DFG intensiviert Zusammenarbeit mit St. Petersburg

(07.06.17) Anfang Juni 2017 reiste eine DFG Delegation unter Leitung der Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek nach St. Petersburg. In den letzten fünf Jahren förderte die DFG knapp 100 Anträge mit Kooperationspartnern aus der nördlichen Hauptstadt Russlands. Neben dem ersten deutsch-russischen Sonderforschungsbereich TRR 160, der am Joffe-Institut und an der Staatlichen Universität angesiedelt ist, kommen seit diesem Jahr neun weitere gemeinsam mit der Hochschule finanzierte Forschungsprojekte hinzu. Dies hat die DFG zum Anlass genommen, sich in einer Pressekonferenz, in einem Workshop und auf einem Abendempfang im ehrwürdigen Haus der Wissenschaftler mit Vertretern verschiedener Hochschulen und weiterer Forschungseinrichtungen vor Ort auszutauschen.

Pressekonferenz der DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek an der SPBU, links SFB-Sprecher Manfred Bayer

© DFG

Die DFG pflegt eine besonders intensive Kooperation mit dem Standort St. Petersburg und zählt die Staatsuniversität mittlerweile zu ihren wichtigsten Hochschulpartnern in der länderübergreifenden Zusammenarbeit. Aufgrund ihres Sonderstatus in der Russischen Föderation verfügt die Hochschule über ein freies Budget und ist in der Lage Projektförderung mit internationaler Beteiligung durchzuführen. Vor diesem Hintergrund können DFG und SPBU seit 2017 gemeinsam neun Projekte aus den Bereichen Mathematik, Physik, Biologie, Chemie und Geographie mit Beteiligung von neun verschiedenen deutschen Hochschulen fördern.

Das prominente Thema des Treffens zwischen Rektor Kropachev und DFG Generalsekretärin Dzwonnek sowie bei der anschließenden Pressekonferenz war neben der gemeinsamen Projektfinanzierung, die weitere Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit. Die DFG Delegation konnte sich davon überzeugen, dass es trotz widriger politischer Umstände mit den russischen Partnern gelungen ist, die Rahmenbedingungen für deutsch-russische Forschungskooperationen zu verbessern. Zudem nutzte die Staatsuniversität die Gelegenheit für einen administrativen Austausch und lud Vertreterinnen und Vertreter ihrer Hochschule zu einem Workshop mit der DFG ein. Nach der Eröffnung durch die Generalsekretärin der DFG stellte Jörn Achterberg (DFG Bonn) internationale Kooperationsmöglichkeiten und die Arbeit der DFG in Russland vor. DFG-Gruppenleiterin für Physik und Mathematik, Karin Zach, skizzierte Antrags- und Begutachtungsverfahren der DFG und thematisierte dabei verschiedene Aspekte guter wissenschaftlicher Praxis. Amelie Winkler stellte in ihrer Funktion als Programmdirektorin für Programmentwicklung, Wissenstransfer und Kooperationen in Europa das Förderprogramm der Sonderforschungsbereiche vor und zeigte deren internationale Anknüpfungspunkte und Nachwuchsorientierung auf. So boten DFG und SPBU, die vom Prorektor für Forschung, Sergey Aplonov, sowie seinem Vorgänger Sergey Tunik vertreten wurde, den Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern einen gelungenen Einblick in die besondere Form der bilateralen Kooperation.

Schließlich verbindet die DFG mit der SPBU seit 2015 ein gemeinsam mit RFBR finanzierter Sonderforschungsbereich (SFB). Prof. Bayer (TU Dortmund), Sprecher des ersten deutsch-russischen SFBs (TRR 160) „Kohärente Manipulation wechselwirkender Spinanregungen in maßgeschneiderten Halbleitern“ begleitete die Delegation und berichtete auf der Pressekonferenz und im Seminar über die erfolgreiche Forschungskooperation. Derzeit sind in die Projekte des Verbunds rund 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler involviert, die aus der Technischen Universität Dortmund, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Paderborn, sowie auf russischer Seite – aus der SPBU und dem berühmten Joffe-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaft kommen. Der Forschungsverbund adressiert mit der Erforschung der Manipulation von Spinanregungen in Halbleitern eines der aktuell wichtigsten Themen in der Festkörperphysik. Im Forschungsprogramm werden relevante und zeitgemäße Fragestellungen zur Spinelektronik, Spinoptik und Spin-basierten Quanteninformationsverarbeitung beforscht. Dies bot Anlass für die Delegation, sich über die Fortschritte des Projekts am nächsten Tag vor Ort an der Naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Universität zu informieren. Prof. Alexei Kavokin, Ko-Sprecher des Projekts TRR 160 auf der russischen Seite, sowie zahlreiche Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler stellten bereits erste Ergebnisse ihrer gemeinsamen Forschung vor.

Um Kontakte zu pflegen und Zukunftsideen zu entwickeln, luden die DFG und das Deutsche Generalkonsulat St. Petersburg zu einem Abendempfang im Haus der Wissenschaftler ein, wo schon 2015 der Sonderforschungsbereich feierlich eröffnet wurde. Dieser – für die Wissenschaft traditionsreiche – Ort war bestens dafür geeignet, auf die besondere Bedeutung der Stadt St. Petersburg als ein wichtiges europäisches Zentrum der Wissenschaft und die Fortsetzung des bilateralen Dialogs zwischen den Forschernationen Russland und Deutschland hinzuweisen, wie die Generalkonsulin Aderhold in ihrem Grußwort betonte.

Mit seinen 5 Mio. Einwohnern ist St. Petersburg die viertgrößte europäische Metropole und eines der bedeutendsten Wissenschaftszentren Europas. Als „nördliche Hauptstadt" bindet St. Petersburg mit über 100 Hochschulen und 340.000 Studierenden rund 10% des wissenschaftlichen Potentials Russlands. Die Staatliche Universität Sankt Petersburg wurde 1724 als erste Hochschule und höhere wissenschaftliche Bildungsanstalt des Landes gleichzeitig mit der Akademie der Wissenschaften auf Erlass Peters I. gegründet und kooperiert seitdem eng mit deutschen Forschern und Forschungseinrichtungen.

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