Konferenz „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“ an der Staatlichen Russischen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU)

Exponat der Ausstellung „Rilke und Russland“

Exponat der Ausstellung „Rilke und Russland“

© Dmitrij Tschigantschikov (Literaturmuseum)

(15.02.18) Anfang Februar fand an der Staatlichen Russischen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU) Moskau eine internationale Konferenz zum Thema „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“ statt. Veranstalter der Konferenz waren das Staatliche Literaturmuseum der Russischen Föderation Moskau, das Internationale DFG Graduiertenkolleg an der RGGU Moskau (IGK 1956) und das Institut für russisch-deutsche Literatur- und Kulturbeziehungen (IRDLK) an der RGGU Moskau in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft Moskau, der Schweizerischen Botschaft Moskau und dem Zwetajewa-Zentrum für russische Kultur an der Universität Freiburg e.V.

Dr. Thomas Wiemer, Programmdirektor der Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften, DFG Bonn spricht anlässlich der Konferenzeröffnung

Dr. Thomas Wiemer, Programmdirektor der Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften, DFG Bonn spricht anlässlich der Konferenzeröffnung

© Timur Goldman (Literaturmuseum)

Zum Auftakt der Veranstaltung, die vom Stellvertretenden Rektor der RGGU Prof. Dr. Alexander Bezborodov eröffnet wurde, richteten Jan Kantorczyk (Deutsche Botschaft Moskau), Prof. Dr. Dmitrij Bak (Literaturmuseum Moskau), Dr. Thomas Wiemer (DFG Bonn), Dr. Andreas Hoeschen (DAAD Moskau), Dr. Ulrich von Bülow (Deutsches Literaturarchiv Marbach) und Prof. Dr. Elisabeth Cheauré (Sprecherin IGK 1956) ein Grußwort an die Teilnehmenden der Konferenz. Im Rahmen der mehrtägigen Veranstaltung diskutierten ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Russland und der Schweiz Aspekte des lyrischen und literarischen Werks Rilkes wie auch seine Biographie, zu der zwei längere Reisen nach Russland und in die heutige Ukraine gehörten, welche ihn nachhaltig geprägt haben. Rilke machte in dieser Zeit Bekanntschaft mit der russischen Kultur sowie Schriftstellern und Dichtern u.a. Leo Tolstoi, Leonid Pasternak sowie Marina Zwetajewa. Sowohl als Mensch wie auch als Autor zählt Rilke zu den wichtigen Persönlichkeiten, die von der deutsch-russischen kulturellen Interaktion und deren wechselseitigen Beeinflussung zeugen.

Konferenzeröffnung „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“ an der RGGU

Konferenzeröffnung „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“ an der RGGU

© DFG Moskau

Neben der Sprecherin des deutsch-russischen Graduiertenkollegs, Elisabeth Cheauré, nahmen auch weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie etwa Dirk Kemper und Aleksej Zherebin an dieser Konferenz teil. Das Graduiertenkolleg, welches im Jahr 2015 in Moskau feierlich durch eine hochrangige Delegation eröffnet wurde, besteht zwischen der RGGU und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Unter dem Titel „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ beforschen bereits drei Generationen von Kollegiatinnen und Kollegiaten die lange Tradition nationaler, bilateraler und internationaler Forschung zu deutsch-russischen Kulturkontakten sowie die europäische Dimension dieser Kontakte.

Teilnehmende der Konferenz „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“

Teilnehmende der Konferenz „Kulturtransfer 1900: Rilke und Russland“

© Timur Goldman (Literaturmuseum)

Dr. Thomas Wiemer, DFG Programmdirektor der Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften, betonte in seiner Rede die Wichtigkeit des IGK 1956 insbesondere im Kontext der deutsch-russischen Kooperation sowie der Beschäftigung mit der Literatur als Medium des kulturellen Austauschs: „Literatur ist kein Luxus, sondern Produkt einer seit Jahrtausenden verbreiteten Kulturtechnik. […] Literatur gehört zu den grundlegenden gesellschaftlichen Handlungen, entwickelt sich in permanentem Austausch mit anderen gesellschaftlichen Phänomenen und Institutionen, aber auch in Wechselwirkung mit anderen Künsten und Medien.“ Literatur, so Wiemer, habe die Gabe, „die Poesie ebenso wie das Theater, der Roman, im Übrigen auch der Film, Neues zu entwerfen, auf Übersehenes und Unscheinbares aufmerksam zu machen, Vergessenes, Verdrängtes, Tabuisiertes zu thematisieren, Perspektiven zu verschieben, Wahrnehmungen zu verändern“.

Ausstellungseröffnung „Rilke und Russland“ im Staatlichen Literaturmuseum „Ostrouchov Haus“ in Moskau. v.l.: Huberta von Fritsch (Frau des Botschafters), Rüdiger von Fritsch (Botschafter der Deutschen Botschaft Moskau), Dr. Konstantin Azadowskij

Ausstellungseröffnung „Rilke und Russland“ im Staatlichen Literaturmuseum „Ostrouchov Haus“ in Moskau. v.l.: Huberta von Fritsch (Frau des Botschafters), Rüdiger von Fritsch (Botschafter der Deutschen Botschaft Moskau), Dr. Konstantin Azadowskij (Literaturwissenschaftler)

© Timur Goldman (Literaturmuseum)

Die Fachkonferenz begleitete ein internationales Ausstellungsprojekt „Rilke und Russland“, das in Kooperation zwischen dem Schweizerischen Literaturarchiv Strauhof (Zürich), dem Deutschen Literaturarchiv (Marbach) und dem Moskauer Staatlichen Literaturmuseum der Russischen Föderation entstand. Am Vorabend der Ausstellungseröffnung fand auf Einladung der deutschen und der schwei­zerischen Botschaften ein Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters statt, an dem mehr als 150 Personen teilnahmen. Die Ausstellung zeigt erstmals in Moskau drei Original-Porträts, die der berühmte russische Künstler Leonid Pasternak von Rainer Maria Rilke angefertigt hat, sowie zahlreiche Original-Dokumente, Briefe und Ausgaben aus Privatbesitz und aus mehreren russischen, schweizerischen und deutschen Archiven. „Rilke und Russland“ wurde bereits in Deutschland und der Schweiz gezeigt; bis zum 31. März 2018 ist die Ausstellung dem Moskauer Publikum im Staatlichen Wladimir-Dal-Literaturmuseum „Ostrouchov Haus“ zugänglich.

Weitere Informationen

Videomaterialien (bereitgestellt durch Staatlichen Wladimir-Dal Literaturmuseum): Konferenz „Rilke und Russland“: