Für Sie gelesen: "New Science’s Report on the NIH"

(20.05.22) In einem Beitrag für New Science befasst sich Matt Faherty mit den strukturellen Problemen der National Institutes of Health (NIH), die zum einen den Daseinsgrund der jüngst mit 1 Mrd. USD eingerichteten Advanced Research Projects Agency for Health (ARPA-H) verständlich werden lassen, und zum anderen zeigen, warum diese ihre Arbeit zwar „under the auspices“ der NIH aufgenommen habe, aber direkt dem U.S. Secretary of Health and Human Services, derzeit Xavier Becerra, unterstellt sei. Diese Struktur habe zur Folge, dass Zuwendungsempfänger von ARPA-H auf die riesige Expertise der NIH zugreifen könnten, „while remaining distant enough to not get tied up in the bias and entrenched interests of the agency“.

Dass es innerhalb der NIH und deren Forschungsförderung – immerhin derzeit mehr als 85% eines Budgets von knapp 43 Mrd. USD in 2021 – zu den als Erbhöfe kritisierten Verkrustungen gekommen sei, führt der Beitrag auf einen Zyklus von „Boom and Bust“ zurück, also starker Ausweitung des Budgets gefolgt von Zeiten deutlich geringerer Aufwüchse bzw. sogar realen Budgetrückgängen. Der Boom: Zwischen 1993 und 2003 sei das Budget nominell um 164 % von 10,3 Mrd. USD auf 27,2 Mrd. USD gewachsen, deutlich stärker als etwa der gesamte Bundeshaushalt (+53 %), der Verteidigungshaushalt (+39 %) oder der Haushalt der National Science Foundation (+95 %).

Eine Folge des Booms sei die drastische Ausweitung lebenswissenschaftlicher Forschungskapazitäten an den NIH-alimentierten Forschungshochschulen und –einrichtungen gewesen, eine Ausweitung, die in den magereren Zeiten seit 2004 – das NIH-Budget sei 2004 nur noch um nominale 3 % gewachsen und bis 2015 sogar inflationsbereinigt geschrumpft – zu Anpassungsschwierigkeiten geführt habe: „Universities and the bioscience industry had undergone too much expansionary momentum to adjust for this sudden halt in spending growth.“

Diese Entwicklung habe sich dann in einem wachsenden Wettbewerb, entsprechend sinkenden Bewilligungsraten, Konzentration der bewilligten Mittel auf relativ wenige Einrichtungen und eine insgesamt konservativere Einstellung von Ausschüssen und NIH insgesamt niedergeschlagen. Die logische Forderung daraus sei eine Erhöhung der NIH-Budgets, um wieder ein besseres Gleichgewicht zwischen den im Boom gewachsenen Forschungsstrukturen und den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen. Für das Funktionieren einer ARPA-H sei in der gegenwärtigen Situation die gewählte Form der Gouvernance die richtige.