Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlieh 2013 zum zwölften Mal den Bernd Rendel-Preis an diplomierte Nachwuchsforscherinnen und -forscher, die bereits vor ihrer Promotion wichtige und originelle Beiträge zur geowissenschaftlichen Grundlagenforschung geleistet haben. Die vier in diesem Jahr Ausgezeichneten erhielten je 500 Euro für wissenschaftliche Zwecke. Die Preisgelder stammen aus den vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verwalteten Erträgen der Bernd Rendel-Stiftung.
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden aus zwanzig Vorschlägen und Eigenbewerbungen durch das Geowissenschaftliche Fachforum ausgewählt. Die Auszeichnung soll ihnen auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen ermöglichen. Die Preise wurden am 16. September 2013 im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft und der Geologischen Vereinigung in Tübingen verliehen.
Matthias Albertis besonderes Forschungsinteresse gilt Sedimentgesteinen aus dem Becken von Kachchh in Westindien. In seinen Arbeiten stellt Alberti die erdgeschichtliche und klimatische Entwicklung dieser Region anhand von Gesteinsschichten im Mittel- und Oberjuragrenzbereich dar. Zudem weist er saisonale Schwankungen der Wassertemperaturen im Becken von Kachchh nach. Insbesondere die von ihm rekonstruierten marinen Temperaturverläufe sind weit über den regionalen Bezug hinaus von Bedeutung: Sie legen den Schluss nahe, dass in der untersuchten Zeitspanne keine Abkühlung stattfand. Bislang war in der Forschung rege diskutiert worden, ob es zu jener Zeit eine kontinentale Eisbedeckung gegeben hatte. Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojekts untersucht Alberti die tieferen Schelfablagerungen am Nordrand des indischen Kratons.
Die Satellitengeodäsie, also die Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche mithilfe von Satelliten, ist das Forschungsgebiet von Mathis Bloßfeld. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Eigenschwingungen der Erde, die der junge Geowissenschaftler bereits zwischen 2009 und 2012 im Rahmen der DFG-Forschergruppe „Erdrotation und globale dynamische Prozesse“ untersuchte. Ein anderer Schwerpunkt ist das Satellite Laser Ranging (SLR), das aufgrund seiner Sensitivität sowohl für geometrische als auch physikalische Parameter eines geodätischen Referenzsystems bereits jetzt eine wichtige Rolle spielt und im Kontext des sogenannten Global Geodetic Observing System (GGOS) noch an Bedeutung gewinnen dürfte.
Mit geochemischen Methoden analysiert Yannick Bussweiler, wie sich Diamanten bilden. Sein besonderes Interesse gilt dabei dem Fördergestein Kimberlit. Mit einer von ihm selbst entwickelten Laser-Technik prüft der Nachwuchsforscher die Geochemie der Schmelzzusammensetzungen von Kimberliten und den darin vorkommenden Mineralien, den sogenannten Olivinen. Wichtigstes Ergebnis: Von den Olivinen stammt ein viel höherer Anteil als bisher angenommen aus der primären Schmelze. Mit mehr als 50 Prozent Karbonatmineralien bewegt sich die Schmelzzusammensetzung in Richtung Karbonatit. Mit dieser Erkenntnis leistet Bussweiler einen bedeutsamen Beitrag zu einem hochaktuellen Forschungsgebiet innerhalb der Steinkunde.
Laura Klüpfel forscht im Bereich der Biogeo- und Umweltchemie. Aktuell analysiert sie Redox-Eigenschaften verschiedener Umweltphasen und deren Bedeutung in biogeochemischen Kreisläufen. Die junge Wissenschaftlerin konzentriert sich dabei auf die Betrachtung von organischen Festphasen, die aufgrund ihrer Komplexität und dem Fehlen geeigneter Analysenmethoden bisher nur unzureichend untersucht wurden. Klüpfels Forschungen zeigen, dass natürliche organische Substanzen aus Böden, Sedimenten und Mooren unter anoxischen, also sauerstofffreien Bedingungen Elektronen aus anaerober mikrobieller Atmung aufnehmen und bei anschließender Wiederbelüftung an Sauerstoff abgeben. Darüber hinaus kann Klüpfel erstmals nachweisen, dass dieser Elektronentransferprozess reversibel ist. Dies hat weitreichende Konsequenzen für Kohlenstoffdynamiken und Treibhausgasemissionen aus temporär sauerstofffreien Mooren und Seen.