DWIH-Wissenschaftsgespräch mit Gewinnern russischer Mega-Grants

Mega-Grant-Gewinner (v.l.n.r.) Kröning, Koltermann, Oberst, Thiede, Nikitov

Mega-Grant-Gewinner (v.l.n.r.) Kröning, Koltermann, Oberst, Thiede, Nikitov

(04.12.12) Am Abend des 03.12. luden die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zum 4. Deutsch-Russischen Wissenschaftsgespräch unter dem Dach des DWIH-Moskau. Thema des Rundgesprächs mit 30 hochrangigen Teilnehmern waren die Perspektiven deutsch-russischer Forschungskooperationen im Rahmen der Förderung russischer Mega-Grants, mit denen international renommierte Wissenschaftler Forschungslabore in Russland aufbauen.

Im Juni 2010 schrieb das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MON) 12 Mrd. Rubel (ca. 300 Mio. Euro) zur Gewinnung von Spitzenforschern an russischen Hochschulen aus. In zwei Runden wurden 2010 und 2011 die Projektideen von 79 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewählt. Unter den Gewinnern dieser sogenannten Mega-Grants, deren Fördersumme bis zu 150 Mio. Rubel (ca. 5 Mio. US$) beträgt, befinden sich auch 12 Wissenschaftler aus Deutschland. Am Auswahlprozess der ersten beiden Ausschreibungen waren 1299 in- und ausländische Fachgutachter beteiligt, die 79 von 1024 Anträgen bewilligten. Zu den Siegern zählen Nobelpreisträger und international ausgewiesene Wissenschaftler. Dabei stammen die erfolgreichsten Antragsteller (Angabe der Staatsbürgerschaft) aus Russland (39), den USA (20), Deutschland (12), Frankreich (7) und Italien (5). Die zwölf deutschen Wissenschaftler kooperieren mit ihren Partnern in Irkutsk, Krasnoyarsk, Moskau, Novosibirsk, St. Petersburg und Tomsk überwiegend in mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen zur Energie-, Weltraum-, Umwelt- und Geoforschung.

Mit den Mega-Grants sollen die Wissenschaftler in zwei Jahren Forschungslabore an ihren Gasthochschulen einrichten und hochqualifiziertes Personal anwerben aber auch Lehrverpflichtungen übernehmen. Damit dienen die Fördergelder als Maßnahme der russischen Regierung, um innovative Forschung an den Universitäten zu verankern sowie die Internationalisierung und die Attraktivität der Hochschulstandorte zu erhöhen. Im Zuge der russischen Hochschulreform flankiert diese individuelle Personenförderung den massiven Ausbau der Infrastruktur an den neuen Föderalen Hochschulen und den Nationalen Forschungsuniversitäten, die jeweils rund 125 Mio. Euro in fünf Jahren erhalten.

Sechs Preisträger des Wettbewerbs folgten zusammen mit ihren Kooperationspartnern und Vertretern ihrer Gasthochschulen der Einladung des DWIH. Neben den deutschen Professoren Klaus Peter Koltermann (Moskau), Hans Michael Kröning (Tomsk), Jürgen Oberst (Moskau) und Jörn Thiede (St. Petersburg) beteiligten sich mit Boris Zhivotovsky (Moskau) und Sergey Nikitov (Saratov) zwei weitere Gewinner am Erfahrungsaustausch. Die Russland-Beilage des DFG-Magazins „Forschung 3/2011“ porträtiert mit Sergey Nikitov einen russischen Gewinner der Ausschreibung, der wie viele andere im Laufe seiner Karriere auch von der DFG gefördert wurde.

Vertreter des DWIH-Moskau

Vertreter des DWIH-Moskau

Ziel des Treffens war es aus Sicht der Förderorganisationen ein Angebot zur Individualberatung an die deutschen und russischen Gewinner zu richten. Dabei knüpfte das Moskauer Rundgespräch inhaltlich an das Berliner Kamingespräch mit BMBF-Staatssekretär Georg Schütte vom September an. Dort hatten sich die Teilnehmer für stärkere Nachwuchsförderung, Systemberatung und die Verknüpfung deutsch-russischer Förderinstrumente ausgesprochen. Das DWIH und seine Mitglieder präsentierten ihre Fördermöglichkeiten zum jetzigen Zeitpunkt, da die erste Förderperiode der Mega-Grants ausläuft und die neu aufgebauten Infrastrukturen großes Potential für deutsch-russische Kooperationen bieten.

Die DFG konnte mit ihrer Partnerorganisation RFFI, der Russischen Stiftung für die Grundlagenforschung, auf bestehende bilaterale Ausschreibungen verweisen. RFFI-Direktor Vladimir Eliseev betonte, dass insbesondere die gemeinsam mit der DFG geförderten Internationalen Graduiertenkollegs ideale Austauschprogramme in der bilateralen Nachwuchsförderung sind. Zudem erklärte Jörn Achterberg, Leiter des Moskauer DFG-Büros, dass sich mit den Sonderforschungsbereichen (SFBs), Schwerpunktprogrammen und Forschergruppen weitere koordinierte DFG-Verfahren für die internationale Zusammenarbeit anbieten.

Zusätzlich zur Informationsverbreitung diente der Abend im DWIH als hochrangiges Netzwerktreffen. So konnten die Mega-Grant-Gewinner mit Vertretern der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), des DAAD, der DFG und der Helmholtz-Gemeinschaft, der Nationalen Akademie der Naturforscher Leopoldina, des Verbindungsbüros der Freien Universität Berlin und der Forschungsabteilung der Firma Siemens ins Gespräch kommen. Akademiemitglied Valerij Chereshnev, Vorsitzender des Komitees für Wissenschaft und Technologie der Staatsduma, sowie Vertreter des Parlamentarischen Zentrums für Wissenschaft der Staatsduma hoben das politische Interesse und die Bedeutung der Mega-Grants für die Internationalisierung der russischen Hochschulen hervor. Karsten Heinz, Leiter des Wissenschaftsreferats der Deutschen Botschaft Moskau, richtete ein Gruß- und Schlusswort an die Teilnehmer und unterstrich die Rolle des BMBF und der deutschen Wissenschaftsförderer in diesem Prozess.

Die Gewinner der ersten beiden Runden können sich seit dem 03.12.2012 um eine Verlängerung ihrer Grants beim russischen Wissenschaftsministerium bewerben. Gleichzeitig werden arrivierte Forscherinnen und Forscher bis zum 31.01.2013 aufgerufen, Neuanträge für Projekte mit bis zu 90 Mio. Rubel (ca. 3 Mio. US$) einzureichen. Die Förderdauer beträgt drei Jahre (2013-2015), wobei die Möglichkeit einer Verlängerung um zwei Jahre in Aussicht gestellt wird. An dieser Ausschreibung dürfen sich neben den Hochschulen des Landes auch die zahlreichen Forschungseinrichtungen der Russischen Akademie der Wissenschaft als Gastinstitution beteiligen. Damit wird ein wesentlich breiterer Kreis an Forschungsträgern Mittel zum Ausbau internationaler Kooperationen einwerben können.

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