Sehen mit den Ohren?
Schleiereulen können selbst leiseste Geräusche perfekt orten und sind in der Lage, bei völliger Dunkelheit zu jagen. Diese Fähigkeit verdanken sie dem Federschleier am Kopf. Forscher der RWTH Aachen untersuchen die Funktion dieses Schleiers und machen sie technisch nutzbar.

Die Projektidee
Die Federn im Gesicht der Schleiereule wirken wie eine Parabolantenne und verstärken selbst leiseste Geräusche. Dadurch hören die Vögel etwa zehn Mal besser als Menschen. Was befähigt die Tiere dazu? Mit einem akustischen Trick können Hermann Wagner und sein Team lebende Eulen studieren, ohne ihre Federn zu verletzen: Sie verpassen den Vögeln einen »virtuellen Schleier«. Mit diesem können Laute so angepasst werden, dass sie für die Eule entweder so klingen, als trüge sie ihren Schleier oder als wäre er ihr abgenommen worden.
Die Forschungsarbeit
Die Vögel sind darauf trainiert, auf akustische Reize hin Taster zu betätigen. Die Wissenschaftler beobachten ihr Verhalten und vermessen ihre Kopfbewegungen. In Tests hören die Tiere über Kopfhörer Signale, die räumlich präzise verortet klingen. Der virtuelle Schleier wird dabei zu- oder abgeschaltet. Die Eulen reagieren auf die Reize, indem sie den Kopf in die Richtung drehen, aus der sie den Schall wahrnehmen. Bei »intaktem« Schleier ist die Schalllokalisation fast fehlerfrei. Bei »entferntem« Schleier können die Tiere bestimmte Schallquellen nicht mehr präzise orten.
Erkenntnisse und Perspektiven
Die biomimetische Forschung will von natürlichen Systemen wie der Schleiereule lernen und dieses Wissen für technische Anwendungen nutzbar machen. So sind die Daten aus den Eulenversuchen zum Beispiel für die Geräuschverarbeitung von großer Bedeutung: Was die Wissenschaftler über die Schallverortung der Vögel herausgefunden haben, können sie für die Verbesserung von Richtmikrofonen nutzen oder für die Entwicklung von Robotern, die in der häuslichen Versorgung mit Menschen interagieren.
Projektinformationen
Projekttitel: | Schalllokalisation bei der Schleiereule in virtueller Umgebung |
Projektleitung: | Prof. Dr. Hermann Wagner |
Förderzeitraum: | 2009 - 2011 |
Kontakt: | RWTH Aachen, www.bio2.rwth-aachen.de |