Der Kunst verpflichtet
Der Anlass war ein ganz besonderer und das Publikum dementsprechend. Es war, wie DFG-Präsident Professor Ernst-Ludwig Winnacker in seiner Begrüßung hervorhob, die wohl „größte Ansammlung von ‚IQ’, die es in Deutschland je gegeben hat“. Es war der 14. September 2005 und die Deutsche Forschungsgemeinschaft feierte das 20jährige Bestehen des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises.

Im großen Saal der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland hatten sich zahlreiche Leibniz-Preisträgerinnen und -Preisträger, Nobelpreisträger, die Präsidenten der Forschungsorganisationen, Bundes- und Landesminister, Politiker aller Parteien und eine illustre Schar weiterer Ehrengäste eingefunden, um das „Leibniz-Fest“ zu feiern. Auch der Bundespräsident hatte sich angekündigt. Was hätte er an diesem als „heiter und fröhlich“ angekündigten Abend erlebt, wenn ihn nicht eine plötzliche Erkrankung am Kommen gehindert hätte? Gottfried Wilhelm Leibniz! – unter anderem.Dass die Gäste kein Fest wie jedes andere erwartete, kündigte sich bereits im Foyer der Bundeskunsthalle an, die sich an diesem Abend in eine „Hall of Fame“ der deutschen Wissenschaft verwandelt hatte. Auf einer Monitor-Allee begegneten die Besucher in einer Videoinstallation all‘ denjenigen, die in den vergangenen 20 Jahren mit dem Leibniz-Preis geehrt wurden. „Herausragend“ wie die Preisträger selbst waren auch die Stelzenläufer des Art&Balance-Ensembles, die von hoher Warte die Besucher willkommen hießen. Und dann kam Gottfried Wilhelm Leibniz! In einem eigens für diesen Abend verfassten Einakter erlebte man auf großer Bühne den Universalgelehrten (gespielt vom Autor Axel Hubertus Zienicke), wie er mit dem chinesischen Kaiser Kangxi (in einem Kurzauftritt dargestellt von Ernst-Ludwig Winnacker) über – heute relevante – Forschungsfragen korrespondierte. In dem kleinen Schauspiel „Cucolo, sparviero, beccaccia di mare oder die Fragen des Kaisers“ übernahmen Vögel den Austausch der Botschaften. Tatsächlich sind sich Leibniz und Kangxi persönlich nie begegnet. Die gespielte „Mission Impossible“ leitete zu dem gleichnamigen Musikklassiker über, den das in großer Besetzung aufspielende Bundesjugendjazzorchester „BuJazzO“ unter Leitung von Peter Herbolzheimer kraftvoll aufführte. Grundlagenforschung einmal ganz anders in Szene gesetzt, erlebte das Publikum von den Tänzern Rick Kam und Friederike Lampert, die die Forschungsarbeit der Theaterwissenschaftlerin und Leibniz-Preisträgerin Gabriele Brandstetter in einer Tanzdarbietung präsentierten. „Ausgezeichnet!“ war der treffende Titel eines Films von Lydia Goll, der ein kurzweiliges Bild des Leibniz-Preises entstehen ließ. Eine von Entertainer Frank Elstner moderierte Podiumsdiskussion mit den Leibniz-Preisträgern Friedrich Wilhelm Graf, Hannah Monyer, Helmut Schwarz und Jürgen Mittelstraß warf auf unterhaltsame Weise aktuelle Forschungsfragen auf und gab einen Einblick in die „Märchenhafte Freiheit“, die der Leibniz-Preis den Preisträgern beschert. Unter diesem Titel zeichnete Marco Finetti in einem den Gästen zum Abschluss des Festes überreichten Buch die Entstehungsgeschichte des Preises nach. Dabei richtete er den Blick auf die früheren Preisträger und die wissenschaftlichen Highlights der vergangenen Jahre.
WISSENSCHAFFTKUNST heißt es mehrfach im Jahr bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wenn sie in ihrem Haus die Arbeiten renommierter Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Dass die Einbeziehung von Kunst und Künstlern nicht nur den Arbeitsalltag, sondern auch festliche Anlässe zu bereichern vermag, hat das mit viel Zuspruch aufgenommene Leibniz-Fest ebenso gezeigt wie das zwei Jahre später an gleicher Stelle gefeierte 30jährige Bestehen des „Heinz Maier-Leibnitz-Preises“. Hier waren es der Kabarettist (und Physiker) Vince Ebert, das von Saxofonistinnen gebildete Quartett „Double XX“ und eine große Laser-Show, die die Verleihung des Nachwuchspreises 2007 umrahmten.
Die Förderung der Forschung ist eine große kulturelle Aufgabe und eine Institution, die sich dem widmet, allemal ein Ort, an dem der Kunst ein angemessener Platz eingeräumt wird. Ebenso wie die wertvolle Keramiksammlung von Hermann Güterbock fand auch ein Werk des berühmten Malers Max Slevogt (unser Bild) den Weg zur Deutschen Forschungsgemeinschaft. Slevogt (1868-1932) war neben Max Liebermann einer der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Nicht nur als Maler zählte er zu den bedeutendsten deutschen Künstlern am Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch als Illustrator und Grafiker hatte Slevogt große Bedeutung. Das letzte von ihm geschaffene Porträt stellt den früheren königlich-preußischen Kultusminister und ersten Präsidenten der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, der späteren Deutschen Forschungsgemeinschaft, Dr. Friedrich Schmidt-Ott dar. Das 1932 entstandene Porträt zeigt Schmidt-Ott im Alter von 72 Jahren. Nur einen Monat nach Fertigstellung des Bildes verstarb Max Slevogt. Bis zum Jahr 2005 war das Gemälde im Besitz der Familie, am 24. Januar 2005 wurde es auf Beschluss der Nachkommen Schmidt-Otts der Deutschen Forschungsgemeinschaft übereignet.
Weitere Informationen
- Interner LinkVorwort des DFG-Präsidenten Professor Matthias Kleiner
- Interner LinkVorwort der DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek
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- Michael Hönscheid
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