Uruguay: Flexibilität und Offenheit in der Wissenschaftskooperation

(27.08.19) Uruguay und Argentinien sind zwei Länder mit vielen kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten, die jedoch ganz unterschiedliche Wege im wissenschaftlichen Bereich und auch in Bezug auf die Kooperation mit Deutschland gegangen sind. Trotz des geografischen Größenunterschieds wird in beiden Ländern Spitzenforschung betrieben, was eine gute Grundlage für mögliche Aktivitäten der DFG darstellt.

Eduardo Manta, Staatssekretär für Wissenschaft und Technologie in Uruguay, neben Laura Redondo und Kathrin Winkler vom DFG-Büro Lateinamerika

Eduardo Manta, Staatssekretär für Wissenschaft und Technologie in Uruguay, neben Laura Redondo und Kathrin Winkler vom DFG-Büro Lateinamerika

© DFG

In Uruguay leben 3,4 Millionen Menschen, von denen über 2200 in Vollzeit beschäftigte Forschende sind. Das Land hat das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (16.250 US-Dollar) in Lateinamerika – ein Zeichen für seine Stabilität. Neben den beiden Nachbarländern Brasilien im Norden und Argentinien im Westen bildet der Atlantische Ozean die südliche und östliche Grenze.

Diese geografischen Parameter bestimmen maßgeblich die uruguayische Wirtschaft, die auf der landwirtschaftlichen Produktion basiert, und wirken sich auch auf die Forschungsschwerpunkte aus. Doch die Wissenschaft in Uruguay zeichnet sich darüber hinaus auch durch zahlreiche Publikationen in den Natur- und Lebenswissenschaften aus, unter anderem in der Chemie, Biochemie, Molekularbiologie, Physik sowie der Medizin.

Um die dortige Forschungslandschaft besser kennenzulernen und zukünftiges Kooperationspotenzial auszuloten, reisten Dr. Kathrin Winkler und Laura Redondo vom DFG-Büro Lateinamerika Anfang August nach Montevideo. Der dreitägige Aufenthalt umfasste zahlreiche Termine an Institutionen wie dem Bildungsministerium (MEC), dem Staatssekretariat für Wissenschaft und Technologie (SNCYT), der Hochschule Universidad de la República (UdelaR), dem Institut Pasteur Montevideo, dem Institut Clemente Estable, der Nationalen Agentur für Forschung und Innovation (ANII) sowie dem UNESCO-Lateinamerikabüro für Wissenschaft. Darüber hinaus beinhaltete das Programm auch ein Treffen mit dem Universitätsverbund Grupo Montevideo, an dem 40 öffentliche Hochschulen aus sechs Ländern Südamerikas beteiligt sind. Die Gesprächspartner signalisierten durchweg Offenheit und Interesse mit einer pragmatischen und unkomplizierten Sichtweise auf mögliches Kooperationspotenzial.

Besuch an der UdelaR: Laura Redondo, DFG, Rodrigo Arim, Rektor, Kathrin Winkler, DFG, Cecilia Fernández, Prorektorin für Forschung, Claudia Barnickel, DAAD-Lektorin, und Ana Butti, Abteilung für internationale Kooperationen

Besuch an der UdelaR: Laura Redondo, DFG, Rodrigo Arim, Rektor, Kathrin Winkler, DFG, Cecilia Fernández, Prorektorin für Forschung, Claudia Barnickel, DAAD-Lektorin, und Ana Butti, Abteilung für internationale Kooperationen

© DFG

Im Rahmen der Reise hatten die DFG-Vertreterinnen die Gelegenheit, einen der renommiertesten Wissenschaftler Uruguays kennenzulernen: Prof. Dr. Rafael Radi, Mediziner und Biochemiker an der Universidad de la República. Nach dem Web of Science hat Radi während der vergangenen 20 Jahre mit 1,87 Prozent einen beachtlichen Anteil an der gesamten Wissenschaftsproduktion Uruguays. Darüber hinaus erhielt er eine Förderung der Alexander von Humboldt-Stiftung für ein Forschungsvorhaben am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und pflegt seitdem gute Kontakte mit deutschen Forschenden. Radi fungierte außerdem als Gutachter für das DFG-Schwerpunktprogramm 1710 „Dynamik thiolbasierter Redoxschalter in der Zellphysiologie“ im Bereich Redox und Zellphysiologie.

In seiner Funktion als Präsident der Akademie der Wissenschaften in Uruguay (ANCIU) zeigte er sich erfreut über den Besuch der DFG und bekräftigte seine Bereitschaft zur institutionellen Zusammenarbeit, um die wissenschaftliche Kooperation zwischen den beiden Ländern voranzutreiben.

Neben dem Interesse an einer bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Uruguay gaben die Gespräche Anregungen, auch in Richtung einer Förderung von tri- oder multilateralen Kooperationen zu denken. Das Land hat eine lange Tradition regionaler Kooperationen, und eine solche Initiative käme auch Ländern wie Brasilien, Argentinien und Chile zugute. „Dafür bedarf es zwar noch umfassender institutioneller Vorkehrungen, aber der erste Schritt in der Annäherung zwischen beiden Ländern ist getan“, resümierte Dr. Kathrin Winkler, die Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika.

Argentinien

Teilnehmende des Netzwerktreffens in der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer in Buenos Aires

Teilnehmende des Netzwerktreffens in der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer in Buenos Aires

© Francisco Moyano/AHK

Im Anschluss an den Aufenthalt in Uruguay nahmen Kathrin Winkler und Laura Redondo an einem jährlich stattfindenden Netzwerktreffen teil, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Botschaft in Buenos Aires organisiert wurde. In Argentinien aktive Vertreterinnen und Vertreter deutscher Forschungs- und Förderinstitutionen nutzten diese Gelegenheit, um sich zu Erfahrungen und Perspektiven in der deutsch-argentinischen Kooperation auszutauschen.

Das Treffen fand am 15. August statt, inmitten der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen nach den Vorwahlen für das Präsidentenamt in Argentinien. Im Hinblick auf den unsicheren Kurs des Landes in den kommenden Monaten waren sich alle Beteiligten darüber einig, das Interesse an der langjährigen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Partnern in Argentinien auf jeden Fall aufrechtzuerhalten.

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