Erfolgreicher erster Expertentag zur Forschungskooperation mit Lateinamerika in der DFG

Zahlreiche Interessierte nahmen am Expertentag Lateinamerika bei der DFG in Bonn teil

(19.01.16) Auf großes Interesse bei den deutschen Wissenschaftsinstitutionen ist der erste Expertentag zur Forschungskooperation mit Lateinamerika gestoßen, der am 17. Dezember 2015 in der Bonner DFG-Geschäftsstelle stattgefunden hat. Fast 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Universitäten, Instituten und anderen Wissenschaftsorganisation aus ganz Deutschland nahmen an der Veranstaltung teil.

Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit direktem Bezug zu Lateinamerika waren die Forschungsreferate und Dezernate für internationale Beziehungen der einzelnen Universitäten und Institutionen stark vertreten.

Das Programm bot außer einführenden Vorträgen zum Stand der Kooperation mit den Ländern Lateinamerikas einzelne Impulsreferate verschiedener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über deren Erfahrungen zum Aufbau bilateraler institutioneller Kooperationen. Beispielsweise hielt Prof. Bernd Hellingrath einen Vortrag über das Brasilienzentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und dessen strategische Partnerschaft mit der Universität des Bundesstaates São Paulo (USP). Hauptzweck der Zusammenarbeit ist die Verstetigung der bestehenden bilateralen Kontakte zwischen Forscherinnen und Forschern und die Übertragung von Best Practices in weitere neue bilaterale Partnerschaften, um somit eine Verbreiterung der Kooperationen und deren Nachhaltigkeit zu erzielen.

Dr. Joachim Gerke berichtete über das Heidelberg Center Lateinamerika in Santiago de Chile: seine Entstehung, Rechtsform, Infrastruktur, Finanzierung, die Lehr- und Forschungsprogramme sowie seine aktuellen Aktivitäten und Zielsetzungen. In den letzten Jahren habe sich gezeigt, wie wichtig das Zentrum für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist, dass es auch für die Forschungskooperation zunehmend an Bedeutung gewinnt und in andere lateinamerikanische Länder positiv ausstrahlt.

Über seine Erfahrungen mit Ausschreibungen und Partnerorganisationen gab Prof. Thilo Pfeifer, Koordinator des BRAGECRIM-Programms (Brazilian-German Collaborative Research Initiative in Manufacturing Technology) innerhalb der Produktionswissenschaften, interessante Hintergrundinformationen zur Historie und zum Status quo des deutsch-brasilianischen Forschungsverbunds. Insgesamt sind aus dieser Initiative bisher circa 250 Publikationen hervorgegangen, und 103 Bachelorstudierende, 66 Masterstudierende und 45 Promovierende waren auf brasilianischer und deutscher Seite im Programm eingebunden.

Prof. Stefan Rinke und Prof. Marianne Braig präsentierten ausführlich das deutsch-mexikanische Graduiertenkolleg „Entre Espacios“. Es bringt Studierende beziehungsweise Promovierende beider Länder effektiv zusammen und bietet Kolloquien, Ringvorlesungen, Feldforschung, Summer Schools, Forschungsseminare und Methodenworkshops.

Schließlich wurde anhand der wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Jan Siemens innerhalb der Boden- und Umweltwissenschaften demonstriert, wie man mit einer Förderung durch das DFG-Einzelverfahren eine Kooperation mit lateinamerikanischen Forscherinnen und Forschern aktiv gestalten kann. Für die Erforschung der Akkumulation von antibiotikaresistenten Bakterien in Böden bestehen in Mexiko geeignete Bedingungen – nicht nur aufgrund der international profilierten Kooperationspartner, sondern auch wegen der weltweit einmaligen Forschungsobjekte und der niedrigen administrativen Hürden. Auf deutscher Seite bietet die Kooperation im Einzelverfahren eine maximale Flexibilität mit minimalen Reibungsverlusten durch Koordination oder Administration.

Wie man Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der jeweiligen Länder zusammenführen kann, war Bestandteil des letzten Themenblocks. Da Forschungsmarketing in den letzten Jahren stetig wichtiger geworden ist, wurde zunächst die Kampagne „Research in Germany“ vorgestellt und an einem praktischen Beispiel der Universität Tübingen gezeigt, mit welchen Mitteln die Universitäten internationale Kooperationen aufbauen und ihren Lehr- und Forschungsstandort bewerben können. So berichtete Dr. Bettina Trüb über jüngste Erfahrungen der Tübingen Research World Tour, die zum Teil in Brasilien stattfand.

Das Publikum war jedoch nicht nur gekommen, um den Berichten der Referentinnen und Referenten zu folgen, es fand vielmehr ein aktiver Erfahrungsaustausch und Dialog statt. In der Abschlussdiskussion gab es ein umfassendes Brainstorming zu den derzeitigen Kooperationsbedingungen, zu Verbesserungen sowie zu dem Bedarf und den Wünschen der wissenschaftlichen Community. Beispielsweise möge die DFG auf die Partnerorganisationen einwirken, um nachhaltig neben den sogenannten MINT-Fächern auch andere Forschungsgebiete entsprechend zu fördern. Bei den DFG-Förderprogrammen wurde wiederholt der Wunsch nach flexiblen Programmen geäußert; Antragsformate sollten gelockert und an die länderspezifischen Bedingungen angepasst werden. Multilaterale Programme sollten entwickelt werden bei Themen, die in verschiedenen Ländern eine ähnliche Aktualität haben und Kooperationen sich daher auf natürliche Art und Weise ergeben. Außerdem sei es besonders wichtig, dass die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gut in die internationalen Programme integriert werden.