Eine Nachwuchswissenschaftlerin und fünf Nachwuchswissenschaftler haben am 29. Mai in der Aula der Universität Jena den Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2000 erhalten, eine mit je 30.000 DM dotierte Auszeichnung, die nach dem früheren Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Dr. Heinz Maier-Leibnitz, benannt ist.
Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis ist Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Leistungen und Anreiz für weitere wissenschaftliche Arbeit zugleich. Die jungen Wissenschaftler*innen erhielten den Preis beim Festakt im Bonner Universitätsclub aus der Hand der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und des Präsidenten der DFG, Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker.
Leif Kobbelt studierte Informatik in Karlsruhe und vollendete 1994 seine Promotion. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt an der University of Wisconsin, Madison, USA, war er bis 1999 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Mathematische Maschinen und Datenverarbeitung der Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Dort habilitierte er sich Anfang 1999 für das Fachgebiet Praktische Informatik. Seit April 1999 leitet Leif Kobbelt die Forschungsgruppe "Geometrische Modellierung" am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Er arbeitet an einer effizienten Handhabung großer 3D-Datensätze. Die vom ihm hierzu entwickelten Algorithmen zielen auf die effiziente Speicherung, Übertragung und Darstellung sehr großer Dreiecksnetze mit beliebiger Konnektivität ab und ermöglichen erstmals die interaktive Manipulation solcher Datensätze auf standardisierte Grafik-Hardware in Echtzeit. Die Ergebnisse sind beispielsweise für bildgebende Verfahren in der Medizin von großer Bedeutung.
Christian Kubisch studierte Medizin in Bonn, wo er im Bereich Molekularbiologie über Genaktivit äten in sogenannten Kardiomyozyten promoviert. Danach arbeitete er in Hamburg am Zentrum für Molekulare Neurobiologie in der molekulargenetischen Forschung. Seit Juli 1999 ist Christian Kubisch als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Humangenetik der Universität Bonn tätig. In seinen Arbeiten verbindet er Methoden und Kenntnisse der Molekulargenetik, der klinischen Genetik und der Bioinformatik. Dabei steht die molekularbiologische Analyse von Ionenkanälen und die Auswirkungen genetischer Defekte auf die Gesundheit des Menschen im Vordergrund. Herausragendes Ergebnis seiner Forschungen ist die Identifizierung eines bis dahin unbekannten Kaliumkanals, der bei der erblichen Taubheit eine wichtige Rolle spielt.
Nach dem Biologiestudium promovierte Thomas Mayer 1998 am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg. Seit einem kurzen Forschungsaufenthalt am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie in Dresden arbeitet Thomas Mayer als Stipendiat der DFG im Bereich der "Chemical Genetics" an der Harvard Medical School. Vor einem halben Jahr wurde er als einer der ersten herausragenden Nachwuchswissenschaftler in das Emmy Noether-Programm der DFG aufgenommen. An seiner neuen Wirkungsstätte gelang es ihm nach kurzer Zeit mit Hilfe eines von ihm entwickelten Suchsystems, neue chemische Substanzen zu identifizieren, die die Zellmembranen durchdringen und die Zellteilung behindern können. Eine dieser Substanzen, das sogenannte Monastrol, blockiert ein spezifisches Motorprotein und könnte zukünftig in der Krebstherapie bedeutsam werden.
Barbara Mittler studierte Sinologie an der Universität Oxford und promovierte Anfang 1995, noch nicht einmal 26 Jahre alt, am Sinologischen Seminar der Universität Heidelberg. Im Dezember 1998 hat sich Barbara Mittler mit einer Arbeit über die frühe chinesische Pressegeschichte noch vor ihrem 30. Geburtstag habilitiert. In ihrer Dissertation, die hinsichtlich Materialbeschaffung und Methodik ohne Vorbild war, gelang es ihr, das nicht-sprachliche Medium Musik soweit sprachlich fassbar zu machen, dass eine integrierte Analyse der modernen chinesischen Musik in Verbindung mit der rein musikwissenschaftlichen Betrachtung möglich wurde. Seit Oktober 1999 ist sie als Hochschuldozentin am Sinologischen Seminar in Heidelberg tätig.
Nach seinem Physikstudium in Frankfurt promovierte und habilitierte Christian Remling im Fach Mathematik an der Universität Osnabrück. Seit einem Forschungsaufenthalt am California Institute of Technology, Pasadena, lag der Schwerpunkt seiner Arbeit zunächst in der qualitativen Untersuchung des Spektrums eindimensionaler Schrödinger-Operatoren. Anschließend begann er, die Arbeiten auf Differentialoperatoren höherer Ordnung auszudehnen. Die mathematisch geprägten Arbeiten Christian Remlings sind für die theoretische Physik von großer Bedeutung.
Matthias Rief studierte und promovierte am Lehrstuhl für Angewandte Physik an der Technischen Hochschule und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine wichtigste wissenschaftliche Leistung ist die Entdeckung der modularen Entfaltung von Titin mit Hilfe des von ihm entwickelten Verfahrens der Einzelmolekül-Kraftspektroskopie. Dieses Molekül ist für die Grundspannung der Muskeln verantwortlich. Das von Matthias Rief entwickelte Verfahren wird auch zur Charakterisierung verschiedenster Polymere eingesetzt und eröffnet zum Beispiel neue Möglichkeiten, DNA als programmierbare selbstorganisierende Strukturelemente in der Nanotechnologie einzusetzen. Gegenwärtig arbeitet Matthias Rief mit Unterstützung der DFG als Postdoktorand in Stanford an der Implementierung optischer Pinzetten zur Messung molekularer Wechselwirkungen.