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Warum die Analysen und Aussagen des Förderatlas 2021 nicht nur für die einzelnen Forschungseinrichtungen, sondern auch für die deutsche Wissenschaftspolitik insgesamt wichtig sind, schildern die Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.
Der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erscheint mit dem hier vorgelegten Bericht zum neunten Mal. Die erste Ausgabe wurde 1997 veröffentlicht. Der Berichtszeitraum umfasste die Jahre 1991 bis 1995. Seit dem ersten Berichtsjahr sind also mittlerweile 30 Jahre vergangen, und der Förderatlas hat sich so auch zu einem Instrument der Langzeitbeobachtung der deutschen Forschungslandschaft entwickelt.
Die DFG feierte 2020 den 100. Gründungstag ihrer Vorgängerorganisation, der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“. Das Jubiläumsmotto „Für das Wissen entscheiden“ und 100 Jahre DFG boten dabei einen willkommenen Anlass zu historischen Reflexionen. Zu feiern gab es im vergangenen Jahr nicht zuletzt das Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung, ein auch für die Forschung höchst bedeutsames Ereignis, das die Wissenschaftsorganisationen der Allianz zum Anlass für verschiedene Aktionen unter dem Motto „30 Jahre vereint forschen“ nahmen. In dem hier vorgelegten Förderatlas nehmen wir, basierend auf den beiden Jubiläen und auf Zahlen zur DFG-Förderung, zwei historische Rückblicke vor.
Die frühen Förderjahre können dank eines DFG-geförderten Forschungsvorhabens, das im Rahmen einer Forschungsgruppe zur DFG-Geschichte durchgeführt wurde, erschlossen werden. Durch deren Arbeit verfügt die DFG über Stammdaten zu mehr als 50.000 Förderanträgen der Jahre 1921 bis 1945. Die DFG hat ihr Jubiläum zum Anlass genommen, diesen Datenschatz umfassend aufzubereiten und per Verknüpfung mit weiteren Quellen substanziell anzureichern. Für den DFG-Förderatlas war es damit möglich, die oben erwähnte Langzeitbeobachtung deutlich zu erweitern: Wo bauen heute forschungsstarke Hochschulen auf Forschungstraditionen auf, die bereits in den 1920er-Jahren (und oft schon deutlich davor) einzelne Standorte prägten? Wo sind einstmals starke Forschungsregionen verblasst, wo neue hinzugekommen? Welche Rolle spielten damals die verschiedenen Einrichtungsarten, also Hochschulen, aber beispielsweise auch die Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils in die Max-Planck-Gesellschaft überführt wurden? Und welchen Veränderungen war die Forschungslandschaft bereits seinerzeit unterworfen, insbesondere zwischen den Gründungs- und Konsolidierungsjahren der DFG und der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Im zweiten Ausflug in die Geschichte würdigt die DFG die Tatsache, dass seit dem 3. Oktober 1990 auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den ostdeutschen Bundesländern bei der DFG antragsberechtigt sind. Im entsprechenden Kapitel werfen wir zunächst den Blick zurück auf die späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre und illustrieren anhand von Zitaten aus den DFG-Jahresberichten jener Zeit, dass die DFG 1990 einerseits nicht gänzlich unvorbereitet in die Rolle einer gesamtdeutschen Fördereinrichtung hineinwuchs, andererseits aber auch manche Hürde nehmen musste. Dem folgen Analysen, die zeigen, wie sich die ostdeutschen Universitäten, die meist starken Umstrukturierungen unterworfen waren und zum Teil gänzlich neu gegründet wurden, in der Langzeitbeobachtung des Förderatlas entwickelt haben. Dabei wird in dem Kapitel abschließend auch ein Blick auf die aktuelle Situation und hier vor allem auf die Frage geworfen, in welchem Umfang DFG-geförderte Forschung zu einem „vereinten Forschen“ über Bundeslandgrenzen hinweg beiträgt.
Neben diesen beiden historischen Kapiteln hält der DFG-Förderatlas in bewährter Form Kennzahlen bereit, die über den Drittmittelerfolg von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei DFG, Bund und EU (mit besonderer Betrachtung der Programme des European Research Council) informieren. Außerdem berichtet der Förderatlas darüber, an welchen Forschungsstätten ausländische Gastwissenschaftlerinnen und - wissenschaftler über Förderprogramme der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) ihre Forschungsaufenthalte in Deutschland verbringen. Dass diese Kennzahlen in fachlich differenzierter Form berichtet werden, gehört zum bewährten Kanon des Förderatlas. Die einleitenden Kapitel beleuchten die Struktur der öffentlich finanzierten Förderung von Forschung in Deutschland und erlauben durch Bezugnahme auf Kennzahlen ausgewählter anderer Wissenschaftssysteme den internationalen Vergleich.
Wir hoffen, dass auch diese aktuelle Ausgabe des Förderatlas bei den Mitgliedseinrichtungen der DFG sowie in wissenschaftspolitischen Kreisen auf Interesse stößt. Wir verstehen den Bericht ebenso wie die sehr reichhaltige Datensammlung auf der Internetseite zum DFG-Förderatlas als Angebot, das zur Diskussion und für evidenzbasierte Entscheidungsprozesse genutzt werden kann. Allen, die in vielfacher Weise zu diesem Werk beigetragen haben, danken wir sehr herzlich.
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Professorin Dr. Katja Becker | Professor Dr. Peter-André Alt |
Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft | Präsident der Hochschulrektorenkonferenz |