Career Booster Nordamerika: Deutsche Forschende in den USA und Kanada im Gespräch

Dr. Julia Stomper

Dr. Julia Stomper

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(28.04.23) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit dem Forschungsstipendium und seit 2019 mit dem Walter Benjamin-Stipendium die Grundsteinlegung für wissenschaftliche Karrieren durch Finanzierung eines eigenen, unabhängigen Forschungsvorhabens im Ausland und seit 2019 auch in Deutschland. Ein großer Teil dieser Stipendien wird in den USA und zu einem kleineren Teil auch in Kanada wahrgenommen, Ausdruck einer in vielen Disziplinen und in besonderem Maße in den Lebenswissenschaften herrschenden Überzeugung, dass es hilfreich für die Karriere sei, „in Amerika gewesen“ zu sein. In einer Reihe von Gesprächen möchten wir Ihnen einen Eindruck von der Bandbreite der DFG-Geförderten vermitteln. In dieser Ausgabe schauen wir, wer sich hinter der Fördernummer STO 1319 verbirgt.

DFG: Liebe Frau Dr. Stomper, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch mit uns nehmen, Zeit, die angesichts des normalen Postdoc-Lebens vermutlich knapp ist und sicherlich auch durch intensives Lauftraining nicht mehr wird. Sie sind zum Boston Marathon Mitte April zugelassen. Kommen Sie gerade von einer Trainingsrunde?

Julia Stomper (JS): Den Dank darf ich gerne erwidern, denn es freut mich sehr, dass sich die DFG über Antrag, Stipendium und Abschlussbericht hinaus für die von ihr geförderten Postdocs interessiert. Ich komme gerade aus dem Labor, denn das Lauftraining ist aus zwei Gründen meinem Alltag als Postdoc in gewisser Weise vorgeschaltet. Zum einen läuft es sich am frühen Morgen deutlich besser als zu anderen Tageszeiten. Zum anderen lässt sich das Training so am besten mit der Arbeit vereinbaren, denn der wesentliche Grund meines Aufenthalts in Boston ist ein wissenschaftlicher und der Marathon ein Hobby, dem ich nachgehe, seit ich in Boston bin. Wäre ich für einen Postdoc-Aufenthalt in New York gelandet, hätte ich wahrscheinlich auch dort angefangen, längere Distanzen zu laufen, um am Stadtmarathon teilzunehmen.

DFG: In New York ist es aber eher Glückssache, einen der verlosten Startplätze im Marathon zu bekommen. In Boston brauchen Sie doch eine ambitionierte Qualifizierungszeit mit Altersdiskriminierung, also je jünger, desto schneller.

JS: Da gibt es aber auch Ausnahmen. Der Boston Marathon ist ein sehr traditionsreiches Rennen und findet jedes Jahr am dritten Montag im April, dem Patriots‘ Day, statt. Ein Teil der Startplätze wird an gemeinnützige Organisationen vergeben. Einen solchen Startplatz kann man ergattern, indem man sich bei einer entsprechenden Organisation bewirbt und Geld für sie sammelt. Der Regelfall ist aber in der Tat die Qualifikation über die persönliche Marathonzeit, nachzuweisen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem von Boston anerkannten Wettbewerb. Bei mir war das der Erie Marathon in Pennsylvania im September vergangenen Jahres. Der hat ideale Bedingungen mit einer Strecke entlang einer Halbinsel am Erie-See und gilt wegen des tellerflachen Profils als beliebtes Qualifikationsrennen für Boston. Ich bin dort nach 3 Stunden und 24 Minuten ins Ziel gekommen, also sechs Minuten schneller als für Boston in meiner Altersgruppe erforderlich gewesen wäre.