Großes Interesse am Forschungsstandort Deutschland bei materialwissenschaftlicher Tagung in Brasilien

(30.09.19) Anlässlich der 28. Jahrestagung der Brasilianischen Gesellschaft für Materialforschung (SBPMat) im südbrasilianischen Küstenort Balneário de Camboriú versammelten sich Ende September rund 1600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland – die bislang höchste Teilnehmerzahl überhaupt. Im Rahmen der Veranstaltung fand bereits zum zweiten Mal ein sehr erfolgreicher „Research in Germany“-Auftritt statt, an dem sich das DFG-Büro Lateinamerika aktiv beteiligte.

Am Stand von „Research in Germany“: Graziele Lautenschlaeger (DAAD), Prof. Joachim Heberle (FU Berlin), Maxi Neidhardt (DFG), Prof. Renata Autoun Simão (UFRJ)

Am Stand von „Research in Germany“: Graziele Lautenschlaeger (DAAD), Prof. Joachim Heberle (FU Berlin), Maxi Neidhardt (DFG), Prof. Renata Autoun Simão (UFRJ)

© DFG

Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Memorial Lecture der brasilianischen Forscherin Prof. Dr. Yvonne Primerano Mascarenhas, die als erste Frau einen Lehrstuhl an der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität São Paulo in São Carlos innehatte und maßgeblich am Aufbau des dort angesiedelten Instituts für Chemie und Physik beteiligt war. Sie gab dabei einen Abriss zur Kristallografie in Brasilien, angefangen bei dem in den 1960er-Jahren eingerichteten Kristallografielabor, das über die Jahre hinweg kontinuierlich modernisiert und mit Mitteln der Förderinstitutionen CNPq, FAPESP und FINEP ausgestattet wurde.

Einen Höhepunkt dieser Entwicklung bildete das 1997 eröffnete Synchrotonlichtlabor in Campinas (LNLS), und aktuell wartet die wissenschaftliche Community mit Spannung auf die Inbetriebnahme des neuen Teilchenbeschleunigers SIRIUS. Das 1,8 Milliarden R$ schwere Projekt ist das größte und technologisch komplexeste überhaupt in der brasilianischen Wissenschaft und befindet sich im Nationalen Zentrum für Energie- und Materialforschung (CNPEM) in Campinas. Die Anlage dürfte Erwartungen zufolge zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des brasilianischen Wissenschaftssektors beitragen und Forscherinnen und Forscher aus aller Welt anlocken.

Im Laufe der Konferenz nutzten zahlreiche Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer der Bereiche Materialwissenschaft, Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften die Gelegenheit, sich im Laufe der Konferenz am Stand von „Research in Germany“ umfassend zu Forschungs- und Fördermöglichkeiten in Deutschland beraten zu lassen und mehr über Programme für akademischen Austausch und bilaterale Forschungskooperationen zu erfahren.

Blick in das zahlreich erschienene Publikum

Blick in das zahlreich erschienene Publikum

© DFG

Am 24. September fand darüber hinaus eine Lunch Session mit dem Thema „Material Bonds: Brazilian-German Exchanges in Material Research“ statt. Ein gemischtes Publikum, bestehend aus nahezu 200 Studierenden, Promovierenden sowie Postdocs und erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, verfolgte die Vorträge der beteiligten Forschenden sowie der vertretenen Förderinstitutionen.

Vortrag von Prof. Norbert Koch (HU Berlin)

Vortrag von Prof. Norbert Koch (HU Berlin)

© DFG

Zu Beginn stellte Prof. Dr. Norbert Koch, der sowohl am Institut für Physik/Integrative Research Institute for the Sciences (IRIS) Adlershof der Humboldt-Universität zu Berlin als auch am Helmholtz Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH tätig ist, diese Einrichtungen kurz vor und ging im Anschluss als Sprecher des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs 951 „HIOS – Hybrid Inorganic/Organic Systems for Opto-Electronics“ auf seine Forschungsarbeit im Rahmen des Projekts ein. Abgerundet wurde sein Vortrag mit wertvollen Tipps und Hinweisen für die Kontaktaufnahme mit Forschenden in Deutschland.

Im Anschluss ließ Prof. Dr. Renata Autoun Simão vom Institut für Metallurgie- und Werkstofftechnik der Bundesuniversität Rio de Janeiro (COPPE/UFRJ) das interessierte Publikum sehr anschaulich an ihren Erfahrungen als brasilianische Wissenschaftlerin in Deutschland teilhaben, wobei sie nicht nur den Forschungsstandort, sondern auch alltägliche und relevante Aspekte eines Auslandsaufenthalts thematisierte. Prof. Dr. Joachim Heberle aus dem Fachbereich Experimentelle Molekulare Biophysik der Freien Universität Berlin beteiligte sich in seiner Funktion als Mitglied des von der DFG eingesetzten Gremiums „Ombudsman für die Wissenschaft“ und erläuterte anhand von Beispielen wissenschaftlichen Fehlverhaltens sehr aufschlussreich, wie es zu dessen Gründung sowie zur Erarbeitung der Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis kam – ein Thema, das derzeit auch in Brasilien intensiv diskutiert wird. Abschließend informierten Graziele Lautenschlaeger von der DAAD-Außenstelle in Rio de Janeiro und Maxi Neidhardt vom DFG-Büro Lateinamerika über das Förderangebot ihrer Institutionen und stellten Finanzierungsmöglichkeiten für bilaterale Forschungsprojekte vor.