DFG stellt Maßnahmen zu wissenschaftlicher Integrität und Replizierbarkeit von Forschungsdaten vor

(30.11.18) Zwischen dem 8. und 10. November versammelten sich rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich Bioimaging und Strukturbiologie im Rahmen eines Humboldt-Kollegs, das von Prof. Dr. Mônica Santos de Freitas von der Bundesuniversität Rio de Janeiro organisiert wurde. Die Teilnehmenden kamen aus ganz Brasilien sowie aus Deutschland, Argentinien, Chile, Frankreich und Großbritannien.

Teilnehmende bei der Anmeldung für das Humboldt-Kolleg

© M. Cortes / Humboldt Kolleg / UFRJ

Freitas zufolge leistet die Wissenschaft in Brasilien einen beträchtlichen Beitrag auf dem Gebiet des Bioimaging. In Rio de Janeiro befindet sich zum Beispiel das größte Zentrum für Kernspinresonanz in Lateinamerika und im Bundesstaat São Paulo ein Elektronenbeschleuniger. Mittels Synchrotronstrahlung werden dort Experimente zum Verständnis der strukturellen Eigenschaften von Proteinen, Kohlehydraten und Nukleinsäuren durchgeführt. Dabei handelt es sich um Makromoleküle, die mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung stehen. „Die Teilnehmenden aus Brasilien sind allesamt ausgewiesene Forscherinnen und Forscher in ihrem jeweiligen Bereich“, so die Einschätzung der Organisatorin.

Ihrer Ansicht nach ist die Forschung auf diesem Gebiet grundlegend für die Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen. „Ein Krankheitssymptom vermittelt uns lediglich einen groben Eindruck von dem, was im Individuum passiert .Ein Beispiel dafür ist das Zittern bei Parkinson-Patienten. Schaut man sich die betroffene Person genauer an, indem man Zellensembles mittels Magnetresonanztomografie untersucht, kann man feststellen, welche Hirnregionen durch solche Symptome aktiviert werden. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen gesunder Menschen, lassen sich die tatsächlich betroffenen Hirnregionen klar identifizieren“, erläuterte Freitas.

Ergänzend zu den fachlichen Inhalten wurde Dr. Kathrin Winkler, Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, eingeladen, einen Vortrag über Ethik, wissenschaftliche Grundsätze und Replizierbarkeit von Forschungsdaten zu halten. Aus der Perspektive der Förderorganisation erläuterte sie die institutionellen Instrumente zur Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis. Nach einem Fall massiven wissenschaftlichen Fehlverhaltens im Jahr 1997 veröffentlichte die DFG entsprechende Empfehlungen für Forscherinnen und Forscher sowie Institutionen. Die Publikation wurde 2013 überarbeitet und ein flächendeckendes System der Selbstkontrolle in sämtlichen Institutionen der Wissenschaft eingerichtet. Darüber hinaus erarbeitete die DFG zusätzliche Richtlinien zur Verwendung von Fördermitteln sowie zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten. In diesem Zusammenhang wurde auch das Ombudswesen verstärkt ausgebaut.

Neben diesen Themen stellte Winkler auch jüngste Arbeiten der DFG zum Thema Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen vor. Im vergangenen Jahr hat die DFG eine allgemeine Stellungnahme zur Thematik publiziert und fachspezifische Ansätze erarbeitet.

An die Präsentation schloss sich eine intensive Diskussion der Zuhörerinnen und Zuhörer an, bei der unter anderem Herausforderungen hinsichtlich internationaler Standards für gute wissenschaftliche Praxis im Kontext der zunehmenden Internationalisierung thematisiert wurden.

Das Publikum bestand neben Mitgliedern des Humboldt-Netzwerks zu zwei Dritteln aus wissenschaftlichem Nachwuchs und erfahrenen Forschenden, die außerdem die Möglichkeit hatten, sich im Rahmen einer „Research in Germany“-Informationsveranstaltung über Forschungs- und Fördermöglichkeiten in Deutschland zu informieren. Außer der DFG stellten sich auch das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo, die Universität Münster, die Freie Universität Berlin sowie der DAAD vor. Die sehr gut qualifizierten Teilnehmenden verfolgten die Präsentation der DFG-Förderprogramme und Kooperationsangebote mit großem Interesse – von Instrumenten zum Aufbau internationaler Kooperationen bis hin zu Fördermöglichkeiten für die Weiterführung beziehungsweise Intensivierung bereits bestehender Projekte.