DFG und Capes stellen Internationalisierungsstrategien in Porto Alegre vor

Vertreterinnen beider Förderinstitutionen nahmen am 8. Deutsch-Brasilianischen Nachhaltigkeitssymposium in Porto Alegre teil

(24.10.17) Vom 2. bis 7. Oktober fand an der Katholisch-Päpstlichen Universität im Bundesstaat Rio Grande do Sul (PUCRS) in Porto Alegre zum achten Mal das „Deutsch-Brasilianische Symposium für Nachhaltige Entwicklung“ statt. Rund 250 Forschende aus beiden Ländern nahmen an der Veranstaltung teil, die abwechselnd in Brasilien und Deutschland stattfindet. Sie wird unterstützt vom Baden-Württembergischen Brasilien-Zentrum der Universität Tübingen und seit 2011 auch von Baden-Württemberg International (bw-i).

Dr. Kathrin Winkler, Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, informierte über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Brasilien und Deutschland

Dr. Kathrin Winkler, Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, informierte über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Brasilien und Deutschland

© DFG

In Anbetracht etablierter deutsch-brasilianischer Projekte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit wurde die Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, Dr. Kathrin Winkler, eingeladen, einen Vortrag über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Brasilien und Deutschland und laufende gemeinsame Initiativen mit den brasilianischen Partnerorganisationen zu halten.

„Wir beobachten eine steigende Tendenz in der Zusammenarbeit von Forschenden aus Brasilien und Deutschland. Trotz der aktuell schwierigen Situation für die Wissenschaft hier in Brasilien hat die Anzahl der deutsch-brasilianischen Publikationen in den letzten Jahren stark zugenommen und liegt im Vergleich zu den anderen lateinamerikanischen Ländern über dem Durchschnitt“, erläuterte sie. Von 2009 bis Mai 2017 wurden von der DFG rund 233 bilaterale Projekte mit über 42 Millionen Euro gefördert. Winkler führt diesen Zuwachs zurück auf die gut funktionierende Zusammenarbeit mit den brasilianischen Förderagenturen auf Bundesebene sowie in den Bundesstaaten.

Darüber hinaus stellte sie die Maßnahmen vor, die in Deutschland zur verstärkten Internationalisierung der Wissenschaft eingeführt wurden. Dazu zählen auch Strategien, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland zu gewinnen, beispielsweise im Rahmen der deutschen Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, die für die Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Forschungslandschaft eine ganz wesentliche Rolle spielte.

Internationale Kooperation und Engagement sind nicht nur für nachhaltige Entwicklung erforderlich, sondern bilden auch eine wichtige Komponente für wissenschaftliche Exzellenz, wie Concepta Pimentel, Leiterin für internationale Beziehungen bei Capes, betonte. Die Förderagentur Capes ist seit 2005 eine Partnerorganisation der DFG auf Bundesebene.

Pimentel präsentierte die Strategien zur Stärkung der internationalen Kooperation in Brasilien und ging außerdem auf die aktuellen Herausforderungen im Land ein. Dazu gehören auch die Verschlechterung der Position brasilianischer Hochschulen in internationalen Rankings und deren niedrige Anzahl an ausländischen Studierenden, der geringe Impact der Publikationen in Brasilien, die wenigen angemeldeten und bestehenden Patente sowie ein rückläufiger globaler Innovationsindex. Darüber hinaus seien brasilianische Forschende nur selten an internationalen wissenschaftlichen Projekten beteiligt. „Unsere Universitäten werden nicht schlechter, sondern die Hochschulen in anderen Ländern verbessern sich schneller. Die Internationalisierung sollte weniger als Ziel, sondern vielmehr als ein Mittel zum Erreichen eines Exzellenzniveaus in Forschung und Lehre angesehen werden“, so die Capes-Vertreterin.

Laut Pimentel haben 63 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Brasilien noch nie einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolviert. Anhand vorgestellter Elsevier-Daten wurde ersichtlich, dass der Impact wissenschaftlicher Veröffentlichungen in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern doppelt so hoch ausfällt wie der weltweite Durchschnitt. „Es reicht nicht, nur Mobilitätsprogramme aufzulegen und neue Kooperationsvereinbarungen zu schließen, die dann in der Schublade verschwinden. Wir müssen bestehende Kooperationen vertiefen und unseren Forschenden eine solide internationale Zusammenarbeit ermöglichen“, bekräftigte sie.

Zur Umsetzung dieser Ziele kündigte die Capes eine neue Initiative an, um die Internationalisierung an den brasilianischen Hochschulen voranzutreiben und den Universitäten mehr Autonomie und Verantwortung in diesem Prozess zu übertragen. Das neue Programm basiert auf dem Bottom-up-Prinzip, in dem die Hochschulen in ihren Förderanträgen ein Internationalisierungskonzept vorlegen müssen, das Schwerpunkte und konkrete Maßnahmen für Forschung und Graduiertenprogramme näher erläutert. Die Ausschreibung soll laut Capes bis Ende des Jahres veröffentlicht werden.

Zu diesem Zweck werden für die erste Phase mit einer Dauer von vier Jahren Mittel in Höhe von 350 Millionen US-Dollar bereitgestellt, die auf die Universitäten mit den besten Projekten verteilt werden. Gefördert werden können damit unter anderem Aufenthalte brasilianischer Forschender im Ausland und umgekehrt Gastaufenthalte oder Besuche von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Ländern in Brasilien sowie Maßnahmen zur Intensivierung der Kooperation mit ausländischen Exzellenzinstituten und Publikationen in international relevanten Fachzeitschriften.

Hochschulen mit abgelehnten Anträgen können bei Capes Beratungen für Internationales in Anspruch nehmen und sich bei der Entwicklung ihrer Internationalisierungskonzepte unterstützen lassen, um bei der nächsten Ausschreibung einen neuen Versuch zu starten.

Weitere Informationen zum 8. Deutsch-Brasilianischen Symposium für Nachhaltige Entwicklung finden sie hier: