DFG-Präsident zu Besuch in Argentinien

Intensivierung der gemeinsamen Förderaktivitäten zwischen CONICET, MINCYT und DFG

(13.11.17) Spannende Forschungsvorhaben, langfristige Kooperationen und eine gute institutionelle Zusammenarbeit: Argentinien und Deutschland können auf eine sehr nachhaltige und fruchtbare Beziehung in Forschung und Wissenschaft blicken. Während seiner knapp einwöchigen Reise konnte DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider mit seiner Delegation ein umfassendes Bild von der wissenschaftlichen Stärke und zum Stand deutsch-argentinischer Kooperationen gewinnen. Die Reise in der zweiten Novemberwoche führte ihn nach Buenos Aires, La Plata, Córdoba und Salta, wo er mit zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie führenden Vertretern aus der Wissenschaftspolitik sprach.

Konferenztisch bei Partnerorganisation CONICET

Während des Termins bei der Partnerorganisation CONICET

© DFG

„Seit einigen Jahren können wir eine Intensivierung von gemeinsam geförderten Forschungsprojekten mit unseren argentinischen Partnern CONICET (Nationaler Rat für Forschung, Innovation und Technologie) und MINCYT (Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Produktive Innovation) feststellen. Ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir in der Zukunft das großartige gemeinsame Bestreben unserer Forscher und Forschungseinrichtungen vertiefen werden. Wir haben allen Grund zuversichtlich zu sein, weil wir bereits eine hervorragende Zusammenarbeit in verschiedenen Forschungsbereichen und -programmen erleben“, berichtete Strohschneider.

Gleich am ersten Reisetag trafen der Präsident des CONICET, Prof. Dr. Alejandro Ceccatto, und Prof. Dr. Strohschneider zusammen. In einem Treffen unter Beisein weiterer Vertreter des CONICET sowie des MINCYT wurde in einer sehr offenen Atmosphäre über die derzeitigen und zukünftigen gemeinsamen Initiativen gesprochen. Dabei ging es insbesondere um die Planung einer für das nächste Jahr vorgesehenen weiteren Ausschreibung zur Einreichung bilateraler Forschungsprojekte. Zudem fand ein Austausch darüber statt, wie die gemeinsame Förderung koordinierter Programme stärker beworben werden könnte. Seit dem Jahr 2015 fördert die DFG zusammen mit dem CONICET ein Internationales Graduiertenkolleg (IGK) in den Geowissenschaften.

„Internationalisierung und Beteiligung in der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft werden für eine erfolgreiche Forschungskarriere immer wichtiger und sind bereits in einem frühen Karrierestadium, wie zum Beispiel der Promotion, relevant. Gleichzeitig eignet sich die Promotionsphase besonders gut für die Mobilität, die nicht nur den Promovierenden selbst zugutekommt. Sie sind darüber hinaus wichtige Akteure der Internationalisierung und tauschen Wissen und Methoden zwischen den verschiedenen Forschungssystemen aus“, resümierte Strohschneider während seines Besuchs in Argentinien.

Daher ist das Programm IGK auch aus Sicht der DFG ein im internationalen Raum sehr geeignetes und nachhaltiges Förderinstrument, da es in einzigartiger Weise Forschungsaktivitäten mit Ausbildungsprogrammen und dem internationalen Austausch von Promovierenden ermöglicht.

Neben diesen konkreten Themenpunkten wurden auch wissenschaftspolitische Aspekte beleuchtet und diskutiert. Vor dem Hintergrund eines recht unterschiedlichen Wissenschaftssystems in beiden Ländern wurde die Förderung von interdisziplinären sowie impact-getriebenen Forschungsvorhaben und deren Abgrenzung von disziplinären und rein erkenntnisorientierten Forschungsthemen diskutiert. Insbesondere in einer Forschungs- und Förderorganisation wie CONICET, die im Vergleich zur DFG einen deutlich breiteren Förderauftrag hat, ist laut Strohschneider ein intrinsisch pluralistisches Begutachtungs- und Bewertungssystems für die ausgewogene und gleichzeitige Förderung beider Forschungs- oder auch Projekttypen maßgeblich.

Gruppenbild am Aussichtspunkt Las Tres Cruces bei Cafayate

© DFG

Das von CONICET und DFG gemeinsam geförderte IGK „Surface Processes, Tectonics and Georesources: The Andean Foreland Basin of Argentina (StRATEGy)“ ist seit 2015 das erste seiner Art in Kooperation mit Argentinien und stand während der Reise mehrmals im Zentrum. Die Förderung des Programms belegt nicht nur die langjährige und von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kooperation von argentinischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Geowissenschaften, sondern gleichzeitig auch die sehr gute institutionelle Zusammenarbeit zwischen der DFG und dem CONICET.

„Ein großer Verdienst für den Erfolg dieses Vorhabens ist auch unserer Partnerorganisation CONICET geschuldet, die der Idee gemeinsamer Promotionsprogramme sehr aufgeschlossen gegenübersteht. CONICET hat sogar ein neues Förderinstrument, die International Research Groups, eingerichtet, das mit unserem IGK-Programm sehr kompatibel ist. Ich bin sehr dankbar für eine vertrauensvolle und sehr warmherzige Atmosphäre zwischen unseren beiden Organisationen“, erkannte Strohschneider an.

Die DFG-Delegation wurde im Rahmen einer Exkursion vom deutschen Sprecher von StRATEGy, Prof. Dr. Manfred Strecker von der Universität Potsdam, in das Arbeitsgebiet von StRATEGy in der Region Salta begleitet, wo die geologischen Formationen vor Ort besichtigt wurden.

Am 10. November fand in Buenos Aires eine Informationsveranstaltung zu Internationalen Graduiertenkollegs statt, in deren Rahmen zunächst die Förderprogramme der DFG (IGK) und des CONICET (International Research Groups - GII) zur Beantragung eines derartigen Projekts vorgestellt wurden. Während der Veranstaltung präsentierten Prof. Dr. Manfred Strecker und die argentinische Sprecherin Prof. Dr. Monica López de Luchi (Universidad de Buenos Aires) wissenschaftliche und strukturelle Ergebnisse von StRATEGy. Im Rahmen des Programms stellten vier Doktorandinnen und Doktoranden des Verbunds ihre Forschungsprojekte im Bereich Geologie und Klimatologie vor (ausführliche Informationen befinden sich auch im YouTube Kanal Earth in Progress).

Am Workshop nahmen überwiegend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus unterschiedlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Argentinien teil, die bereits eine laufende Kooperation mit deutschen Partnern haben und die Interesse und Potenzial für den Aufbau eines derartigen internationalen Projekts sehen. Mit der Veranstaltung haben CONICET und DFG einen ersten Meilenstein zur gezielten Informationsverbreitung über die Förderprogramme IGK/GII legen können. So endete die Veranstaltung mit dem Kommentar Strohschneiders: „Internationale Graduiertenkollegs sind wohl aus soziologischer Sicht die nachhaltigsten unserer Kooperationsprogramme, da die dort ausgebildeten Promovierenden die Zusammenarbeit zwischen zwei Ländern weitertragen werden. Internationale, interkulturelle und intersprachliche Kooperationen sind komplex und können nur unter der Bedingung gegenseitigen Vertrauens existieren.“

Einblicke in die wissenschaftlichen Aktivitäten in Buenos Aires, Córdoba und La Plata

Prof. Dr. Pedro Depetris richtet im Rahmen der Informationsveranstaltung des CONICET an der Nationaluniversität Córdoba Grußworte an das Auditorium

© DFG

StRaTEGy ist ein hervorragendes Beispiel für wachsende wissenschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern und Organisationen. Beim Besuch verschiedener Hochschulstandorte in Argentinien zeigte sich darüber hinaus das große Potenzial für weitere Kooperationsprojekte.

Beeindruckt zeigte sich die Delegation vom großen Interesse der wissenschaftlichen Community in Córdoba im Rahmen einer plenaren Informationsveranstaltung zur Forschungskooperation im Auditorium des CONICET Córdoba, in der teilweise sehr konkrete deutsch-argentinische Forschungsvorhaben rege diskutiert wurden. Nach den Grußworten von Prof. Dr. Pedro José Depetris, ehemaliger Leiter der CONICET-Einheit in Córdoba, und Prof. Dr. Strohschneider präsentierte die Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, Dr. Kathrin Winkler, insbesondere die gemeinsamen Fördermöglichkeiten von DFG und CONICET. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Veranstaltung und die darauffolgende Diskussion zeigte das große Interesse an einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Deutschland und motiviert beide Organisationen, die gemeinsamen Fördermöglichkeiten auszubauen.

Dieses Interesse wurde auch bei weiteren Institutsbesuchen deutlich. Das Max-Planck-Partnerinstitut des CONICET für Biomedizinische Forschung (IBioBA) in Buenos Aires gilt dabei wohl als ein „best practice case“ der Kooperation: Seit 2011 betreibt es in den Räumlichkeiten des Polo Científico interdisziplinäre Spitzenforschung im Bereich Molekular- und Zellbiologie. Bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten des Instituts vermittelten der Leiter des Instituts, Dr. Eduardo Arzt, und Forschende der Delegation einen tiefer gehenden Einblick in die Forschungstätigkeiten. Sehr positiv ist dabei die Integration von Gastwissenschaftlern und Arbeitsgruppen aus Deutschland aufgefallen, womit das Institut einen hervorragenden Beitrag zur Internationalisierung leistet.

Beim Rundgang im MPG-Partnerinstitut IBioBA in Buenos Aires

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Nicht weit von Buenos Aires befindet sich die Stadt La Plata mit der zweitgrößten Universität des Landes, der Nationaluniversität La Plata (UNLP). Bei einem Treffen mit dem Rektor, Prof. Dr. Raúl Perdomo, und Wissenschaftlern des Forschungsinstituts für Sozial- und Geisteswissenschaften (IdIHCS) gab es einen Informationsaustausch zur Ausbildungs- und Forschungssituation der Universität, insbesondere vor dem Hintergrund, dass das IdIHCS ein Partnerinstitut des BMBF-geförderten Maria-Sibylla-Merian-Zentrums ist.

Nach dem Besuch des Forschungsinstituts für Theoretische und Angewandte Physikalische Chemie (INIFTA) und des Geologischen Forschungszentrums wurde der Aufenthalt in La Plata mit der Besichtigung des deutsch-argentinischen geodätischen Observatoriums (AGGO) abgerundet. Ende Juli 2015 wurde das vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) und dem CONICET betriebene Observatorium, eines der ehrgeizigsten Kooperationsinitiativen zwischen beiden Ländern, eingeweiht. Es gilt als einziges seiner Art in Lateinamerika und ist Teil einer globalen Infrastruktur zur Erdbeobachtung und Aktualisierung globaler Referenzsysteme. Der Leiter des Observatoriums, Dr. Claudio Brunini, und der wissenschaftliche Geschäftsführer, Dr. Hayo Hase, sowie weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beeindruckten die Delegation bei einem Rundgang durch die Anlage, wobei in die Forschungsthematik und die Instrumentation eingeführt wurde.