Information für die Wissenschaft Nr. 70 | 20. August 2021

DFG startet Nachwuchsakademie UroAgeCare

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) startet eine neue Nachwuchsakademie zum Thema „Alter im Kontext von urologischen Erkrankungen und Therapieoptionen (UroAgeCare)“. Im Rahmen eines fünftägigen Workshops werden bis zu 20 urologisch forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem frühen Stadium ihrer Karriere gezielt auf die Antragstellung eines ersten Projektantrags vorbereitet und an eine eigenständige Projektleitung herangeführt.

Teilnehmerkreis

Die Ausschreibung richtet sich an Forscherinnen und Forscher mit medizinischem oder naturwissenschaftlichem Hintergrund, die ihre Promotion vor max. sechs Jahren (in Ausnahmefällen vor max. zehn Jahren) abgeschlossen haben, einer urologischen Klinik oder einem urologischen Forschungslabor in Deutschland angehören oder mit einer solchen Einrichtung assoziiert sind und ein wissenschaftliches Projekt aus dem Themenbereich „Urological Diseases in an Ageing Society – From Genetics to Medical Care“ durchführen möchten.

Struktur der Nachwuchsakademie

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Nachwuchsakademie werden fachspezifisch durch ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betreut und sowohl bei der Planung ihrer Forschungsvorhaben als auch bei der Formulierung ihrer DFG-Erstanträge unterstützt. Ein wesentlicher Meilenstein ist dabei ein initialer fünftägiger Workshop, in dem sich bis zu 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Faculty-Mitgliedern und weiteren Gastreferenten zu einem intensiven fachlichen Austausch rund um die wissenschaftliche Agenda von UroAgeCare und die avisierten Projektvorhaben der Teilnehmenden zusammenfinden. Die Ausformulierung der Antragsentwürfe erfolgt dann in einer nächsten Phase, in der die Mentees individuell durch ihre Mentorinnen und Mentoren betreut und beraten werden. Das erste Förderjahr schließt mit der Einreichung der Erstanträge bei der DFG ab. In der sich anschließenden einjährigen Projektphase erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die wissenschaftlichen Grundlagen für eine zweite DFG-Antragstellung – dieses Mal für das normale DFG-Einzelverfahren.

Wissenschaftlicher Hintergrund und Ziele

Hohes Patientenalter und altersbedingte Gebrechlichkeit sind durch unzureichende Kompensationsmechanismen auf negative gesundheitliche Einflüsse gekennzeichnet. In der Folge werden erhöhte Raten an unerwünschten Ereignissen bei der Behandlung maligner und benigner Erkrankungen beobachtet. Folglich sind Szenarien, bei denen eine medikamentöse oder operative Therapie im älteren und komorbiden Patientengut zu erhöhter Morbidität, Hospitalisierung und Sterblichkeit führt, im klinischen Alltag häufig. Trotz dieser eindeutigen klinischen Korrelation sind grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse zu beispielsweise genetischen und epigenetischen Hintergründen, die diese Situation im Vergleich zu Standard-Patientenpopulationen erklären, limitiert. In einem Zeitalter sich rasch entwickelnder interventioneller, chirurgischer und medikamentöser Behandlungsstrategien fällt überdies auf, dass die allgemein üblichen Auswahlkriterien kontrollierter klinischer Studien zu einer klaren Unterrepräsentation bzw. einem kategorischen Ausschluss von Patientinnen und Patienten mit hohem Lebensalter oder geringem Performance-Status führen.

Betrachtet man demgegenüber die demografische Entwicklung in der westlichen Welt wird klar, dass unter dem Eindruck fortwährend steigender Patientenzahlen in fortgeschrittenem Lebensalter und dem zunehmenden Einfluss von Komorbidität im Patientengut in eine profunde Analyse dieser Situation in klinischen und translationalen Forschungsansätzen sinnvoll und wichtig erscheint. Insbesondere für den urologischen Versorgungsbereich stellt dies eine besondere Herausforderung dar, da das Fach Urologie bezogen auf das prozentuale Patientenaufkommen an älteren und gebrechlichen Patienten am stärksten von dieser demografischen Entwicklung betroffen ist. Zudem ist derzeit kein spezifisches uro-geriatrisches Training in die urologische Fachweiterbildung integriert. Insgesamt sind Fragestellungen zu urologischen Erkrankungen in der alternden Gesellschaft im Bereich aktueller Forschungsansätze nur unzureichend wissenschaftlich abgebildet.

Mit dem Ziel, hinreichend spezifizierte und interdisziplinär abgestimmte Forschungsvorhaben im Bereich urologischer Erkrankungen in der alternden Gesellschaft zu etablieren, fokussiert die Nachwuchsakademie-Plattform UroAgeCare übergeordnete Themenbereiche wie:

  • Natürlicher Verlauf und physiologische Grundlagen urologischer Erkrankungen unter dem Eindruck eines fortgeschrittenen Patientenalters und altersbedingter Morbidität
  • Studien zur Evaluation der komplexen molekularbiologischen und immunologischen Alterationen bei urologischen Tumorerkrankungen unter Betrachtung altersabhängiger Faktoren, die beispielsweise das Ansprechen auf eine medizinische oder chirurgische Maßnahme vorhersagen können (beispielsweise: pharmakogenetische Studien, „surgical outcome studies“)
  • Analysen zur Rolle von hohem Lebensalter und/oder Begleiterkrankungen für die Behandlung spezifischer urologischer Krankheitsbilder
  • Gesundheitsökomische Fragestellungen und Analysen zu medizinischen Interventionen bei älteren und gebrechlichen Patienten unter dem Aspekt der Lebensqualität

Das übergeordnete Ziel von UroAgeCare besteht darin, klinische und wissenschaftliche Spitzenkompetenz aus unterschiedlichen medizinischen Bereichen zusammenzuführen und hier in einer interprofessionellen Fakultät die relevanten Aspekte urologischer Erkrankungen unter Berücksichtigung von Alter und altersbedingter Schwäche und Komorbidität zu betrachten. Unter dem Eindruck der hohen Expertise der designierten Fakultätsmitglieder wird einer ausgewählten Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im frühen Stadium ihrer Karriere die Möglichkeit gegeben, qualitativ hochwertige DFG-Einzelanträge zu formulieren. Zudem bietet die übergeordnete Gesamtthematik die Basis für die Ausgestaltung eines interdisziplinär ausgerichteten, sozialmedizinisch hoch relevanten Forschungsbereichs.

Bewerbung um die Teilnahme

Voraussetzung für die Teilnahme an der Nachwuchsakademie ist neben der formalen Eignung die Einreichung einer Projektskizze für ein Forschungsvorhaben zum Themenschwerpunkt mit Beschreibung von Projektidee, Zielsetzung und Grundkonzeption sowie der geplanten Durchführung. Für die Förderwürdigkeit der später bei der DFG einzureichenden (Erst-)Anträge sind vor allem die innovative Idee des Projektentwurfs sowie deren realistische Umsetzbarkeit von Bedeutung.

Die Bewerbungsfrist endet am 31. Oktober 2021.

Weiterführende Informationen

Interessierte finden alle Informationen zum Bewerbungsverfahren auf der UroAgeCare-Homepage:

Ansprechperson für Fragen zur Bewerbung:

  • Dr. Christoph Becker
    Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.
    Forschungskoordination Geschäftsstelle Düsseldorf
    Uerdinger Str. 64
    40474 Düsseldorf
    Tel. +49 211 516096-30

Ansprechperson für wissenschaftliche Fragen zur Nachwuchsakademie:

  • Prof. Dr. rer. nat. Roland Schüle
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Klinik für Urologie
    Arbeitsgruppe Hormone Dependent Cancer
    Breisacher Straße 66
    79106 Freiburg
    Tel. +49 761-270 63100

Ansprechperson bei der DFG: