Für Sie gelesen: "ARPA-H: Accelerating biomedical breakthroughs"

(03.08.21) Gemeinsam plädieren die derzeitigen Spitzen von White House Office for Science and Technology Policy (OSTP) und National Institutes of Health (NIH), Eric Lander, Tara Schwetz, Francis Collins und Lawrence Tabak, für eine in den NIH angesiedelte Advanced Research Projects Agency for Health (ARPA-H).

Sie argumentieren, dass eine solche ARPA-H die wirkungsvollste Antwort auf das Problem noch unzureichender Translation lebenswissenschaftlicher Fortschritte in Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten für Patienten sei. Genauer beschrieben sei das Problem, dass es öffentlich finanzierte und oft bahnbrechende Forschung gäbe und einen sehr dynamischen privatwirtschaftlichen Bio-Tech-Sektor, dass aber zwischen Ideen aus der Forschung und Fördermechanismen aus verschiedensten Gründen eine große, durch ARPA-H zu überbrückende Lücke klaffe. Das Risiko könne zu groß sein, die Kosten zu hoch, die benötigten Zeiträume zu lang, eine Koordination der beteiligten Disziplinen zu komplex, die Vermarktungschancen würden als zu gering eingeschätzt oder das Forschungsthema als so groß, dass eine einzelne Firma den potentiellen ökonomischen Nutzen nicht ausschöpfen könne.

Diese Inkongruenz zwischen öffentlich finanzierter Forschung und privatwirtschaftlicher Nutzung der Forschungsergebnisse gelte es zu überbrücken. Schließlich würde der volkswirtschaftliche Ertrag jedes öffentlich finanzierten Forschungsdollars auf 8 USD geschätzt und im Gesundheitswesen ginge es darüber hinaus um Steigerung von Lebensdauer und Lebensqualität von Menschen. Das Verteidigungsministerium habe es mit der 1958 eingerichteten Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) vorgemacht und zahlreiche bahnbrechende Entwicklungen gefördert, von denen einige wie etwa das GPS oder das Internet unsere Gegenwart prägen.

Dem DARPA-Beispiel folgend sollen innerhalb der bestehenden NIH-Organisation Strukturen aufgebaut werden, die so gar nicht der NIH-Kultur entsprechen. In flachen und schnell reagierenden Strukturen würden etwa 100 Program Managers (PMs) arbeiten, zumeist aus der Industrie oder von den Top-Hochschulen für drei bis fünf Jahre rekrutiert. Sie würden sich über Ergebnisse lebenswissenschaftlicher Forschung beugen, vielversprechende Projekte identifizieren und sie hätten dann die Unabhängigkeit und die finanziellen Mittel, diese Projekte zu marktfähigen Produkten weiterzuentwickeln. Rechenschaftslegung würde entlang quantifizierbarer Ziele und Zwischenziele erfolgen.

In einer Fußnote zitiert der Beitrag den Heilmeier-Katechismus, einer nach dem ehemaligen (1975-77) DARPA-Direktor George H. Heilmeier benannten Liste von Kriterien, nach denen die PMs Projekte von Interesse identifizieren sollen:

  • What are you trying to do? Articulate your objectives using absolutely no jargon.
  • How is it done today, and what are the limits of current practice?
  • What is new in your approach and why do you think it will be successful?
  • Who cares? If you are successful, what difference will it make?
  • What are the risks?
  • How much will it cost?
  • How long will it take?
  • What are the mid-term and final “exams” to check for success?

Warum eine künftige ARPA-H schließlich innerhalb der NIH angesiedelt und nicht als eigenständige Einheit organisiert werden soll, zumal es ja mit dem National Center for Advancing Translational Sciences (NCATS) bereits eine Einrichtung mit ähnlichen Zielen innerhalb der NIH gäbe, das begründen die Autoren mit zwei Argumenten. Zum einen seien die Ziele einer künftigen ARPA-H genau die Ziele der NIH, zum anderen würde man mit einer ARPA-H innerhalb der NIH deutlich mehr Synergieeffekte erzielen können. Sie schreiben: „Setting up ARPA-H within NIH will ensure scientific collaboration and productivity and avoid unproductive duplication of scientific and administrative effort.”