Für Sie gelesen: "Toronto, the Quietly Booming Tech Town"

(26.04.22) Ein Beitrag in der New York Times, Toronto, the Quietly Booming Tech Town, zitiert Zahlen einer auf High-Tech spezialisierten Immobilien-Firma, nach denen es neben den beiden etablierten und führenden Standorten für Informationstechnologie in den USA – das sind New York City und das Silicon Valley – einen Wettlauf um den dritten Platz gäbe. Bei diesem Wettlauf stellten sich zwar Austin und Miami jeweils als die am besten aufgestellten und klimatisch begünstigten Tech-Hubs dar, doch die kalte Statistik zeige, dass es neben dem Silicon Valley und New York City der Großraum Toronto sei, dem die Medaille „third-largest tech hub in North America“ gebühre. Es heißt: „Thanks to years of investment from local universities, government agencies and business leaders and Canada’s liberal immigration policies, Toronto is now the third-largest tech hub in North America. It is home to more tech workers than Chicago, Los Angeles, Seattle and Washington, D.C., trailing only New York and Silicon Valley.”

Anders als in Austin oder Miami sei auch das Umfeld in Toronto mit seinen 3 Mio. Einwohnern in der Stadt selbst und mehr als 6 Mio. Einwohnern im Großraum Torontos dynamisch genug, um eine größere Industrielandschaft nachhaltig zu tragen. Nach Mexico City, New York City und Los Angeles sei Toronto der viertgrößte städtische Verdichtungsraum auf dem nordamerikanischen Kontinent, der Raum habe mit der University of Toronto (UofT) und der University of Waterloo zwei hervorragende Forschungsuniversitäten und zahlreiche Technologieunternehmen seien dort verwurzelt. Diese Kombination aus Talent an Hochschulen und einigen Anker-Unternehmen in der Region wie Shopify, DoorDash, eBay, Pinterest oder Recursion Pharmaceuticals seien zwar eine notwendige Voraussetzung der Dynamik, aber für das Verständnis noch nicht hinreichend. Dazu müsse man auch die demografische Entwicklung näher unter die Lupe nehmen, vor allem das Alleinstellungsmerkmal des Großraums Toronto, Immigration und mit der Immigration auch Talent aus aller Welt anzuziehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung Torontos seien fast die Hälfte der Einwohner dort außerhalb der Landesgrenzen Kanadas geboren. Es sei wegen der gezielt auf Talent gerichteten Einwanderungsbestimmungen in Kanada deutlich einfacher als in den USA, ausländisches Talent einzustellen, und dies wirke sich im Augenblick deutlich positiv auch für Toronto aus. Die Personalchefin eines High-Tech-Unternehmens wird dazu mit den Worten zitiert: „A lot of companies have given up on immigration in the U.S. There are limits to what’s possible.” Auf Ebene der Provinz Ontario habe man mit einer gezielten Gesetzesänderung für bessere Chancen für Start-Up-Unternehmen gesorgt und dank privater Spenden in Höhe von insgesamt $100 Mio. baue die UofT derzeit einen großen Komplex zur Unterbringung von jungen High-Tech-Unternehmen auf dem Campus.

Wie dieses Zusammenspiel der verschiedenen Akteure funktioniert, illustriert der Beitrag an mehreren Beispielen, etwa das von Geoffrey Hinton von der UofT (ein Immigrant aus der ehemaligen UdSSR). Als einer der Väter des jüngsten Booms um Künstliche Intelligenz (KI) habe er ganz oben auf der Rekrutierungsliste von KI-Unternehmen gestanden. Google habe ihn zwar für $44 Mio. für eine Zeitlang ins Sillicon Valley locken können, doch habe er seine Hochschulprofessur nie aufgegeben und 2016 habe er ein Forschungslabor für Google in Toronto eröffnet. Von dort ging es weiter: „The next year, he joined local entrepreneurs and researchers in founding the Vector Institute for Artificial Intelligence, which raised $130 million from government and industry meant to keep top researchers in Toronto, attract talent from other parts of the world and push other companies to open labs in the city.” Nur einen Monat nach der Eröffnung des Google Lab in Toronto habe die Firma Uber um eine andere Professorin der UofT herum ein Forschungslabor zum autonomen Fahren aufgebaut, auch hier eine Person mit Migrationshintergrund, nämlich die in Spanien geborene und an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) promovierten Raquel Urtasun, „who had been courted by a who’s who of American autonomous vehicle companies, but she insisted on staying in Toronto.“ Sie wird mit den Worten zitiert (die man ähnlich sicherlich auch im Umfeld des MIT hören könnte): „The one thing that was clear for me is that I did not want to go anywhere. The talent is here.“