Bernd Rendel-Preis 2012

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlieh 2012 zum elften Mal den Bernd Rendel-Preis an junge Forscherinnen und Forscher, die bereits vor ihrer Promotion wichtige und originelle Beiträge zur geowissenschaftlichen Grundlagenforschung geleistet haben. Die vier in diesem Jahr Ausgezeichneten erhalten je 1000 Euro für wissenschaftliche Zwecke. Die Preisgelder kommen aus den vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verwalteten Erträgen der Bernd Rendel-Stiftung. Den diplomierten Preisträgerinnen und Preisträgern, ausgewählt aus 19 Vorschlägen und Eigenbewerbungen, soll die Auszeichnung auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen ermöglichen.

Die Preise wurden am 26. September 2012 im Rahmen der Jahrestagung der Geologischen Vereinigung in Hamburg verliehen.

Preisträgerinnen und Preisträger 2012

Magdalena Hofmann, Geowissenschaften

Magdalena Hofmann entwickelte im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Georg-August-Universität in Göttingen eine Methode, um das Verhältnis von Sauerstoffisotopen in Kohlendioxid hochpräzise zu bestimmen. Die Isotope zeigen an, aus welchen atmosphärischen Schichten Moleküle stammen, und können so als Tracer für atmosphärische Prozesse genutzt werden. So trägt Kohlendioxid aus der Troposphäre beispielsweise ein bestimmtes stabiles Sauerstoffisotop. In ihrer Doktorarbeit nutzt Hofmann die Methode, um Herkunft und Quelle von atmosphärischem Kohlendioxid zu bestimmen. Einige Zeit verbrachte die Geowissenschaftlerin bereits im Ausland an der University of Auckland in Neuseeland. In einem anstehenden Projekt im europäischen Ausland möchte sie nun Wechselwirkungen zwischen Atmo-, Bio- und Hydrosphäre analysieren.

Marian Horstmann, Geowissenschaften

Marian Horstmanns Fachgebiet ist die Meteoritenforschung. Geochemische, petrologische und mineralogische Methoden wendete er auf den bekannten Meteoriten Almahata Sitta an, um Meteoritenmaterial zu einem im Weltraum untersuchten Mutterkörper, einem Asteroiden, spezifisch zuzuordnen. Das hilft, Prozesse im Asteroidengürtel unseres Sonnensystems wie Kollision oder Mischung unterschiedlicher Meteoritentypen besser zu verstehen. Außerdem befasst sich Horstmann mit dem ältesten Material unseres Sonnensystems: Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse in primitiven Meteoriten, die sich bei hohen Temperaturen im Solarnebel gebildet haben. Mittels Massenspektrometrie analysiert Horstmann, aus welchen Spurenelementen sie bestehen, um Rückschlüsse auf Bildungsprozesse, also Kondensation, Evaporation und magmatischen Ursprung, zu ziehen. Besonders seine Entdeckung des Sauerstoffeinbaus in Metall-Sulfid-Verwachsungen in Meteoriten beeindruckte die Auswahlkommission der DFG. Diese Erkenntnis verspricht von immenser Bedeutung für die Kosmochemie und Planetologie zu werden. Sie würde zum Verständnis von Elementverteilungsprozessen während der Entwicklung der frühen Erde beitragen.

Kerstin Perner, Geographie

Während ihres Studiums an der Universität Greifswald spezialisierte Kerstin Perner sich auf marine Geologie und war als Gast am Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Ihr Forschungsinteresse konzentriert sich auf den Zusammenhang von Meeresströmungen vor Westgrönland und Klimaschwankungen während des Holozäns. Dazu analysiert sie fossiles Material aus Sedimentkernen und benthische und planktische Foraminiferen mittels geochemischer und mikropaläontologischer Methoden. Wassertemperatur, Salzgehalt, Nährsalzgehalt und Meereisausdehnung der letzten Jahrtausende lassen sich daraus ableiten, die vergangene Klimaschwankungen widerspiegeln. So wies Perner nach, dass in den letzten 2500 Jahren der Einfluss von kalten und salzarmen Wassermassen aus dem polaren arktischen Raum vor Westgrönland zunahm. Wahrscheinlich lässt sich dies auf eine großräumige sukzessive Veränderung der nordatlantischen atmosphärischen Zirkulation während des Holozäns zurückführen. Fest steht, dass ozeanische Strömungen, atmosphärische Schwankungen und die Kryosphäre sich ständig wechselseitig beeinflussen.

Alexander Rohrmann, Geowissenschaften

Alexander Rohrmann überzeugte die Kommission durch thematische, regionale und methodische Breite. Er beschäftigt sich mit der Interaktion von Tektonik, Klima und Erosion. Im Fokus stehen dabei Timing und Raten, in denen sich Gebirge heben und senken und deren Auswirkungen auf Erosionsraten und Klima. Rohrmann nutzt Methoden der Strukturgeologie, Geochronologie, Sedimentologie und tektonischen Geomorphologie. Zudem verbindet er geologische Detailkartierungen, Struktur- und Beckenanalyse, mit Geochemie, Thermochronologie und kosmogenen Nukliddatierungen, um die räumlich-zeitlichen Muster der Oberflächenprozesse und deren tektonische und klimatische Einflüsse zu untersuchen. In seiner Masterarbeit rekonstruierte er so einen Teil der Hebungsgeschichte des Tibet-Plateaus. Innerhalb seiner Promotion wendet er sich nun dem Punaplateau in den südlichen Anden Argentiniens zu. Dabei wird er zusätzlich paläohydrologische Gegebenheiten wie rezente Niederschlagsverteilung und -isotopie entlang starker topographischer Gradienten charakterisieren.

Preisträger und Programm