Für Sie gelesen: "Canada’s university science innovation ecosystem needs a build-for-scale strategy"

(03.08.21) In einem Beitrag für Research Money plädiert Elicia Maine, Professorin für Innovation and Entrepreneurship und Vizepräsidentin für Forschung an der Simon Fraser University (SFU) in Burnaby im kanadischen British Columbia, für eine Neuausrichtung universitärer Forschung hin zu einer besseren Skalierbarkeit, sprich industriellen Verwertbarkeit von Erkenntnisgewinnen. Dass dies möglich sei, hätten Beispiele bei der Bewältigung der Corona-Pandemie gezeigt, in denen Hochschullabore sehr schnell in der Umsetzung ihrer Erkenntnisse in marktreife Produkte gewesen seien. Sie schreibt: „We have seen that university science – such as the lipid nanoparticle drug delivery system out of the Cullis Lab and the microfluidics technology out of the Hansen Lab at the University of British Columbia – can create scalable ventures with the potential to solve significant global challenges and create economic growth.”

Eine ähnlich globale Herausforderung sei der Klimawandel, zu dessen Bewältigung Hochschulen einen noch signifikanteren Beitrag leisten könnten. Dazu müssten aber dringend die Bedingungen an Hochschulen für „scientist-entrepreneurs“ verbessert werden, ein Forschenden-Typus, der zwar nicht der Regelfall an Hochschulen, aber dennoch dort anzutreffen sei. Die für „scientist-entrepreneurs“ an Hochschulen derzeit noch ungünstigen Strömungen setzten sich aus drei wesentlichen Elementen zusammen. Zum einen bestünde die Herausforderung, dass es im Regelfall 10 bis 15 Jahre dauern und oft Millionenbeträge kosten könne, um aus Wissenszuwächsen kommerzielle Produkte zu machen, und Hochschulen hätten nicht die Strukturen zur Überbrückung der Zeit zwischen Erfindung und Kommerzialisierung. Die zweite Herausforderung bestünde in der Verschiedenheit der Anreiz-Systeme in Hochschulen, Industrie und bei Risiko-Kapitalgebern, und auch hier müssten sich die Hochschulen besser an kommerzielle Umfelder anpassen: „Good innovation policy seeks to align incentives and timelines of key actors – in this case academic scientist-entrepreneurs, their investors and the Canadian industries – with problems to solve.“ Schließlich mangele es auch an der richtigen Ausbildung für den sehr großen Teil des Nachwuchses in den STEM-Feldern, der es nicht auf eine unbefristete Professur schafft: „The 80 percent that don’t go on to tenure track academic positions are far too often inadequately prepared for other careers. They generally lack the ability to articulate their differentiated value proposition, and have little or no knowledge of IP strategy, regulatory challenges, market prioritization or financing. What’s most lacking is an entrepreneurial mindset, innovation skills and an awareness of unmet market needs.“

Dass es auch anders geht, illustriert Maine am Beispiel der Ionomr Innovations Inc., einer Ausgründung des Holdcroft Chemistry Lab an SFU, die dank des Zusammenspiels verschiedener Hochschulressourcen zu beachtlichem Erfolg habe geführt werden können. Als erstes sei der Principal Investigator (PI) von der Hochschule bei seinem Antrag auf einen Translational Grant des Natural Sciences and Engineering Research Council (NSERC) unterstützt worden, dann habe ein „Invention to Innovation“ getauftes Programm der Beedie School of Business an SFU dem angehenden PI-CEO eine Kommerzialisierungsstrategie und Unternehmergeist eingehaucht, in den Laboren und mit Hilfe der Maschineparks der Hochschule seien die Prototypen entstanden, das SFU Technology Licensing Office habe bei den Patentanträgen geholfen und Aspekte wie Aufbau eines Teams, Mentoring und Marketing seien durch die Venture Connection and Ventures Labs der Hochschule fortlaufend betreut worden.

Der Erfolg dieses Projekts komme schließlich nicht nur dem „scientist-entrepreneur“ und der Hochschule zugute, sondern auch Kanada und der Welt insgesamt: „Ionomr successfully scaled up their breakthrough electrolysis membrane (...). [They] are now enabling low-cost industrial scale water electrolysis and could become an international leader in green hydrogen production. Recently, they were recognized by the World Economic Forum as a top global technology pioneer.”