Fritz Stern und Ernst-Ludwig Winnacker vor dem Mahnmal
© Foto: DFG /Fotograf Querbach
Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus
Die DFG als Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Wissenschaft hat ihre Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus' intensiv aufgearbeitet.

Das im September 2006 auf dem Gelände der DFG-Geschäftsstelle eingeweihte Mahnmal, weist auf die Verstrickungen der Wissenschaft in die Verbrechen der Nationalsozialisten hin und soll Erinnerung und Mahnung zugleich sein.
Unter Leitung der Historiker Professor Rüdiger vom Bruch und Professor Ulrich Herbert bearbeitete eine unabhängige Forschungsgruppe sieben Jahre lang diese Fragestellung. Fazit: Auch die DFG und die von ihr unterstützten Forscher stellten sich nach 1933 in hohem Maße und zu großen Teilen rückhaltlos in den Dienst des Nationalsozialismus.
2018 wurde der jüngste Band „Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem“ der Publikationsreihe der Forschungsgruppe „Beiträge zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ vorgestellt. Weitere Bände befassen sich mit Diskursen, Biographien und Projekten in der NS Zeit in einzelnen Forschungs- und Themenfeldern wie beispielsweise der Physik, der Landbauforschung und Agrarökonomie, der Medizin und der „Zigeunerforschung“.
Im Rahmen der Forschungsgruppe bearbeitete der Berliner Historiker Sören Flachowsky das Projekt „Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin)“. Dabei entstand eine Sammlung von Stammdaten zu mehr als 50.000 Anträgen der Jahre 1920 bis 1945 von mehr als 13.000 Antragstellenden. Diese Daten wurden anlässlich des im Jahr 2020 sich zum hundertsten Mal jährenden Gründungstages der Notgemeinschaft aufwändig aufbereitet und als GEPRIS Historisch veröffentlicht. Das System macht die aufbereiteten Stammdaten recherchierbar, verlinkt auf vertiefende Personen- und Einrichtungsinformationen in anderen Systemen (z.B. Wikipedia und deutsche-biographie.de) und verfügt über einen umfänglichen Textapparat rund um die damalige Forschungsförderung. Über GEPRIS Historisch erhalten Sie auch Hinweise, ob für dort nachgewiesene Anträge über das Bundesarchiv heute noch Förderakten zugänglich sind. Per Link können Sie direkt Einblick in den entsprechenden Eintrag des BA-Findbuchs (Bestandssignatur R 73), das ebenfalls von Sören Flachowsky entwickelt wurde, nehmen.
- Externer LinkZu GEPRIS Historisch
- Externer LinkZum Projekt "Die Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft von den 1920er bis in die 1970er Jahre. hier: Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin)" in GEPRIS
- Externer LinkAbschlussbericht des Teilprojekts "Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin/Koblenz)"
Die Ausstellung „Wissenschaft – Planung – Vertreibung: Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“ arbeitet einen weiteren Teil der dunklen Vergangenheit der DFG auf. Sie zeigt die enge Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Die Ausstellung wurde an verschiedenen Standorten gezeigt und war 2011/2012 auch in Polen zu sehen.
Auch das im September 2006 auf dem Gelände der DFG-Geschäftsstelle eingeweihte Mahnmal, das auf die Verstrickungen der DFG in die Verbrechen der Nationalsozialisten hinweist, soll uns Erinnerung und Mahnung zugleich sein.
- Link auf PDF-DateiRede des DFG-Präsidenten: E.-L. Winnacker zur Einweihung des Mahnmals (27.09.06)
- Link auf PDF-DateiRede des DFG-Präsidenten: E.-L. Winnacker zur Eröffnung der Ausstellung "Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten" (27.09.06)
- Link auf PDF-DateiRede des DFG-Präsidenten Prof. Ernst-Ludwig Winnacker anlässlich der Einweihung des Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Euthanasieverbrechen in Berlin-Buch am 14. Oktober 2000
- Link auf PDF-DateiRede des DFG-Präsidenten anlässlich der Eröffnung der Konferenz "Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Interaktionen, Kontinuitäten und Bruchzonen vom späten Kaiserreich bis zur frühen Bundesrepublik/DDR" (18. bis 20. Mai 2000, Harnack-Haus / Berlin)
- Externer LinkWeitere Informationen zur Publikationsreihe „Beiträge zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ auf der Webseite des Steiner-Verlags
- Externer LinkÜbersicht aller verfügbarer Bände der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft“
Forschungsgruppe zur Geschichte der DFG 1920-1970
Im Frühjahr 2000 berief der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Ludwig Winnacker, eine Arbeitsgruppe, die in einem ersten Gespräch Wege und Möglichkeiten der Erforschung der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erkundete. Nach Abschluss des ersten Gesprächs bat der Präsident die Professoren vom Bruch (Berlin) und Herbert (Freiburg) darum, die Leitung des Forschungsprojekts zur Geschichte der DFG zu übernehmen. Aus dieser Initiative entwickelte sich ein Forschungsverbund, der sich in seiner Arbeit nach den folgenden drei Leitlinien richtete: Schwerpunkt der Forschung soll die Zeit der NS-Herrschaft sein. Das Hauptaugenmerk der Gruppe lag auf den von der DFG geförderten Forschungsvorhaben selbst. Es ging dabei weniger um eine rein disziplingeschichtliche Untersuchung als vielmehr um eine Analyse fächerübergreifender Entwicklungen.

Notgemeinschaften der Wissenschaft
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in drei politischen Systemen, 1920 bis 1973, von Patrick Wagner
In der Reihe "Studien zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft", Band 12
Externer LinkZum Band auf der Seite des Franz Steiner Verlags
Zitat
„Dies ist für die DFG eine zutiefst unbequeme Wahrheit. Sie kann uns nicht loslassen, sie muss uns beklemmen, sie muss uns schmerzen."
DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner zu den Ergebnissen der unabhängigen Forschergruppe zur „Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920–1970"