Exzellenzakademien und Nachwuchsakademien in der Medizintechnik

Über die Exzellenzakademie Medizintechnik der DFG sollen herausragende junge Wissenschaftler*innen in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern und den Lebenswissenschaften (Biomedizinische Technik, Medizin, Biomedizinische Physik, Bioinformatik, u.a.) ausgewählt und möglichst frühzeitig in ihrer Laufbahn an eigenständiges Forschen nach internationalen Standards herangeführt werden.

Hintergrund

Die enge Verflechtung von Natur- und Ingenieurwissenschaften mit den Biowissenschaften stellt sich immer mehr als eine entscheidende Grundlage für viele Innovationen in der Medizin mit weitreichenden gesundheitspolitischen und ökonomischen Folgen heraus. Diese Entwicklung erfordert in besonderem Maße den Aufbau leistungsfähiger fächerübergreifender Strukturen in Forschung und Lehre und eine gezielte Förderung herausragender Wissenschaftler*innen. In Deutschland besteht im internationalen Vergleich in vielen Bereichen der Medizintechnik noch Nachholbedarf. Insbesondere müssen wir uns in der Medizintechnik auf den immer stärker werdenden internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe einstellen. Eine gezielte Förderung von Personen in frühen wissenschaftlichen Karrierephasen ist zum Ausbau der noch jungen Forschungslandschaft Medizintechnik in Deutschland dringend notwendig.

10. NAMT „Künstliche Intelligenz in der Radiologie“, 2022

Die zehnte Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) ist durch den Erfolg maschineller Lernverfahren in der Bildverarbeitung motiviert.

Die künstliche Intelligenz (KI) nimmt einen zunehmend wichtigen Stellenwert für die Medizin ein. Das Streben nach einer individualisierten, zielgerichteten und damit möglichst schonenden Therapie erfordert auf der einen Seite eine optimierte Bilddatenakquisition, auf der anderen Seite eine integrative Bewertung komplexer Datensätze. KI-Algorithmen kommen im Zusammenhang mit moderner medizinischer Bildgebung ganz unterschiedlich zum Einsatz. Die langfristig erfolgreiche Implementierung von KI in der Medizin erfordert als unabdingbare Grundvoraussetzung eine enge Kooperation zwischen der Medizin und der Informatik.

Vom 25.–29. April 2022 wurden in Bonn am Universitätsklinikum und an der Universität mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch verschiedene Vortrags-, Diskussions- und Übungsformate (Hackathon) Kenntnisse über die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in der Radiologie erarbeitet und vertieft. Die in diesem Rahmen ausgearbeiteten einjährigen DFG-Einzelprojekte wurden in der zweiten Jahreshälfte 2022 begutachtet und entschieden, so dass erfolgreiche Projekte Januar 2023 starten konnten.

9. NAMT „Quantitative Magnetresonanztomographie als Schlüsseltechnologie in den Lebenswissenschaften“, 2019

Die neunte Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) ist eine inhaltliche Fortsetzung der siebten NAMT und wurde in Zusammenarbeit mit dem GRK 2260 veranstaltet.

Die Biophysik komplexer lebender Gewebe stellt den Schlüssel zum Verständnis pathophysiologischer Prozesse dar und ermöglicht neue Ansätze zur Diagnose, Verlaufskontrolle und Heilung von Krankheiten. Unter den medizinischen Bildgebungsmethoden zur Aufnahme biophysikalischer Gewebeparameter nehmen Magnetresonanz-(MR) Techniken eine Sonderstellung ein, da sie gleichermaßen zur Beantwortung klinisch-diagnostischer wie grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen eingesetzt werden können.

Vom 9.–13. September 2019 wurden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Berlin durch verschiedene Vortrags- und Diskussionsformate Kenntnisse über die Möglichkeiten der quantitativen MRT sowie die Beziehung zwischen MRT-Signalen und gewebestrukturellen Veränderungen im Krankheitsverlauf erarbeitet und vertieft. Zehn geförderte einjährige DFG-Einzelprojekte sind in dieser Nachwuchsakademie entstanden.

8. NAMT „Kohortenstudien: wissenschaftliches Arbeiten mit Big Data“, 2015

Die achte Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) beschäftigt sich mit der Auswertung großer Datenmengen („Big Data“), insbesondere auch medizinische Bilddaten, die im Rahmen von Kohortenstudien gesammelt werden.

Die Förderung von Kohortenstudien beinhaltet typischerweise die Datenerhebung und zu einem gewissen Grad die Speicherung und Bereitstellung der Daten für Forschungszwecke. Die Datenauswertung, das heißt der eigentliche wissenschaftliche Erkenntnisgewinn, ist meist nicht inbegriffen. Die Nachwuchsakademie „Kohortenstudien: wissenschaftliches Arbeiten mit Big Data” versucht, diese Lücke schließen zu helfen, indem junge Forscher*innen dafür begeistert werden sollen, in eigenen Projekten auf der Basis von vorhandenen oder entstehenden medizinischen Kohortendaten wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Vom 21.–27. Juni 2015 wurden den Teilnehmer*innen in Greifswald durch verschiedene Vortrags- und Diskussionsformate Aspekte wie Studienplanung, Forschungsförderung und -auswertung als auch innovative Ansätze zur Bewältigung der Datenmengen, die typischerweise bei Kohortenstudien anfallen, nahegebracht. Acht geförderte einjährige DFG-Einzelprojekte sind in dieser Nachwuchsakademie entstanden.

7. NAMT „Biophysikalische Grundlagen der medizinischen Bildgebung“, 2015

Die siebte Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) beschäftigt sich mit der Verbindung von biophysikalischen grundlegenden Effekten und Mechanismen und der darauf beruhenden bzw. daraus resultierenden medizinischen Bildgebung. Die erzielten Bildinformationen geben nur selten geräteunabhängige, konstitutive Gewebeeigenschaften oder biophysikalische Prozesse direkt wider, so dass ein Verständnis der Kontrastmechanismen sowie die Validierung mit Referenzmethoden hohe Bedeutung haben. Vom 24.–28. August 2015 haben die Teilnehmer*innen in Berlin durch Vorträge, Diskussionen und Exkursionen Kenntnisse über die Beziehung zwischen gewebestrukturellen Veränderungen im Krankheitsverlauf und resultierenden Signalveränderungen im radiologischen Schnittbild erarbeitet und vertieft. Im Anschluss an ein dreitägiges wissenschaftliches Symposium wurden die Nachwuchswissenschaftler*innen in den letzten beiden Tagen der Akademie gezielt bei der Vorbereitung eines eigenen DFG-Förderantrags unterstützt. Neun einjährige DFG-Förderungen sind inzwischen daraus entstanden, interessanterweise davon zwei als Forschungsstipendium im Ausland.

6. NAMT „MR-geführte Strahlentherapie“, 2015

Die sechste Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) beschäftigt sich mit der aktuellen Entwicklung, die vielfältigen Bildgebungsmöglichkeiten der Magnetresonanztomographie (MRT) mit Strahlentherapie zu verbinden, um noch präzisere Strahlenbehandlung zu ermöglichen. Sie wurde in Heidelberg vom 9.-13. Februar 2015 veranstaltet. Für den Erfolg der kombinierten MR-geführten Strahlentherapie sind Wissenschaftler*innen, die auf beiden Seiten des Systems versiert sind und die Schnittstelle der MR-Bildgebung mit der Strahlentherapie interdisziplinär verbinden, von besonderer Bedeutung. Neben der Wissensvermittlung des aktuellen Forschungsstandes und der Methodenkompetenz für eine Antragstellung stand der persönliche Austausch der Teilnehmer*innen mit ausgewiesenen Experten aus Wissenschaft und Industrie sowie untereinander über Institutsgrenzen und Fachgruppen hinweg im Vordergrund. Ein besonderes Highlight dieser Nachwuchsakademie war die Verbindung der NAMT-Veranstaltungstage mit einem internationalen Symposium zum Thema „MR-guided radiotherapy“, das auch in Expertenkreisen großen Anklang fand.

Neun Teilnehmer*innen dieser NAMT waren mit ihrem ersten DFG-Antrag erfolgreich und können nun ein einjähriges Projekt durchführen.

5. NAMT „Biomaterialien“, 2011

Die 5. Nachwuchsakademie Medizintechnik (NAMT) fand vom 22. - 27. August als gemeinschaftliche Veranstaltung der Charité - Universitätsmedizin Berlin, des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam-Golm und des HZG Zentrums für Biomaterialentwicklung in Teltow statt. Gefördert durch die DFG widmet sie sich dem Thema „Vom lebenden Material lernen, technische Materialien für die Geweberegeneration und für medizinische Implantate entwickeln“. Die NAMT hat besonders qualifizierten Nachwuchswissenschaftler*innen in Vorträgen, Praktika und Laborbesichtigungen einen aktuellen Überblick über dieses innovative Forschungsfeld gegeben und zur Entwicklung eigener Forschungsprojekte motiviert. Die aus der NAMT erarbeiteten Anschubprojekte haben teilweise zu umfangreicheren Folgeprojekten geführt.

4. NAMT „Molekulare Bildgebung", 2010

Die vierte Nachwuchsakademie Medizintechnik der DFG bot jungen Forscher*innen unter der Thematik „Krankheitsspezifische und molekulare Bildgebung“ eine Plattform für Weiterbildung, Informationsaustausch und Anschubfinanzierung an. In einer Woche hatten sie die Möglichkeit sich durch international führende Wissenschaftler*innen des Feldes über die neuesten Forschungsergebnisse informieren zu lassen und diese mit ihnen zu diskutieren. Durch die limitierte Zahl an Teilnehmern*innen und das angebotene Rahmenprogramm war auch ausreichend Möglichkeit für persönliche beratende Gespräche gegeben. Im Rahmen der 4. NAMT wurden zehn einjährige Forschungsprojekte durchgeführt. In mehreren Fällen wurden Fortsetzungsanträge (mit Laufzeiten von typisch drei Jahren) eingereicht und bewilligt.

3. EAMT „Adaptive Implantate in der Medizin", 2008

Die DFG führte ihre dritte Exzellenzakademie in der Medizintechnik zum Thema „Adaptive Implantate in der Medizin“ durch. Es wurden 20 besonders qualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen ausgewählt, die sich in Vorträgen, Praktika und Laborbesichtigungen mit dem neuesten Stand dieses innovativen und für den Medizinstandort Deutschland überaus wichtigen Forschungsfeld vertraut machen konnten. Im zweiten Teil der EAMT wurden kurz gehaltene Anträge auf Anschub-Projekte von den Teilnehmer*innen erarbeitet und auf einem Begutachtungskolloquium bewertet. Elf erfolgreiche Teilnehmer*innen präsentierten ihre Projekte auf der Abschlussveranstaltung im Sommer 2011 in Hannover. Wie auch bei der ersten Exzellenzakademie sind hier einige Personen seitdem regelmäßig bei der DFG aktiv, als Antragsteller,*innen, Geförderte und auch als Gutachter*innen.

2. EAMT „Monitoring & Computing in der perioperativen Medizin", 2007

Die DFG führte zum Thema "Monitoring & Computing in der perioperativen Medizin" ihre zweite Exzellenzakademie Medizintechnik durch. 20 herausragende, auf diesem Gebiet forschende Nachwuchswissenschaftler*innen in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern und den Lebenswissenschaften wurden zur Teilnahme zugelassen. Phase eins der Exzellenzakademie bestand aus einer einwöchigen Seminarveranstaltung, die vom 5. bis 9. Februar 2007 in Bonn stattfand. Phase zwei umfasste als Angebot einen Wettbewerb um projektgebundene Forschungsmittel zur Finanzierung einer Personalstelle, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Forschungsaufenthalt an einer auswärtigen Forschungseinrichtung. Es wurden elf Anträge gefördert, deren Ergebnisse im Jahr 2010 auf einem Abschlusskolloquium präsentiert wurden. Leider ergaben sich kaum Folgeaktivitäten der Teilnehmer*innen.

1. EAMT „Multimodale Bildgebung in der Medizin", 2006

Die erste Veranstaltung der Exzellenzakademie Medizintechnik (EAMT) fand in der Zeit vom 13. bis 18. Februar 2006 am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München zum Rahmenthema "Multimodale Bildgebung in der Medizin" statt. Es gibt derzeit kaum ein anderes Thema in der Medizin, das so weitreichende Bedeutung von der Grundlagenforschung bis zu neuen Diagnose- und Heilverfahren hat und gleichzeitig weitgespannt den Bogen von Naturwissenschaft und Technik zu den Lebenswissenschaften schlägt. Schließlich kann die Auswirkung der Entwicklung innovativer Technologien im Bereich der Bildgebungsverfahren auf die Gesundheitsökonomie und den Standort Deutschland kaum überschätzt werden. Die Förderung der Medizintechnologie gerade im Bereich der Bildgebung spiegelt deshalb nicht nur einen aktuellen Forschungsschwerpunkt sondern stellt gleichzeitig eine herausragende Zukunftsinvestition dar.

Das wissenschaftliche Programm der Veranstaltung umfasste Vorträge von international ausgewiesenen Expert*innen zu aktuellen Themen der Bildgebung (Ultraschall, Computertomographie, PET / SPECT, Kernspinresonanz, optische Verfahren) sowie der physiologischen und molekularbiologischen Grundlagen ihrer medizinischen Anwendung. In die Akademieveranstaltung waren Workshops zu praktischen Fragen der Forschungsförderung, Projektantragstellung, Projektdurchführung und Publikation enthalten. Das Programm wurde angereichert mit 3 keynote lectures international hochrenommierter Wissenschaftler*innen. Schließlich sollten sich die Teilnehmer*innen mit einer Exkursion vor die Tore der Stadt auch ein Bild von der landschaftlichen Schönheit der Münchner Umgebung machen.

Die Ergebnisse der neun erfolgreichen Anschub-Projekte wurden auf einem Evaluierungskolloquium am 18.01.2008 präsentiert und diskutiert. In den darauffolgenden sechs Jahren konnten die erfolgreichen Teilnehmer*innen über 1,5 Mio Euro an DFG-Fördermitteln einwerben, vor allem in Form von Einzelprojekten. Insofern kann die erste Exzellenzakademie als Erfolg gewertet werden. Die Vielzahl von Nachwuchsakademien, die seither veranstaltet wurden, unterstreicht die Erfolgsbilanz.