8. Deutsch-Brasilianischer Dialog: Kooperation in der Konfliktforschung

Dialog integriert erstmalig Sessions zu Fördermöglichkeiten für Forschungsaufenthalte und bilaterale Wissenschaftskooperation

(20.11.19) Am 30. und 31. Oktober 2019 fand in São Paulo zum achten Mal der Deutsch-Brasilianische Dialog über Wissenschaft, Forschung und Innovation statt, organisiert vom Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo (DWIH São Paulo) und der Landesförderorganisation des Bundesstaates São Paulo (FAPESP). Die diesjährige Ausgabe stand unter dem Thema „Radicalization and Violence: Perspectives and Prevention Approaches“. Zwei Tage lang standen die weltweit zunehmende Gewalt, Krisen und Radikalisierungsprozesse sowie die Suche nach präventiven Maßnahmen zur Diskussion.

Session zu Fördermöglichkeiten mit Vertretern von DFG, DAAD und FAPESP

Session zu Fördermöglichkeiten mit Vertretern von DFG, DAAD und FAPESP

© Felipe Mairowski

Neben zahlreichen Vortragenden aus Deutschland und Brasilien waren als Keynote-Redner von deutscher Seite Dr. Julian Junk vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und Prof. Dr. Thomas Fischer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt geladen. Die brasilianische Perspektive präsentierten unter anderem Prof. Dr. Alba Zaluar von der Landesuniversität Rio de Janeiro (UERJ) und Prof. Dr. Lilia Schwarcz von der Universität São Paulo (USP).

Den Fachvorträgen folgten an beiden Veranstaltungstagen kurze Sessions zu Möglichkeiten der Forschungsförderung. Am ersten Veranstaltungstag ging es um Projektförderung, am zweiten Tag um Individualförderung. Dr. Kathrin Winkler, Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, nahm an beiden Sessions teil, gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie der Landesförderorganisation FAPESP, Partnerorganisation der DFG und Gastgeber des diesjährigen Dialogs. Winkler beantwortete Fragen zu den unterschiedlichen Programmlinien im Rahmen der DFG-FAPESP-Kooperation und einzelnen Modulen, die in einen DFG-Antrag aufgenommen werden können. Sie betonte insbesondere die große Flexibilität, die die FAPESP in der Zusammenarbeit mit der DFG auszeichnet. So könnten selbst komplexe Förderprogramme wie die Internationalen Graduiertenkollegs (IRTG) problemlos durch die Landesinstitution gegenfinanziert werden. Die FAPESP-Vertreter hoben die Bedeutung solcher bilateralen Programme für die Internationalisierung der Forschung im Bundesstaat São Paulo hervor.

Kathrin Winkler stellt die Programme für internationale Kooperation vor

Kathrin Winkler stellt die Programme für internationale Kooperation vor

© Felipe Mairowski

Die FAPESP fördert, ebenso wie die DFG, internationale Kooperation in all ihren Förderlinien, beispielsweise durch Bereitstellung von Stipendien für Auslandsaufenthalte, die mit relativ geringem Aufwand von Geförderten beantragt werden können. Doch es gibt auch spezielle Programme, die die FAPESP als Anreiz für die internationale Kooperation bereitstellt. So war beispielsweise einer der Keynote Speaker des diesjährigen Dialogs, Prof. Dr. Thomas Fischer, im Jahr 2017 erfolgreich bei der Antragstellung mit seinem Kooperationspartner Prof. Dr. Gildo Magalhães Santos von der Universität São Paulo (USP). Sie erhielten im Rahmen einer gemeinsamen Ausschreibung von BAYLAT und FAPESP Fördermittel zur Durchführung von zwei wissenschaftlichen Workshops zum Thema „Bayern und São Paulo: Die Entstehung von (Natur-)Wissenschaft, Kunst und Wissen aus der Perspektive der Verflechtungsgeschichte seit dem 19. Jahrhundert“.

Auch über die Kooperation der DFG mit der FAPESP können solche Anträge zum Aufbau wissenschaftlicher Kooperation durch Workshops mit brasilianischen Partnerinnen oder Partnern jederzeit gestellt werden, aufseiten der DFG über das Programm „Aufbau internationaler Kooperationen“. Stärke der Kooperation zwischen den beiden Förderern ist dabei, dass aufbauend auf den rein auf Mobilität angelegten Programmen Fördermöglichkeiten für eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. Im Rahmen eines jederzeit beantragbaren DFG/FAPESP Research Grants können die Partner bis zu drei Jahre lang zusammen an einer Forschungsfrage arbeiten. Finden sich auf beiden Seiten mehrere Forscherinnen und Forscher zusammen, die basierend auf einer bereits sehr gut konsolidierten Zusammenarbeit in einem größeren Verbund an komplexen Fragestellungen kooperieren möchten, können unterschiedliche Instrumente aus der Gruppe der DFG/FAPESP Koordinierte Programme genutzt werden. Darunter finden sich zum Beispiel die DFG/FAPESP International Research Training Groups (IRTG), in deren Mittelpunkt die gemeinsame Doktorandenausbildung zwischen einer Gruppe an einer deutschen Hochschule und einer Partnergruppe im Bundesstaat São Paulo steht. Die Ausbildung ist eingebettet in ein thematisch fokussiertes Forschungsprogramm sowie ein strukturiertes Qualifizierungskonzept, die gemeinsam entwickelt werden und bis zu neun Jahre lang gefördert werden können. Die Promovierenden arbeiten je mit einem deutschen und einem brasilianischen Betreuer zusammen und absolvieren einen etwa sechs- bis zwölfmonatigen Auslandsaufenthalt beim jeweiligen Partner.

Weitere Modalitäten der DFG/FAPESP Koordinierten Programme sind die DFG/FAPESP Research Units, in denen bilaterale Forschungsvorhaben bearbeitet werden können, die nach ihrem thematischen, zeitlichen und finanziellen Umfang weit über die Förderungsmöglichkeiten im Rahmen der DFG/FAPESP Research Grants hinausgehen. DFG/FAPESP Collaborative Research Centres sind langfristige Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms in einer Vielzahl von Teilprojekten zusammenarbeiten.

Weitere Informationen

Ein ausführlicher Bericht zum 8. Deutsch-Brasilianischen Dialog über Wissenschaft, Forschung und Innovation steht auf der Seite des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses São Paulo.