einsatz in den Fachkollegien selbst und für ihre engagierten Beiträge zur Tagung. „Diese vielfältigen Perspektiven sind für die DFG von großem Wert.“ 

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu den Fachkollegien der DFG finden Sie hier(interner Link).

Kontakt

Fachlicher Ansprechpartner
Dr.-Ing. Burkhard Jahnen
E-Mail: Burkhard.Jahnen@dfg.de
Telefon: +49 (228) 885-2487