Pressemitteilung Nr. 39 | 24. September 2021

Sechs neue Forschungsgruppen, eine neue Klinische Forschungsgruppe und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe

Themen von der Erforschung esoterischer Praktiken über Akute Lymphoblastische Leukämie bis zu Stammzellsystemen bei Getreide / Insgesamt rund 31,4 Millionen Euro für erste Förderperiode

Themen von der Erforschung esoterischer Praktiken über Akute Lymphoblastische Leukämie bis zu Stammzellsystemen bei Getreide / Insgesamt rund 31,4 Millionen Euro für erste Förderperiode

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sechs neue Forschungsgruppen, eine neue Klinische Forschungsgruppe und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG im Rahmen seiner digitalen Sitzung am 23. September 2021 auf Empfehlung des Senats. Die neuen Verbünde erhalten insgesamt rund 31,4 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.

Die Förderdauer der Verbünde richtet sich nach dem Zeitpunkt, zu dem die erste Skizze für einen Förderantrag eingereicht wurde. Forschungsgruppen, deren Antragsskizzen seit 1. Oktober 2018 eingereicht wurden, werden maximal zweimal vier Jahre gefördert; dies gilt für alle der jetzt neu eingerichteten Forschungsgruppen. Zusätzlich zu den acht Einrichtungen wurde die Verlängerung von sechs Forschungsgruppen für eine weitere Förderperiode beschlossen, darunter eine, die im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Fonds National de la Recherche (FNR) gefördert wird. Die verlängerten Verbünde werden mit einer Laufzeit von drei Jahren – in einem Fall von zwei Jahren – gefördert.

Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Im Ganzen fördert die DFG damit zurzeit 176 Forschungsgruppen, 15 Klinische Forschungsgruppen und 13 Kolleg-Forschungsgruppen. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.

Die acht neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

Weltweit werden derzeit zweidimensionale Materialien und deren Heterostrukturen erforscht, die ungewöhnliche und neuartige elektronische Eigenschaften zeigen. Die Forschungsgruppe „Proximity-induzierte Korrelationseffekte in niedrigdimensionalen Strukturen“ richtet ihren Fokus dabei auf ein prototypisches 2D-Heterosystem: epitaktische Graphen – atomar dünne Kohlenstoffschichten – auf dem Halbleitermaterial Siliciumcarbid. Das Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es nun, die in diesem Materialsystem auftretenden Korrelationseffekte zu untersuchen, diese gezielt zu manipulieren und damit die Grundlage für neuartige Quantenmaterialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften zu legen. (Sprecher: Professor Dr. Christoph Tegenkamp, TU Chemnitz)

Die Kolleg-Forschungsgruppe „Alternative Rationalitäten und esoterische Praktiken in globaler Perspektive“ will die Deutungs-, Rationalisierungs- und Legitimationsstrategien von esoterischen Praktiken systematisch vergleichen. So soll herausgearbeitet werden, warum sie auch heute in unterschiedlichen kulturellen und regionalen Kontexten noch erfolgreich sind. Mittelfristig soll so eine Kulturtheorie esoterischer Praktiken entstehen, um deren Resilienz, typologische Ähnlichkeit über eine große Zahl von Fallbeispielen hinweg sowie deren je nach Kulturkreis unterschiedliche Bewertungen erklären zu können. (Sprecher: Professor Dr. Michael Lackner, Universität Erlangen-Nürnberg)

„Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit“ untersucht die gleichnamige Forschungsgruppe und konzentriert sich dabei auf Darstellungs- und Verbreitungsformen religiöser Inhalte, Praktiken und Intentionen im 16. bis frühen 18. Jahrhundert. Das Konzept der Intermedialität, das bislang vor allem in Bezug auf zeitgenössische Medien wie Film und Internet Anwendung fand, soll dabei auf die Analyse vormoderner Zusammenhänge übertragen werden. Mit dieser Methode sollen religiöse Druckmedien, Bilder und Musik als interagierende Medien analysiert sowie ihr Einsatz im religionsgeschichtlichen Kontext überprüft werden. (Sprecher: Professor Dr. Johann Anselm Steiger, Universität Hamburg)

Der gemeinsame Fokus der Klinischen Forschungsgruppe „CATCH ALL – Heilungsperspektive für alle Erwachsenen und Kinder mit Akuter Lymphoblastischer Leukämie (ALL)“ liegt in der Erforschung der Mechanismen, die in verschiedenen Altersgruppen zur Entwicklung einer Akuten Lymphoblastischen Leukämie führen. Zudem soll die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung der Erkrankung analysiert werden. Das langfristige Ziel der KFO ist es, neuartige und maßgeschneiderte Immuntherapieansätze für eine klinische Anwendung zu entwickeln. (Sprecherin: Professorin Dr. Claudia Baldus, Universität Kiel; Klinische Leitung: Professor Dr. Denis Schewe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein).

Forscherinnen und Forscher aus der historischen Linguistik und der Psycholinguistik arbeiten im Rahmen der Forschungsgruppe „Strukturieren des Inputs in der Sprachverarbeitung, dem Spracherwerb und Sprachwandel (SILPAC)“ zusammen. Sie wollen eine empirisch und theoretisch fundierte Erklärung der Zusammenhänge zwischen der Sprachverarbeitung, dem Spracherwerb und dem Sprachwandel liefern. Dazu analysieren sie zum einen historische Texte, zum anderen führen sie Laborexperimente durch. Auf diese Weise wollen sie untersuchen, wie sich sprachliche Innovationen verbreiten und welche Relevanz Sprachkontakte für die Veränderung von sprachlichen Regeln haben. (Sprecherin: Professorin Dr. Carola Trips, Universität Mannheim)

Ultraschallsensoren werden heute meist mithilfe von Computertechnik hergestellt. Als eines der größten Probleme erweist sich dabei, dass bislang wenig über die akustischen und elektro-mechanischen Eigenschaften der dabei verwendeten Materialien, sogenannter piezokeramischer Werkstoffe, bekannt ist. Daher will die Forschungsgruppe „Modellbasierte Bestimmung nichtlinearer Eigenschaften von Piezokeramiken für Leistungsschallanwendungen (NEPTUN)“ Messverfahren und Messsysteme entwickeln, um das Materialverhalten analysieren zu können. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Bernd Henning, Universität Paderborn)

Pflanzen nutzen Stammzellreservoirs, die sich an bestimmten Stellen des Pflanzenkörpers, den Meristemen, befinden, um ihr ober- und unterirdisches Wachstum anzutreiben und sich an ihre Umgebung anzupassen. Diese Meristeme enthalten nicht nur den pflanzlichen Bauplan, sondern bestimmen bei Nutzpflanzen auch wesentlich die Produktivität und den Ertrag. Doch sind die Meristeme von Mais, Weizen, Reis und Gerste sehr komplex und wenig erforscht. Die Forschungsgruppe „Stammzellsysteme bei Getreide (CSCS): Etablierung, Aufrechterhaltung und Beendigung“ will daher die Signal- und Genregulationsnetzwerke in den Meristemen verschiedener Getreidearten untersuchen. Dabei erhofft sich der Verbund die Entdeckung neuer Stammzellgene, die zur Verbesserung von Nutzpflanzen verwendet werden könnten. (Sprecher: Professor Dr. Thomas Dresselhaus, Universität Regensburg)

Im Standardmodell der Elementarteilchenphysik beschreibt die Quantenchromodynamik (QCD) die Kernkraft, die die fundamentalen Bestandteile der Materie im Inneren der Hadronen bindet. Zu den Hadronen zählen Protonen und Neutronen, die Bestandteile der Atomkerne. Die Theorie schließt auch die Quarks, die Bausteine der Hadronen ein, die bisher nie direkt im Experiment beobachtet wurden (Confinement). Zentral scheint die Rolle der Gluonen zu sein, Elementarteilchen, die die Kraft zwischen den Quarks vermitteln. Die Natur des Confinement und die physikalischen Eigenschaften von eingeschlossenen Gluonen will die Forschungsgruppe „Zukünftige Methoden für Studien von eingeschlossenen Gluonen in QCD“ näher erforschen. (Sprecher: Professor Dr. Francesco Knechtli, Universität Wuppertal)

Die sechs für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

FOR „Zeitnahe Niederschlagsschätzung und -vorhersage“ (Sprecherin: PD Dr. Silke Trömel, Universität Bonn), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/320397309

FOR „Modellbasierte skalierbare Gasphasensynthese komplexer Nanopartikel“ (Sprecher: Professor Dr. Christof Schulz, Universität Duisburg-Essen), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/262219004

FOR „Translationale Pruritusforschung“ (Sprecher: Professor Dr. Martin Schmelz, Universität Heidelberg), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/350193106

FOR „Inositolphosphate und Myo-Inositol beim Geflügel: Untersuchungen an den Schnittstellen von Genetik, Physiologie, Mikrobiom und Ernährung“ (Sprecher: Professor Dr. Markus Rodehutscord, Universität Hohenheim), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/322916021

FOR „The Autotrophy-Heterotrophy Switch in Cyanobacteria: Coherent Decision-Making at Multiple Regulatory Layers” (Sprecher: Professor Dr. Karl Forchhammer, Universität Tübingen), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/397695561

FOR „Epileptogenese von genetischen Epilepsien“ (Sprecher: Professor Dr. Holger Lerche, Universität Tübingen), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/377782854
Die Forschungsgruppe wird im Rahmen der Lead-Agency-Vereinbarung mit dem Fonds National de la Recherche Luxembourg (FNR) gefördert.

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG
    Tel. +49 228 885-2109

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.

Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:

Zu den Forschungsgruppen der DFG: