In den vergangenen Jahren sind die globalen gesellschaftlichen Herausforderungen im Bereich Lebensmittel und Ernährung immer sichtbarer geworden: die Sicherung der Welternährung und Bekämpfung des Hungers, die Prävention und Behandlung von ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas sowie der umwelt- und klimaschonende Umbau der Agrar- und Ernährungssysteme. Die Lebensmittel- und Ernährungsforschung in Deutschland steht nun vor der Aufgabe, diese Herausforderungen und die damit verbundene Transformation des Ernährungssystems wissenschaftlich zu begleiten und zu gestalten.
Ein jetzt veröffentlichtes Positionspapier der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit dem Titel „Lebensmittel- und Ernährungsforschung in Deutschland“ empfiehlt daher eine weitere Stärkung des Forschungsfelds, in dem besonders den Hochschulen eine entscheidende Rolle zukommt.
„Angesichts des sich verschärfenden Klimawandels, des rasanten Artensterbens und begrenzter Ressourcen gilt es, die Ernährungssicherung der wachsenden Weltbevölkerung zu garantieren – und dies so, dass unsere Ernährung sowohl nachhaltig als auch sicher ist sowie soziale Teilhabe ermöglicht“, äußerte sich DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker anlässlich der Veröffentlichung des Papiers. „Um die Ernährungsforschung in Deutschland für diese zentrale Aufgabe bestmöglich vorzubereiten, sollte die Forschung an Universitäten unter größtmöglicher Einbeziehung aller Forschungsakteure gestärkt werden. Hierfür müssen alle Beteiligten ihr Engagement eng abstimmen“, fordert die DFG-Präsidentin im Einklang mit dem Fazit des Positionspapiers.
Die Forschungs- und die Forschungsförderlandschaft der Lebensmittel- und Ernährungsforschung in Deutschland wird in dem rund 90-seitigen Dokument umfassend vorgestellt. Die zentrale Erkenntnis, dass die Universitäten maßgebliche Akteure der Lebensmittel- und Ernährungsforschung sind, muss aus Sicht der Senatskommission bekannter, und die entsprechenden Leistungen müssen sichtbarer werden. Hierzu gehören neben Forschung und Lehre auch der Erhalt und Aufbau von Forschungs- und Dateninfrastrukturen, der Wissenstransfer in die Anwendung sowie die Wissenschaftskommunikation und Politikberatung. Gerade in den Bereichen Wissenstransfer und Kommunikation sowie in der Politikberatung seien viele Akteure dem Papier zufolge oft stark eingebunden.
Das Positionspapier der SKLM ergänzt die bereits vorgelegten Stellungnahmen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und des Wissenschaftsrates (WR). In „Perspektiven für die Ernährungsforschung 2022“ identifizierte die DGE sieben Forschungsfelder, in denen erhöhter Forschungsbedarf besteht. Der WR wies 2023 in „Perspektiven der Agrar- und Ernährungswissenschaften“ auf die Notwendigkeit einer Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme hin, indem einerseits der Status quo, andererseits ein Zielbild dieser Systeme beschrieben wird. Den Blick des Wissenschaftsrates von außen ergänzt das SKLM-Positionspapier nun inhaltlich um die Lebensmittelwissenschaften sowie um die Perspektive der im Forschungsbereich tätigen Personen und der dort ansässigen Institutionen und Förderer. Hierzu hat die DFG erstmals umfangreiche Daten erhoben.
Die SKLM erarbeitet seit 1952 Grundsatzstellungnahmen und Kriterien, die den Rahmen für die wissenschaftliche Bewertung unter anderem von Lebensmittelinhaltsstoffen und Verfahren der Lebensmitteltechnologie liefern. Sie unterstützt damit die Arbeit von Behörden und Institutionen auf EU-, Bundes- und Länderebene. Darüber hinaus ist diese Kommission das einzige wissenschaftlich unabhängige Gremium im Bereich der Lebensmittel- und Ernährungsforschung in Deutschland.
Das Positionspapier „Lebensmittel- und Ernährungsforschung in Deutschland“ findet sich im Internetangebot der DFG unter:
Zur Ständigen Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln und deren Arbeit:
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