Würfelzucker und Seifenblasen: Günter M. Ziegler hält DFG-Leibniz-Lecture in St. Petersburg

(28.03.14) Ende März 2014 veranstalteten die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Freie Universität Berlin unter dem Dach des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses Moskau (DWIH) die erste Leibniz-Lecture in St. Petersburg. Nachdem der Berliner Mathematiker Günter M.Ziegler bereits im letzten Jahr in Moskau auftrat, hielt er diesmal einen Vortrag am renommierten Steklov-Institut der Akademie in St. Petersburg.

Professor Günter Ziegler (Freie Universität Berlin) am Steklov-Institut für Mathematik

Professor Günter Ziegler (Freie Universität Berlin) am Steklov-Institut für Mathematik

Der gemeinsamen Einladung von DFG und Freier Universität Berlin zur Abendvorlesung am 27.03. folgten über 70 Zuhörer von St. Petersburger Hochschulen und Forschungsinstituten. Begrüßt wurden die Gäste von der Leitung der St. Petersburger Filiale des Steklov-Instituts für Mathematik der Russischen Akademie der Wissenschaften, die ihren ehrwürdigen Marmorsaal als Veranstaltungsort zur Verfügung stellte. Die Generalkonsulin Heike Peitsch überbrachte Grußworte seitens der deutschen Auslandsvertretung in St. Petersburg. Sie verwies darin auf die besondere Rolle, die der Wissenschaft in diesen Tagen als Brückenbauer zwischen Deutschland und Russland zukomme.

Der Vertreter der DFG in Russland, Jörn Achterberg, erklärte in seiner Einführung, dass die DFG die Reihe der Leibniz-Lectures von Preisträgern des bedeutendsten deutschen Forschungspreises weltweit an Standorten mit eigenen Auslandsrepräsentanzen durchführt. Dabei sollen Themen der Spitzenforschung in Deutschland präsentiert und Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit aufgezeigt werden. Leibniz-Preisträger als Botschafter deutscher Wissenschaft, lautet das Motto. Eine Studie zur Publikationstätigkeit der Preisträger von Lucy Amez (Brüssel) belegt das hohe internationale Kooperationspotential der Forschungen.

Jörn Achterberg (DFG-Moskau) bei der Eröffnung der ersten Leibniz-Lecture in St. Petersburg

Jörn Achterberg (DFG-Moskau) bei der Eröffnung der ersten Leibniz-Lecture in St. Petersburg

Anlässlich einer Internationalen Mathematiker-Konferenz am Euler-Institut, die als Rahmen für die Leibniz-Lecture diente, reiste der Berliner Wissenschaftler Ziegler in die „nördliche Hauptstadt“ Russlands. Günter M.Ziegler, der seit 2011 eine MATHEON-Professur an der Freien Universität Berlin innehat, ist ein international ausgewiesener Forscher der Diskreten Geometrie. „Sugar cubes, soap bubbles, a revolution and a star: Some stellar images between Mathematics and Physics“ lautete diesmal das Thema seines Fachvortrages, mit dem er das Publikum in seinen Bann zog. Dabei bewies Ziegler erneut, dass er nicht nur ein herausragender Forscher ist (Leibniz-Preis 2001 und ERC-Advanced-Grant 2010), sondern seine wissenschaftlichen Ergebnisse auch anschaulich der Öffentlichkeit vermitteln kann (Communicator-Preis 2008). Als Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) hatte er 2008 mit großem Erfolg das „Wissenschaftsjahr der Mathematik“ initiiert und mitorganisiert.

Im Anschluss an die Leibniz-Lecture lud die Freie Universität Berlin und deren Vertreter Tobias Stüdemann zu einem kleinen Empfang. Die Freie Universität ist nicht nur die Alma Mater des Referenten des Abends, sondern sie pflegt bereits seit langem enge Kontakte mit St. Petersburg. So war sie 1968 die erste westliche Hochschule, die mit der damaligen Leningrader Staatsuniversität ein Kooperationsabkommen abschloss. Im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder konnte sie mit ihrem Zukunftskonzept zur Internationalisierung der Hochschule überzeugen. Durch ein weltweites Netzwerk aus sieben Verbindungsbüros, eines davon in Moskau, unterstützt das „Center for International Cooperation“ internationale Forschungskooperationen und fördert im Rahmen von „Primary Partnerships“ - wie mit der Petersburger Staatlichen Universität - die Vernetzung mit führenden Wissenschaftseinrichtungen.

Neue Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen könnten sich u.a. auch durch eine Kooperation mit dem Chebyshev Labor ergeben, dass die deutsche Delegation tags darauf besuchte. Das Chebyshev Labor wurde im Dezember 2010 mithilfe eines sogenannten Mega-Grants der russischen Regierung in Höhe von 5 Mio. US Dollar von Stanislav Smirnov an der Staatlichen Universität eingerichtet. Der herausragende Mathematiker Smirnov (Genf / St. Petersburg), der 2010 die Fields-Medaille erhielt, empfing neben Günter Ziegler (FU Berlin) auch Alexander Bobenko (TU Berlin), den Sprecher des Sonderforschungsbereichs TRR 109 „Diskretisierung in Geometrie und Dynamik“. Beide Wissenschaftler sind u.a. an der Berlin Mathematical School (BMS) beteiligt - einer gemeinsamen Initiative der mathematischen Fachbereiche der Berliner Universitäten FU, HU und TU. Bereits in der ersten Phase der Exzellenzinitiative 2006 gelang es, Fördermittel zur Etablierung einer Graduiertenschule einzuwerben, die die breite Expertise der Mathematik in Berlin bündelt. Russland und insbesondere St. Petersburg sind dabei aufgrund ihrer weltberühmten Tradition in der Mathematik bevorzugte internationale Partner.

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