Geförderte im Fokus

Hier kommen die „Emmys“ selbst zu Wort: Aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Disziplin beschreiben Geförderte ihre Erfahrungen mit dem Programm und berichten aus einer Lebensphase, in der nicht nur die Weichen für eine wissenschaftliche Karriere gestellt werden.

Geistes- und Sozialwissenschaften

Dominik Müller

© DFG / Bettina Ausserhofer

„Die Bürokratisierung des Islam und ihre soziorechtlichen Dimensionen in Südostasien“ erforscht Dominik Müller mit seiner Emmy Noether-Gruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er seit 2019 Professor für Kultur- und Sozialanthropologie ist. Müllers Gruppe, die bis zu seinem Ruf drei Jahre am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung angesiedelt war, untersucht die Beziehungen zwischen Staat, Islam und Gesellschaft in fünf Ländern Asiens. Untersucht werden dabei staatsislamische Institutionen und mit ihnen interagierende Gruppen, wie beispielsweise Malaysias muslimische Transgender-Community, indonesische Filmschaffende oder auch übernatürliche Heilerinnen und Heiler in Brunei.

Der Fokus liegt dabei auf den Wechselwirkungen zwischen versuchter staatlicher Einflussnahme auf islamische Diskurse und versuchter Einflussnahmen nicht staatlicher Akteure auf den staatlichen Umgang mit dem Islam sowie verschiedenen Formen des Muslimseins. „Die Bürokratisierung des Islam ist ein umstrittenes und in seiner Einbettung und national-religiösen Bedeutungsproduktion enorm vielseitiges Phänomen, in Asien wie auch in Europa“, sagt Müller. „Es ist faszinierend, dies vergleichend zu untersuchen, im Austausch mit beteiligten Akteuren.“ Dem Anthropologen, der in Frankfurt promoviert wurde und Gastaufenthalte in Stanford, Oxford, Singapur, Brunei und Harvard absolvierte, liegt die Doktorandenausbildung am Herzen. So führte seine Gruppe Workshops in Harvard, Oxford und Singapur durch, wobei die Beratung der Dissertationsprojekte durch ein Netzwerk internationaler Expertinnen und Experten zentraler Teil des Veranstaltungsaufbaus war. „Das Emmy Noether-Programm bietet hierfür einzigartige Möglichkeiten“, so Müller.

Simone Mühl

"Wir setzen uns mit dem archäologischen Nachweis von Fluchtbewegungen im Alten Orient auseinander. Ob die Archäologie Flucht als Phänomen überhaupt nachweisen kann, wirft einige Fragen auf, da Fluchtbewegungen oder allgemein Mobilität in antiken Gesellschaften schwer fassbar sind. Als Fallbeispiel zur Datengewinnung graben wir am Fundort Gird-i Shamlu im kurdischen Teil des Irak, einer Region, in der lange nicht geforscht werden konnte“, berichtet Simone Mühl aus der Arbeit ihrer Emmy Noether-Gruppe „Flucht-Migration-Interaktion. Artefaktbezogene Diversität in altorientalischen Kontexten des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr.“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Um sich dem hochkomplexen Thema zu nähern, arbeitet Mühls Team sehr interdisziplinär. Sie ist überzeugt, dass „der Zuwachs an beobachtbaren Facetten aus den Grabungsergebnissen“, die Gruppe noch auf Jahre beschäftigen kann. Die Idee für das Thema ihrer Emmy Noether-Gruppe ist aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit irakischen und kurdischen Forscherinnen und Forschern erwachsen, die sie bereits während erster Forschungsreisen für ihre Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg kennenlernte: „Vor allem die praktischen Erfahrungen, die nur ein Besuch vor Ort zulässt, waren sehr wichtig – auch, um eine lebendige Kooperation zu pflegen.“ Sie freut sich besonders über die hohe Sichtbarkeit für die gemeinsame Arbeit mit ihrem Team, die die Emmy Noether-Förderung mit sich bringt: „Wir leisten Grundlagenarbeit, die auch für andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vieler Disziplinen, nicht nur der Archäologie und Geschichte, interessant ist und die auch neue Kooperationen anzieht.“

Stand: August 2018

Anuscheh Farahat

Seit 2016 leitet Anuscheh Farahat an der Goethe-Universität Frankfurt am Main die Emmy Noether-Gruppe „Transnationale Solidaritätskonflikte: Verfassungsgerichte als Foren und Akteure der Konfliktbearbeitung“ – die erste Emmy Noether-Gruppe in den Rechtswissenschaften. Sie untersucht, wie sich die Rolle von Verfassungs- und Höchstgerichten im Zuge der Eurokrise verändert hat: „Während und durch die Eurokrise haben sich die Konflikte über transnationale Solidarität in Europa intensiviert und politisiert. Konflikte sind nicht automatisch destruktiv, sondern können auch produktive Dynamiken freisetzen“, so Farahat. Genau hier setzt ihre Forschung an und versucht, Einsichten aus der soziologischen Konflikttheorie mit rechtswissenschaftlichen Analysen fruchtbar zu verbinden. Ihr Ziel ist es herauszufinden, wie Institutionen beschaffen sein müssen, um das destruktive Potenzial transnationaler Solidaritätskonflikte produktiv zu kanalisieren und neue soziale Ordnung entstehen zu lassen.


Die Rechtswissenschaftlerin hat 2011 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zum Thema „Progressive Inklusion – Zugehörigkeit und Teilhabe im Migrationsrecht“ promoviert. Außerdem absolvierte sie einen LL.M. (Master of Laws) an der School of Law der University of California in Berkeley, USA, wo sie parallel zum Thema Flüchtlingsschutz forschte. An der Emmy Noether-Förderung schätzt sie besonders die Möglichkeit, mit ihrem internationalen und interdisziplinären Team zu arbeiten sowie Zeit und Ressourcen für Forschungsaufenthalte im Ausland zu haben.

Stand: September 2017

Fabian Schulz

Emmy Noether-Geförderte können gemeinsam wortwörtlich Brücken bauen – berichtet der Althistoriker Fabian Schulz, der an der Eberhard Karls Universität in Tübingen seit 2015 die erste Emmy Noether-Nachwuchsgruppe in der Alten Geschichte leitet. „Gemeinsam mit den Astrophysikern der Emmy Noether-Gruppe von Rolf Kuiper haben wir im Rahmen einer Teambuilding-Maßnahme eine Brücke über die Ammer gebaut. Als sie fertig war und hielt, haben wir uns für einen Moment wie Caesar gefühlt, als er den Rhein überbrückt hat,“ berichtet er.


Eine weitere Brücke schlägt Schulz‘ Emmy Noether-Gruppe, die Macht und Einfluss von Herrschern zwischen Antike und Mittelalter untersucht. Dazu adaptiert sein Team ein Modell aus der Sozialpsychologie, das die etablierten Methoden der Geschichtswissenschaften ergänzt. Dieses Modell ermöglicht es, die Prozesse von Beeinflussung zu strukturieren und so eine Vielfalt von Situationen über Literaturgattungen, Zeiten und Räume hinweg miteinander zu vergleichen.


Schulz studierte in Berlin, Oxford und Paris Klassische Philologie und promovierte 2010 in Alter Geschichte. Vor seiner Emmy Noether-Förderung, die ihn zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt, arbeitete er an der Freien Universität Berlin, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Eberhard Karls Universität, wo er sich mit Fragen der Politik- und Mentalitätsgeschichte in der frühen griechischen und späten römischen Antike auseinandergesetzt hat.

Stand: August 2017

Hanna Walsdorf

© DFG / David Ausserhofer

Wie das kulturell „Andere“ im 17. und 18. Jahrhundert tänzerisch dargestellt wurde, untersucht Hanna Walsdorf in ihrer seit 2014 geförderten Emmy Noether-Gruppe „Ritualdesign für die Ballettbühne: Konstruktionen von Volkskultur im europäischen Theatertanz (1650-1760)“. Dabei vergleicht sie barocke Bühnentanzwerke in Paris, Mailand, London und Stuttgart auf rituelle Rahmungen und Handlungen eigener und fremder Kultur-erscheinungen: „Wir haben sehr viele Quellen: Partituren, Libretti, Tanznotationen, Kostümskizzen und Bühnenbilder. Darüber können wir ein relativ genaues Bild zeichnen und auch statistisch signifikant erheben, welche und wie viele Rituale sich da wirklich finden“, erklärt Walsdorf.

Zuvor hatte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Heidelberger Sonderforschungsbereich „Ritualdynamik“ gearbeitet, der sich bereits in der letzten Förderperiode befand. „Als es um den Anschluss ging, bin ich gerne bei der DFG geblieben und habe von meiner Chefin das Unterstützungsschreiben fürs Emmy Noether-Programm erhalten. Im zweiten Anlauf hat es dann glücklicherweise geklappt“, freut sich die Musikwissenschaftlerin. Nach einem gewissen bürokratischen Aufwand ist sie mittlerweile an der Universität Leipzig ansässig: „Jetzt läuft alles nach Plan, sogar besser! Wir haben viel, viel mehr Quellen als bei Antragstellung vermutet, und werden länger brauchen, sie zu sammeln, zu sortieren und auszuwerten. Dass man nachjustieren muss, liegt aber in der Natur von Forschung.“

Stand: Juli 2015

Kerstin Thomas

© DFG / David Ausserhofer

„Die Emmy Noether-Förderung hat vor allem meine wissenschaftliche Sichtbarkeit erhöht“, sagt Kerstin Thomas rückblickend. So hatte sie die Möglichkeit, auf Veranstaltungen als Gastgeberin aufzutreten und viele renommierte Kolleginnen und Kollegen einzuladen. Das Programm sei zudem sehr förderlich für die Entfaltung ihrer wissenschaftlichen Persönlichkeit gewesen und habe ihr einerseits die Freiheit gegeben, selbstständig zu forschen, andererseits aber auch finanzielle Sicherheit garantiert: „Endlich eine längere Zeit, in der ich mal nicht an Anträge denken musste.“ Bereits seit 2010 leitet die Kunsthistorikerin die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Form und Emotion. Affektive Strukturen in der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts und ihre soziale Geltung“ an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Ihre Forschung dreht sich insbesondere um die Frage, wo sich Emotion in der Wahrnehmung von Bildern befindet und wie darüber gesprochen werden kann.

Thomas, die derzeit auch habilitiert, begann ihre wissenschaftliche Karriere mit einem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main, wo sie 2006 auch promovierte. Im Anschluss arbeitete sie drei Jahre als wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris. Die Mainzer Wissenschaftlerin blickt durchaus zuversichtlich in die Zukunft: Es sei nicht einfach, aber mit der Habilitation und der Emmy Noether-Förderung habe sie gute Chancen auf eine künftige Professur.

Stand: August 2014

Florian Waldow

© DFG / David Ausserhofer

Florian Waldow ist der einzige Erziehungswissenschaftler mit Emmy Noether-Förderung. Seit 2010 ist er dabei und hat bereits nach zweieinhalb Jahren einen Ruf an die Humboldt-Universität Berlin erhalten. „Das Emmy Noether-Programm hatte einen großen Anteil daran“, ist sich Waldow sicher.

Heute ist er W3-Professor und hat die Nachfolge seines Doktorvaters angetreten. Die Zeit der Förderung sei die bisher produktivste Phase seiner wissenschaftlichen Karriere; insbesondere die Möglichkeit des selbstständigen Arbeitens hebt er als „außerordentlich bereichernd“ hervor. Zudem habe er bisher nur positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der DFG gemacht, die gerade bei Eintreten unvorhergesehener Ereignisse „sehr flexibel“ sei und den Geförderten einen „enormen Vertrauensvorschuss“ entgegenbringe.

Mit seiner Emmy Noether-Gruppe arbeitet Florian Waldow an dem Projekt „Unterschiedliche Welten der Meritokratie?“. Darin untersucht das Team Gerechtigkeitsvorstellungen im Zusammenhang mit schulischer Leistungsbeurteilung in Deutschland, Schweden und England. Leistungsbeurteilung spielt eine wichtige Rolle bei der Zuweisung von individuellen Lebenschancen. Damit diese Zuweisung als legitim anerkannt wird, muss sie als gerecht wahrgenommen werden. Was jedoch als gerecht wahrgenommen wird, unterscheidet sich zwischen verschiedenen nationalen Kontexten wie auch zwischen verschiedenen Akteursgruppen (z.B. Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Schulevaluatoren). Das Projekt beschäftigt sich mit der Untersuchung dieser Unterschiede.

Stand: August 2014

Lebenswissenschaften

Oliver Thorn-Seshold

© DFG / David Ausserhofer

Oliver Thorn-Sesholds Ziel ist es, „smarte“ chemische Reagenzien für die Nutzung in der Biologie zu synthetisieren, um zelluläre Prozesse tiefer gehend verstehen oder Erkrankungen mit größerer Spezifität kontrollieren und behandeln zu können als mit herkömmlichen Methoden. „Ich habe mich bereits in jungen Jahren in die Schönheit der organischen Chemie verliebt, und obwohl ich verschiedene Forschungs-disziplinen in Australien und Schweden studierte, kam ich während meiner PhD-Zeit in Frankreich wieder auf sie zurück.“ Dort spezialisierte Thorn-Seshold sich auf Chemikalien, die als Sensoren oder Werkzeuge in der Biologie fungieren. Seit Beginn seiner Postdoc-Tätigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München fokussiert er sich in seiner Forschung auf Reagenzien, um Mikrotubuli zu kontrollieren und zu verstehen. Diese sind in allen Zellen aktive riesige Proteingerüste, die diversen Prozessen unterliegen: von der Zellteilung und -bewegung bis hin zur Embryonalentwicklung, zu neuronalen Funktionen und sogar zum Fortschreiten von Krebserkrankungen. Es ist wahrscheinlich, dass kleine strukturelle Differenzen zwischen Mikrotubuli in Zellen sie für diese vielen verschiedenen Rollen kodieren – jedoch sind traditionelle Methoden nicht präzise genug, um die Differenzen zu messen, zu kontrollieren oder zu erforschen.

Mit seiner Emmy Noether-Gruppe „Chemische Methoden zur Charakterisierung sowie Kontrolle des Mikrotubuliaufbaus und der Mikrotubulidynamik unter physiologischen Bedingungen“ stellt er mikrotubuli-modulierende Reagenzien her, die durch Laserbeleuchtung kontrolliert werden können. „Dazu ist es erforderlich, dass sich Forscher aus den Bereichen Optik, Chemie, Physik und Biologie zusammenschließen. Als junge Forschungsgruppe ist uns dies nur durch die langfristige, ausgeprägte Unterstützung möglich, die das Emmy Noether-Programm bietet.“ Die Emmy Noether-Gruppe hofft, dass diese laserkontrollierten Chemikalien Biologen die nötige Präzision gibt, um zu verstehen, wie die Mikrotubuli kodiert sind, und um zu erforschen, wie sie für bessere Behandlungen von neuronalen Störungen und Krebs genutzt werden können.

Stand: September 2018

Suayib Üstün

© DFG / David Ausserhofer

Während seines Bioinformatik-Studiums riet man Suayib Üstün, doch lieber eine Berufsausbildung in Betracht zu ziehen. Er entschied sich jedoch für die Wissenschaft und leitet seit September 2018 die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Proteolytische Abbauwege und ihre Rolle in der pflanzlichen Abwehr“ an der Universität Tübingen. Die Grundlagen für diese Forschung legte Üstün schon während der Promotion und als Postdoc. Er beschäftigt sich seit Langem damit, wie das Immunsystem von Pflanzen auf Bakterienbefall reagiert, und entdeckte, dass Bakterien einen bestimmten Abbauweg, das Proteasom, manipulieren. Üstün verbrachte seine Postdoc-Zeit in Schweden, um mehr über einen anderen Abbauprozess, die Autophagie (altgriechisch: „sich selbst verzehrend“), zu lernen. Hier entdeckte er, dass Bakterien die Wechselwirkung beider Abbauwege ausnutzen und somit Krankheiten hervorrufen.

Mit seiner Emmy Noether-Gruppe wird sich Üstün weiter auf diese Abbauprozesse konzentrieren. Sein Ziel ist, zu verstehen, wie Mikroben auf diese Weise die pflanzliche Abwehr hemmen. Ihn interessiert die Rolle pflanzlicher Proteine während der Infektion und wie Eingriffe in die Abbauprozesse Mikrobenbefall und somit Krankheiten verhindern können. Für Üstün geht mit der Emmy Noether-Förderung ein Traum in Erfüllung – seine Ideen mit einer eigenen Gruppe angehen zu können. Insbesondere ist es ihm ein großes Anliegen, als guter Mentor junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ihrem Weg zur selbstständigen Forschungstätigkeit zu unterstützen.

Stand: August 2018

Susanne Koch

© DFG / David Ausserhofer

Susanne Koch erforscht in ihrer Emmy Noether-Gruppe „Plastizität der therapierten Retina – Kapazität und Mechanismen“ an der Ludwig-Maximilians-Universität in München degenerative Erkrankungen der Netzhaut und wie man sie heilen kann. Sie will verstehen, wie die Retinitis pigmentosa (RP) als häufigste Ursache erblicher Blindheit die Zellen in der Netzhaut – beispielsweise Fotorezeptoren – angreift und ob eine Gentherapie die Zerstörung aufhalten oder sogar rückgängig machen kann. Sie hat im Mausmodell bereits gezeigt, dass durch eine Gentherapie die Sehfähigkeit wiederhergestellt werden kann – offen ist noch die Frage, wie sich die neuronalen Schaltkreise in der Netzhaut reorganisieren.

Retinitis pigmentosa beschäftigte Koch schon während ihrer Doktorarbeit an der LMU in München und auch während ihres Aufenthalts an der Columbia University in New York. Während der Postdoc-Zeit in New York traf sie zahlreiche RP-Patienten. Aus diesen Gesprächen hat sie viel über die Auswirkungen der Erkrankung und die Hoffnung auf Heilung erfahren. Ihr wurde bewusst, wie positiv Forschung auf das Leben vieler Menschen wirken kann und damit konkret und fassbar wird. Das Ziel der eigenständigen Arbeit in ihrer Emmy Noether-Gruppe ist klar definiert: bessere und neue Therapieansätze für die Behandlung von Blindheit.

Stand: August 2018

Anne Schütz

© DFG / David Ausserhofer

„Strukturbiologie des Hepatitis-B-Virus: Vom Aufbau hin zur Entwicklung von Therapeutika“ lautet der Titel von Anne Schütz‘ Emmy Noether-Gruppe. Angesiedelt an der Technischen Universität München möchte Schütz gemeinsam mit Medizinern und Virologen des Klinikums Rechts der Isar die in ihrer chronischen Form immer noch unheilbare Krankheit erforschen. Sie hofft, ein genaues strukturelles Modell des Virus in allen Phasen seines Lebenszyklus entwickeln zu können und so seine Reifung besser zu verstehen. Ihre Hoffnung ist es, Moleküle zu gestalten, die die Vermehrung des Virus und so die chronische Hepatitis B unterbinden.

Schütz‘ Weg in die Wissenschaft startete in Göttingen, wo sie Chemie studierte. Anschließend promovierte sie mit Schwerpunkt physikalische Chemie in Zürich. Es folgte ein Forschungsaufenthalt in Kanada. Die Emmy Noether-Förderung freut sie besonders wegen der gesteigerten Sichtbarkeit in der wissenschaftlichen Community, der Eigenverantwortung und der mehrjährigen Planungssicherheit. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern rät sie, sich frühzeitig auf Programme wie Emmy Noether zu bewerben: „Die größte Hürde beim Start einer eigenen Gruppe ist in manchen Fällen, es sich einfach zuzutrauen.

Stand: August 2018

Anneli Peters

Anneli Peters

© DFG / David Ausserhofer

Schon zu Schulzeiten träumte Anneli Peters von einer wissenschaftlichen Karriere. Ihren Ehrgeiz weckte dabei auch eine Berufsinformationsveranstaltung an ihrem Gymnasium, bei der ihr zu verstehen gegeben wurde: Für eine Frau ist eine wissenschaftliche Karriere undenkbar. Sie hat den Gegenbeweis erbracht – seit Herbst 2017 leitet Peters eine Emmy Noether-Gruppe, die sich mit den immunologischen Grundlagen der Krankheitsentstehung bei Multipler Sklerose beschäftigt. „Multiple Sklerose wird maßgeblich von sogenannten T-Zellen verursacht“, erklärt Peters. „Diese Zellen erkennen Proteine in der nervenisolierenden Myelinschicht im zentralen Nervensystem und setzen dort eine Entzündungsreaktion in Gang.“ Während ihrer Promotions- und Postdoc-Zeit an der Harvard Medical School erforschte Peters bereits die Rolle verschiedener T-Zell-Subtypen bei der Krankheitsentstehung bei Mäusen. Nach ihrer Rückkehr aus den USA vertiefte Peters ihre Expertise am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in München.

Mit ihrer Emmy Noether-Gruppe möchte sie nun herausfinden, wie und warum sich Th17-Zellen – ein Subtyp der T-Zellen – und B-Zellen – als Unterklasse der weißen Blutkörperchen wichtiger Teil der Immunabwehr – gegenseitig aktivieren und ob sie jeweils gegenseitig pathogene Eigenschaften fördern. Langfristig hofft die Immunologin, mit ihrer Forschung zur Entwicklung speziell zugeschnittener Therapieansätze beitragen zu können. Peters freut sich deshalb über die mit dem Emmy Noether-Programm einhergehende langfristige Perspektive und die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Ein wichtiges Anliegen ist es ihr dabei, ihr Wissen und ihre Forschungsbegeisterung mit ihren Doktorandinnen und Doktoranden zu teilen.

Stand: November 2017

Julia Pongratz

Julia Pongratz erforscht den Einfluss des Menschen auf das Klima und insbesondere, welche Rolle Änderungen der Vegetation durch Land- und Forstwirtschaft spielen. „Inzwischen ist die Forschung so weit, dass wir von unbeabsichtigten Nebeneffekten unseres Tuns zu absichtlicher Einflussnahme übergehen könnten – beispielsweise durch Wiederaufforstung“, berichtet sie vom Forschungsfeld ihrer Emmy Noether-Gruppe „Forstwirtschaft im Erdsystem“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Die Doppelrolle der Menschen als Akteure und Betroffene des Klimawandels beschäftigt sie schon seit Langem.

Als Postdoc untersuchte sie an der Carnegie Institution im amerikanischen Stanford Aspekte der Nahrungsmittelsicherheit im Klimawandel. In ihrer Doktorarbeit befasste sie sich mit dem Einfluss des Menschen auf das Klima durch die Abholzung von Wäldern in der vorindustriellen Zeit, denn lange vor der Nutzung fossiler Brennstoffe hat diese deutlich zum Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre beigetragen. Pongratz schätzt an der Emmy Noether-Förderung, dass sie die Begeisterung für ihr Fach an andere weitergeben und sich Fähigkeiten aneignen kann, die den Weg zur Professur ebnen. Besonders genießt sie neben den Freiheiten, die ihr die Förderung bietet, die Gelegenheiten zur Vernetzung- beispielsweise beim Emmy Noether-Jahrestreffen: „Gerade für das Thema Klimawandel, wo Mensch, Technik und Natur so eng zusammenspielen, ist dieser Austausch enorm bereichernd.“

Stand: August 2017

Manuela Schmidt

© DFG / David Ausserhofer

„Während ich in San Diego meinen Postdoc gemacht habe, wurde ich zur GAIN-Informationsveranstaltung eingeladen. Beim Vortrag zum Emmy Noether-Programm dachte ich sofort ‚Das ist was für mich‘“, berichtet Manuela Schmidt, die derzeit am Max Planck Institut für experimentelle Medizin in Göttingen arbeitet. Die Neurowissenschaftlerin kehrte mit ihrer Familie schließlich zurück: „Wenn es nicht geklappt hätte, wären mein Mann und ich in den USA geblieben.“ In ihrer Gruppe „Somatosensory Signaling“ untersucht Schmidt seit 2012 die molekularen Grundlagen des Tastsinns, insbesondere der Schmerzentstehung und -weiterleitung. Ein Fokus dabei sind chronische Schmerzen: „Akute Schmerzen sind ja praktisch ‚gute Schmerzen‘, die uns vor Gewebeschaden schützen. Aber chronische Schmerzen sind in der medizinischen Praxis ein großes Problem“, erläutert Schmidt. „Leider sind Patienten mit chronischen Schmerzen hohem Leiden ausgesetzt, da heutige Therapien diese Schmerzen oft nicht adäquat bekämpfen und zusätzlich mit starken Nebenwirkungen einhergehen.“ Für Interessenten am Emmy Noether-Programm hat Schmidt einen Ratschlag: „Aus meiner positiven Erfahrung kann ich nur raten, sich das Gast-Institut und das wissenschaftliche Umfeld bewusst auszusuchen, denn der Erfolg der Gruppe hängt ungemein von deren Unterstützung ab.“

Stand: Juli 2015

Thomas Boettcher

© DFG / David Ausserhofer

Seit Juni 2014 leitet Thomas Böttcher an der Universität Konstanz eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe. Im Zentrum seiner Forschung steht die Frage, wie sich bakterielles Verhalten beeinflussen lässt. Ausgangspunkt ist dabei die Tatsache, dass einzelne Bakterien für den Menschen in der Regel harmlos sind. Allerdings können sie ihr Verhalten koordinieren und als mehrzellige Kollektive den menschlichen Körper angreifen und Infektionskrankheiten auslösen. Die Koordination wird von kleinen Signalmolekülen ausgeführt. Einige Organismen produzieren ihrerseits Moleküle, die die Koordination von Bakterienpopulationen verhindern können.

Der Nachwuchswissenschaftler, der drei Jahre als Postdoc an der Harvard Medical School in Boston arbeitete und in organischer Chemie promovierte, möchte herausfinden, wie Organismen das bakterielle Verhalten beeinflussen und welche Moleküle dabei eine Rolle spielen. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, komplexe Interaktionen zwischen Bakterien besser zu verstehen, sondern in der Zukunft auch zu neuen Arzneimitteln gegen Infektionskrankheiten führen. Das Emmy Noether-Programm bietet Böttcher die besten Voraussetzungen für seine Forschungsarbeit: „Die Förderung gibt mir die Freiheit, komplett neue Dinge zu erforschen, und das über einen längeren Zeitraum.“

Stand: August 2014

Georg Mayer

Der Zoologe Georg Mayer ist noch ganz frisch im Emmy Noether-Programm. Seit der Promotion arbeitete er auf sein Emmy Noether-Projekt hin und hat insbesondere seinen zweijährigen Forschungsaufenthalt in Australien für die Planung genutzt. In der Schreibphase fragte er sich, ob er vielleicht zu viele Teilprojekte geplant und sich in Details verloren habe. Doch der Antrag wurde schnell bewilligt – die beantragten Mittel kaum gekürzt. „So kann ich meine Untersuchungen in vollem Umfang durchführen. Die Förderung verleiht mir eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit, die ich bisher nicht hatte.“ Mit seinem Projekt will der Zoologe nun herausfinden, wie die Vielfalt der Baupläne bei Gliederfüßern entstanden ist. Dazu untersucht er die Embryonalentwicklung der bisher kaum erforschten Stummelfüßer oder Onychophora. Um seine Untersuchungsobjekte zu bekommen, plant Mayer auch zwei Sammelreisen nach Australien. Längerfristige Auslandsaufenthalte sind allerdings nicht geplant: „Ich habe bereits Erfahrungen im Ausland gesammelt, und außerdem weiß ich, dass die Forschungsbedingungen für mein Projekt hier in Deutschland am besten sind.“

Stand: 2010

Michiel Postema

Michiel Postema promovierte in Flüssigkeitsphysik und beschäftigt sich heute mit der physikalischen Modellierung von Mikrobläschen, die in der Ultraschalldiagnostik als Kontrastmittel eingesetzt werden. Diese nur einige Mikrometer großen, durch Hüllen stabilisierten Gasbläschen könnten sich in Zukunft zu vielseitigen Werkzeugen in der Medizintechnik entwickeln. „Die Antragsphase habe ich ‚wartend‘ erlebt“, sagt der Niederländer. „Obwohl ich den Antrag schon geschrieben hatte, als ich noch Postdoc an der Ruhr-Universität-Bochum (RUB) war, kam die Bewilligung erst, als ich Lecturer an der University of Hull war und längst in England wohnte.“ Eine Zeit, aus der folgende Anekdote stammt: „In England und Schottland arbeiten viele ausgewanderte deutsche Wissenschaftler. Deshalb ist das Emmy Noether-Programm ganz bekannt und kurz nach der Bewilligung wurde mir dort gratuliert zu ‚the most prestigious award in the known Universe‘.“

Mit dem Emmy Noether-Programm kehrte der Nachwuchswissenschaftler an die RUB zurück, eine Gastprofessur in Orléans rief – und international geht es auch weiter: Michiel Postema trat im Herbst 2010 eine Professur für experimentelle Akustik an der Universität Bergen an.

Stand: 2010

Naturwissenschaften

Lei Zhao

© DFG / Bettina Ausserhofer

Mathematiker Lei Zhao untersucht dynamische Systeme, klassische und Himmelsmechanik sowie symplektische Geometrie. Er hat an der Nanjing University in China studiert, 2013 wurde er in Frankreich an der Universität Paris 7 – Denis Diderot promoviert. Als Postdoktorand forschte Zhao in Groningen, in Tianjin in China sowie in Augsburg, wo er 2017 seine derzeitige Position als Emmy Noether-Nachwuchsgruppenleiter antrat.

Zhaos Leidenschaft, die er mit den Mitgliedern seiner Emmy Noether-Gruppe „Symplektische Geometrie und N-Körper-Problem“ sowie weiteren Kollegen an der Universität Augsburg teilt, ist die Anwendung der Methoden der symplektischen Geometrie und Topologie auf Probleme der Himmelsmechanik. „Die Freiheit und Unterstützung durch das Emmy Noether-Programm gibt meiner Gruppe und mir die wunderbare Chance, neue Mathematik zu lernen, wertzuschätzen und unsere eigenen Forschungsideen weiterzuentwickeln“, sagt Zhao.

Anna Nelles

© DFG / Bettina Ausserhofer

Anna Nelles erforscht die Teilchen mit den höchsten Energien im Universum. Diese kosmischen Neutrinos kommen nicht aus Teilchenbeschleunigern, sondern zum Beispiel aus Supernovae oder auch von bisher noch völlig unbekannten astronomischen Quellen. Um diese besser zu verstehen, sucht Nelles’ Emmy Noether-Gruppe von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mithilfe von Radiowellen nach Neutrinos und vermisst diese. Neutrinos bewegen sich auf geraden Linien zwischen Quelle und Beobachter, womit sie sich besonders zur Quellenidentifikation anbieten. Allerdings sind Neutrinos notorisch schwierig zu messen. Daher müssen Messinstrumente von der Größe vieler Kubikkilometer gebaut werden, um im Jahr rund eine Handvoll Neutrinos auffinden zu können. Dies lässt sich nur mit Radioantennen wirtschaftlich machen, die Technologie steckt allerdings noch in ihrer Pilotphase.

Nelles’ Ziel ist es daher, mit ihrer Gruppe einen großskaligen Radiodetektor für Neutrinosignale in Grönland oder am Südpol zu errichten, wo Radioantennen die Signale messen können, die bei der Wechselwirkung von Neutrinos mit großen Mengen besonders reinen Eises entstehen. „Das Schöne an meiner Arbeit ist die Kombination von Datenanalyse, Simulationen, Bau von Instrumentierung und der einen oder anderen Nacht im Zelt in der Antarktis“, so Nelles, die an der FAU eine Helmholtz-Professur für Experimentelle Astroteilchenphysik innehat und Wissenschaftlerin am DESY in Zeuthen ist. „Es wird nicht langweilig und mich hat schon immer fasziniert, den Geheimnissen des Universums auf die Spur zu kommen.“

Nach dem Studium der Physik an der RWTH Aachen wurde Nelles an der Radboud University in Nijmegen in den Niederlanden promoviert. Im Anschluss erhielt sie ein DFG-Forschungsstipendium, mit dem sie an die University of California in Irvine ging. Rufe an die Universität Groningen und an die Washington University St. Louis lehnte sie ab, um 2018 Emmy Noether-Nachwuchsgruppenleiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin zu werden. 2019 wechselte sie mit ihrer Gruppe an die FAU.

Andreas Hartmann

Andreas Hartmanns Fachgebiet ist die Erforschung von Wasserressourcen in Karstgebieten. Karst entsteht dadurch, dass Wasser durch Kalkstein fließt und ihn löst. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung wird mit Trinkwasser aus Karstgebieten versorgt. Die Veränderungen von Wasserverfügbarkeit und Wasserbedarf in Zeiten des Klimawandels sind für diese Gebiete jedoch noch kaum erforscht. Die flächendeckende Abschätzung der Erneuerungsraten von Grundwasser in allen Karstregionen Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens, die Hartmann während seiner Postdoc-Zeit an der Universität Bristol (UK) und der McGill Universität (CA) entwickelte, war die erste ihrer Art und zeigte, dass sich das Grundwasser in Karstgebieten deutlich schneller erneuert, als bisher angenommen. Laut Hartmann bedeutet dies, dass in Karstgebieten potenziell mehr Grundwasser als Trinkwasser bereitsteht. Es fließt jedoch durch große Karstquellen auch ebenso schnell ab, was die Nutzungsmöglichkeiten wiederum einschränken kann.

In seinem im Emmy Noether-Programm geförderten Projekt geht Hartmann dieser Dynamik weiter nach. „Die Forschung an hydrologischen Prozessen ist meist auf die wohlhabenden Länder der mittleren geografischen Breitengrade beschränkt“, berichtet er. Bewusst erweitert er daher den Fokus der Feldforschung und der Analyse auf die globale Skala, um die Prozesse des Karstgrundwassers in allen Regionen der Welt besser zu verstehen. Die Erfahrung, ein ganzes Team für dieses neue Forschungsfeld zu begeistern sowie das gesamte Spektrum an Feld-, Labor-, und Modellierungsarbeit abzudecken, sieht Hartmann als ideal, um ihn für zukünftige Aufgaben als Lehrstuhlinhaber vorzubereiten.

Stand: August 2018

Aljaz Godec

Aljaz Godecs Emmy Noether-Gruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen betrachtet einzelne Moleküle und wie sie sich physikalisch verhalten. Sein Ziel ist eine neue und wesentlich detailliertere Theorie zur Bewegung und Interaktion dieser Teilchen. Davon verspricht er sich weitaus mehr physikalische Informationen als aus bislang entwickelten Theorien. Denn schon deren Grundannahmen ignorieren interessante Prozesse, die Godec nun beschreiben möchte. Er hofft, „dass die neue Theorie auch eine neue Art von Einzelmolekülexperimenten und Simulationen ermöglichen wird“.

Die Idee hierzu entstand zum Teil bereits während Godecs Promotion an der Fakultät für Physik der Universität in Ljubljana (Slowenien). Seine Promotion befasste sich mit dem mikroskopischen Ursprung der hydrophobischen Wechselwirkung, die für Konformations- und Bindungsdynamik von Makromolekülen eine der wichtigsten Wechselwirkungen darstellt. Während seiner Postdoc-Zeit an der Universität Potsdam entwickelte sich dann die vollständige Idee. Als Postdoc untersuchte er die statistischen Eigenschaften nicht ergodischer Dynamik und beschäftigte sich intensiv mit der Einzelmoleküldynamik. So kam Godec zum Thema seiner Emmy Noether-Gruppe. Er schätzt die Freiheit, die die Emmy Noether-Förderung ihm bietet, sowie den Erfahrungsaustausch mit den anderen Geförderten.

Stand: August 2017

Felix Krahmer

© DFG / David Ausserhofer

Forschergeist begleitete Felix Krahmer schon zu Schulzeiten: „Ich war im Verein ‚Talentförderung Mathematik‘. Da hat man sich einmal im Monat getroffen und ein mathematisches Problem in der Gruppe zu lösen versucht. Hier stand aber nur der Spaß im Mittelpunkt“, erinnert sich Krahmer. Ein erfolgversprechendes Modell, wie sich heute zeigt: „Auf diesem Emmy Noether-Treffen habe ich tatsächlich jemanden wiedergetroffen, der damals mit mir in diesem ‚Matheverein‘ war; Helge Ruddat. Er hat heute auch eine Emmy Noether-Gruppe, auch in Mathematik, und wir haben uns seit 20 Jahren nicht gesehen. Das finde ich total witzig!“

Gerade ist Krahmer einem Ruf auf eine W2-Tenure-Track-Stelle an die TU München gefolgt und widmet sich dort als Leiter der Gruppe „Randomisierte Erfassung und Quantisierung von Signalen und Bildern“ den theoretischen Grundlagen von Messsystemen. Einerseits stellen Krahmer und seine Gruppe Überlegungen zu abstrakten Messungen auf, anderseits überprüfen sie Messsysteme der anwendungsnahen Wissenschaften - etwa Magnetresonanztomografie oder Fernerkundung. „Bei den Anwendungen ist die Struktur natürlich vorgegeben, aber es gibt in den Systemen trotzdem gewisse Freiheitsgrade. Wir fragen uns also, wie man diese Freiheiten am besten nutzt. Dabei hat es sich als gut funktionierender Ansatz herausgestellt, die verbleibenden Parameter zufällig zu wählen. Aus der Analyse der resultierenden strukturierten Zufallssysteme ergeben sich Fehlerabschätzungen für die Signalrekonstruktion – für einen MRT-Screen bedeutet das beispielsweise, dass eine adäquate Aufnahmequalität bei erheblich verringerter Aufnahmedauer garantiert werden kann.“

Stand: Juli 2015

Benjamin Bahr

© DFG / David Ausserhofer

Auch die Relativitätstheorie ist nur „relativ“ – denn als Albert Einstein vor einhundert Jahren beschrieb, wie sich Raum und Zeit krümmen, wusste er schon, dass die Formel nicht vollständig sein kann. Sie lässt die Quantentheorie, die auch das Verhalten von Elementarteilchen abbildet, außen vor. „Jede der beiden Theorien funktioniert für sich gut“, sagt Benjamin Bahr, Emmy Noether-Gruppenleiter an der Universität Hamburg, „aber es kommt totaler Käse dabei heraus, wenn man versucht, die Formeln sinnvoll zusammenzubringen; Wenn man zum Beispiel berechnen möchte, wie beim Urknall die gesamte Materie des Universums auf einen winzig kleinen Punkt zusammengedrückt wurde. Hier müssten beide Theorien gleichzeitig zur Anwendung kommen können.“ Klassisch auf einem Blatt Papier oder an einer großen Tafel arbeitet der Physiker daran, die Formeln von Quantenphysik und Relativitätstheorie zu vereinheitlichen.

„‚Emmy Noether‘ habe ich als tolle Chance begriffen, eine eigene kleine Forschungsgruppe aufzubauen, denn mein Forschungsgebiet der ‚Schleifenquantengravitation‘ besteht weltweit aus nicht einmal 200 Personen. Das ist ‚lütt‘, würde ich mal sagen. Vielen Universitäten ist noch nicht bewusst, wieviel hier gerade passiert, und dass man jemanden auf dem Gebiet einstellen sollte. Deshalb schließe ich nicht aus, mich nach der Gruppe auch noch für das Heisenberg-Programm der DFG zu bewerben“, so Bahr.

Stand: Juli 2015

Tobias Oertel-Jäger

Für Tobias Oertel-Jäger war die wissenschaftliche Freiheit, die das Emmy Noether-Programm bietet, der entscheidende Anreiz, aus Frankreich nach Deutschland zurückzukehren. „Die Bedingungen sind optimal. Und das Programm gibt mir die Möglichkeit, während der aufregenden Zeit der Familiengründung Beruf und Familie auf gute Weise miteinander zu vereinbaren.“ Der Mathematiker hat als Emmy Noether-Geförderter mit seiner Forschung rund um „Dynamische Systeme“ an der TU Dresden Fuß gefasst. „Die Antragsphase war natürlich im Hinblick auf den Ausgang sehr spannend. Und darüber hinaus auch eine kreative Phase. In dieser Zeit habe ich Ideen gesammelt und meine zukünftige Arbeit strukturiert“, sagt der Nachwuchswissenschaftler. Eine Arbeit, von der er in den nächsten Jahren noch vielfältig profitieren werde.

Mit dem Emmy Noether-Jahrestreffen verbindet Tobias Oertel-Jäger die Möglichkeit zum zwanglosen Austausch. „Das Treffen bietet eine Atmosphäre, in der jeder bereit und darauf eingestellt ist, seine Themen auch fachfremden Kollegen in einfachen Worten näherzubringen.“

Stand: 2010

Bärberl Rethfeld

„Das Emmy Noether-Programm erscheint mir als idealer Weg, um als selbstständige Wissenschaftlerin in der universitären Forschung Fuß zu fassen.“ Bärbel Rethfeld arbeitet auf dem Gebiet der angewandten Theoretischen Physik – ihr geht es um die Ultrakurzzeitdynamik laserangeregter Festkörper. Sie erstellt zum Beispiel Modelle, wie man das ungewöhnliche Verhalten angeregter Elektronen auf ganz kurzen Zeitskalen beschreiben kann – wichtig, um gute Vorhersagen für die Materialbearbeitung in Technik und Medizin machen zu können. „Das Emmy Noether-Programm war und ist für mich der ideale Anschluss an fast fünf Jahre ‚Kinderpause‘, in meinem Fall an selbstständige Forschung im Home Office.“ Die in dieser Zeit entwickelten Ideen konnte die Physikerin in einen einzigen Antrag bündeln. So gelang es ihr nach Jahren der „Fernkooperationen“ nun als selbstständige Gruppenleiterin an der TU Kaiserslautern wieder voll ins Universitätsleben einzusteigen.

„Nach Aufnahme in das Emmy Noether-Programm habe ich direkt die Unterstützung der DFG in Anspruch genommen und das Weiterbildungsprogramm zur Nachwuchsgruppenleitung genutzt.“ Auch das Jahrestreffen hat einen festen Platz in ihrem Kalender eingenommen. „Ich verbinde damit einen direkten und äußerst wichtigen Informationsaustausch in angenehmer Atmosphäre.“

Stand: 2010

Ingenieurwissenschaften

Jessica Burgner-Kahrs

© DFG / David Ausserhofer

Jessica Burgner-Kahrs Forschungsschwerpunkt ist die computer- und roboterassistierte Chirurgie. Seit Oktober 2013 leitet sie am Mechatronik-Zentrum der Leibniz Universität Hannover eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe zum Thema „Kontinuumsroboter für chirurgische Systeme“. Ihr Forscherteam beschäftigt sich insbesondere mit Kontinuumsrobotern auf Basis elastischer, vorgebogener Nitinolröhrchen. Diese, aufgrund ihres Aussehens scherzhaft „Rüssel“ oder „Schlangen“ genannten Robotersysteme, könnten zukünftig eine ideale Alternative zu konventionellen chirurgischen Instrumenten für schwer zugängliche anatomische Regionen darstellen, die sich beispielsweise dazu eignen, Blutgerinnsel bei Schlaganfallpatienten abzusaugen. Die engagierte Nachwuchswissenschaftlerin hat ein klares Ziel vor Augen: „Eines Tages soll das System bei Operationen an Menschen eingesetzt werden und Leben retten.“ Für die erfolgreiche Arbeit biete ihr das Emmy Noether-Programm die besten Bedingungen, denn es bedeute „ohne Geldsorgen, die Freiheit zu haben, selbstständig zu forschen“.

Die Informatikerin promovierte 2010 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zum Thema „Roboterassistierte Laserknochenablation“. Im Anschluss arbeitete sie als Postdoc an der Fakultät für Maschinenbau der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA, bevor sie im Rahmen eines Rückkehrstipendiums des DAAD ihre Arbeit am Mechatronik-Zentrum der Leibniz Universität Hannover aufnahm.

Stand: August 2014

Mareike Schoop

© DFG / David Ausserhofer

Mareike Schoop wurde im Rahmen des „Aktionsplans Informatik“ im Emmy Noether-Programm gefördert. Als sie nach der Promotion zunächst an der RWTH Aachen als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Informatik arbeitete, wies sie ihr damaliger Chef auf das Programm hin, das sie sofort überzeugte: „Eine eigene Nachwuchsgruppe für fünf Jahre erschien mir eine außerordentlich große Chance für exzellente und eigenständige Forschung. Gleichzeitig habe ich die Nachwuchsgruppenleitung als gute Vorbereitung auf eine Professur gesehen.“ Sie sollte Recht behalten, denn bereits nach einem Jahr der Förderung wurde sie auf eine C4-Stelle berufen. Heute leitet sie den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I an der Universität Hohenheim.

An ihre „Emmy Noether-Zeit“ denkt sie gerne zurück: „Ich bin nach wie vor sehr dankbar, diese tolle Förderung bekommen zu haben. Es war eine Zeit des intensiven Forschens und der Eigenständigkeit.“ In ihrem von der DFG geförderten Projekt „Electronic Negotiation Support in Business-to-Business Electronic Commerce“ untersuchte sie zusammen mit ihrer Nachwuchsgruppe elektronische Verhandlungssysteme. Ziel war es, einen Support zu entwickeln, der Anwender bei der Auswahl und Anwendung solcher Systeme unterstützen kann. Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die am Anfang der Emmy Noether-Förderung stehen, rät sie, die Zeit zu genießen und intensiv zu forschen, denn mit der ersten Professur reduziere sich leider die Zeit zum eigenen Forschen.

Stand: August 2014

Wolf-Tilo Balke

© DFG / David Ausserhofer

„Emmy-Alumnus“ Wolf-Tilo Balke gibt seine Erfahrungen gern an die nachfolgenden Generationen weiter. Aus diesem Grund engagiert er sich noch heute beim alljährlichen Treffen in Potsdam – unter anderem leitet er den Workshop zu den „Dos and Don‘ts beim Vorsingen“ und vermittelt dabei Innenansichten aus Berufungskommissionen. Er selbst war von 2002 bis 2008 Emmy Noether-Geförderter, zunächst während einer zweijährigen Forschungstätigkeit an der University of California in Berkeley, USA, dann als Leiter einer Nachwuchsgruppe am Forschungszentrum L3S an der Universität Hannover. Als promovierter Informatiker forschte er zum Thema „Kognitives Datenbank-Retrieval“ und legte damit wesentliche Grundlagen für nachfolgende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Personalisierung von Informationssystemen.

Das Renommé und die Akzeptanz des Emmy-Noether-Programms haben sich seither extrem weiterentwickelt, so Balke: „Damals war es noch relativ neu, auch für die Universitäten und insbesondere die Universitätsverwaltungen. Als eine der ersten Emmy-Generationen mussten wir noch strukturelle Kämpfe ausfechten, etwa um die Möglichkeit zur eigenständigen Lehre oder das Promotionsrecht, und waren damit auch Wegbereiter für die nachfolgenden Generationen.“ 2008, noch während seiner Zeit als Nachwuchsgruppenleiter in Hannover, folgte Balke einem Ruf an die Technische Universität Braunschweig, an der er seither das Institut für Informationssysteme leitet.

Stand: August 2014

Ingrid Hotz

„Das Emmy Noether-Programm war für mich der Anreiz, nach Deutschland zurückzugehen“, so Ingrid Hotz, Informatikerin und Emmy Noether-Alumna. Schon während der Promotion habe sie von dem „attraktiven“ DFG-Programm gehört, ging aber zunächst, um Auslandserfahrung zu sammeln, in die USA, wo sie als Postdoc an der University of California in Davis arbeitete. Mit der Bewilligung ihres Emmy Noether-Antrags in der Tasche kehrte sie nach Deutschland zurück und leitete bis 2011 eine Nachwuchsgruppe am Zuse-Institut Berlin (ZIB), die sich mit der Entwicklung neuer Methoden der wissenschaftlichen Visualisierung und Datenanalyse befasste. Zusätzlich hatte sie einen Lehrauftrag an der Freien Universität Berlin inne. Heute arbeitet die Informatikerin, die an der Technischen Universität Kaiserslautern promoviert hat, am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig im Bereich Simulations- und Softwaretechnik. Ihr Ziel ist aber nach wie vor die Professur. Rückblickend sagt sie: „Das Emmy Noether-Programm hat mir dabei geholfen, mich wissenschaftlich zu entwickeln und mich für die Professur bereit gemacht, sowohl wissenschaftlich als auch in der Lehre.“

Stand: August 2014

Anuscheh Farahat im "Junge Akademie"-Film zur Wissenschaftsfreiheit

Durch Klick auf „Wiedergabe“ sind Sie damit einverstanden, dass Daten an Google übermittelt werden. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung durch Google entnehmen Sie bitte den Datenschutzhinweisen von Google. Informationen zur Verarbeitung durch die DFG und zu Ihrem Recht auf Widerruf der Einwilligungserklärung finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.