DFG nimmt an sozialwissenschaftlicher Jahrestagung der ANPOCS teil

(15.11.18) Vom 22. bis 26. Oktober fand in Caxambu im Bundesstaat Minas Gerais die 42. Tagung der brasilianischen Vereinigung für Postgraduierung und Forschung in den Sozialwissenschaften (ANPOCS – Associação Nacional de Pós-Graduação e Pesquisa em Ciências Sociais) statt, an der über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Fach teilnahmen und ihre Forschungsarbeiten vorstellten. In zahlreichen Gesprächsrunden, Arbeitsgruppen, Symposien und Kolloquien fand ein reger Austausch zu Themen von hoher sozialer Relevanz wie beispielsweise Demokratie, Menschenrechte, Ungleichheit, Diskriminierung, Umwelt und Medien statt.

Prof. Sérgio Adorno (USP)

Prof. Sérgio Adorno bei der Eröffnung der Tagung

© ANPOCS

Diskutiert wurden außerdem die Zukunft der Wissenschaft im Kontext der Wahlen sowie Themenbereiche wie Konflikte, Gerechtigkeit und Wahlen. Im Rahmen der Eröffnung wurde außerdem auf die mangelnden Fördermöglichkeiten für das Fach sowie auf besorgniserregende Vorfälle von sozialer Intoleranz an Hochschulen des Landes eingegangen.

Nach Ansicht des ANPOCS-Präsidenten Prof. Dr. Fabiano Santos liegen Einschnitte in der Forschungsförderung von Geistes- und Sozialwissenschaften oft in einem mangelnden Verständnis vonseiten Politik und Gesellschaft für die Bedeutung von Soziologie, Anthropologie und Politikwissenschaft für das Erreichen von Frieden und sozialer Stabilität begründet.

Der Anthropologe Dr. Otávio Velho, emeritierter Professor des zur Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ) gehörenden Nationalmuseums sowie Ehrenpräsident der brasilianischen Gesellschaft für die Weiterentwicklung der Wissenschaft (SBPC), äußerte Besorgnis hinsichtlich diskriminierender Tendenzen in Bezug auf Minderheiten, die insbesondere die indigene und afrobrasilianische Bevölkerung betreffen, und erklärte, dass die Belange dieser Gruppen in der Gesellschaft stärker berücksichtigt und gewürdigt werden müssen.

Im Rahmen der Veranstaltungseröffnung wurde mehrfach betont, dass man trotz dieser Herausforderungen weiter am Ausbau der sozialwissenschaftlichen Forschung auf nationaler und internationaler Ebene arbeiten wolle.

Deutschlandbezug

Neben Fachvorträgen bestand außerdem die Möglichkeit, sich am Stand von „Research in Germany“ über Möglichkeiten für Forschungsaufenthalte und -kooperationen sowie entsprechende Förderangebote im Bereich Sozialwissenschaften zu informieren. Am dritten Veranstaltungstag fand außerdem eine „Research in Germany“-Lunch Session statt, bei der sich die DFG, der DAAD sowie das Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America (Mecila) vorstellten.

An dem 2017 eingerichteten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Forschungskolleg sind wissenschaftliche Einrichtungen aus Deutschland, Brasilien, Argentinien und Mexiko beteiligt, die gemeinsam die Herausforderungen des sozialen, politischen, religiösen und kulturellen Miteinanderlebens (conviviality) in Lateinamerika und der Karibik untersuchen – äußerst aktuelle Fragestellungen, die auch während der ANPOCS-Tagung thematisiert wurden.