Brasilientag: Deutsche Botschaft lädt zum Austausch in Wissenschaft und Politik ein

(16.05.18) Das Hauptthema des jährlich in der deutschen Botschaft in Brasília stattfindenden Brasilientags waren die im Oktober 2018 anstehenden Präsidentschaftswahlen. Nach den politischen Turbulenzen im Zuge der Amtsenthebung der 2014 gewählten Präsidentin Dilma Rousseff wird die Wahl des neuen Staatsoberhauptes vor allem für die politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung sein.

Teilnehmende des Brasilientags 2018

Teilnehmende des Brasilientags 2018

© Deutsche Botschaft Brasília

Unter dem Motto „Brasilien im Wahljahr – quo vadis?“ trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Diplomatie und deutscher Institutionen in Brasilien am 18. und 19. April für einen Austausch zum aktuellen Stand der deutsch-brasilianischen Kooperation und zu den Perspektiven im Hinblick auf den Regierungswechsel.

Um die politischen Agenden zweier konkurrierender Parteien besser kennenzulernen, wurden als Gastredner die Senatorin Gleisi Hoffmann, Präsidentin der brasilianischen Arbeiterpartei (PT), und Christian Lohbauer, Gründungsmitglied der vor Kurzem entstandenen Partei Partido Novo, eingeladen.

Neben der politischen Debatte ließ das Programm auch Raum für Vorträge zu bilateralen Initiativen im wissenschaftlichen Bereich. Die Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, Dr. Kathrin Winkler, präsentierte in diesem Themenblock die Aktivitäten der DFG in Brasilien und deren Kooperationen mit den Partnern vor Ort. Dabei hob sie insbesondere die jüngst veröffentlichte gemeinsame Ausschreibung mit der CAPES, einer Fördereinrichtung auf Bundesebene, hervor, die sich an die Forschungsfelder Advanced Digitalization, Industrie 4.0 und Chemie richtet. Es können bis zu 20 deutsch-brasilianische Projekte gefördert werden mit dem Ziel, längerfristig bis zu vier internationale, wissenschaftliche Netzwerke aufzubauen.

Die neue Ausschreibung lehnt sich an den erfolgreichen Forschungsverbund BRAGECRIM im Bereich Produktionstechnik an, der seit 2008 von DFG und CAPES gefördert wird. Mit der Beteiligung von über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Deutschland und Brasilien zählt die Initiative zu den größten gemeinsamen Projekten der beiden Förderinstitutionen.

Die Zusammenarbeit mit der CAPES wurde auch im Vortrag von Dr. Martina Schulze, Leiterin der Außenstelle des DAAD in Brasilien, aufgegriffen. Im Rahmen des neuen PrInt-Programms, das von der CAPES zum Aufbau und zur Stärkung von Internationalisierungsstrategien aufgelegt wurde, wird der DAAD Stipendien für deutsche Promovierende anbieten, die an den geförderten Hochschulen forschen möchten. Bedingung hierfür ist ein bestehendes Kooperationsabkommen zwischen den Einrichtungen beider Länder, und Schulze sieht darin einen Beitrag zur Einrichtung eines internationalen Doktorandennetzwerks in Brasilien mit starker deutscher Beteiligung.

Darüber hinaus waren auch andere wissenschaftsbezogene Institutionen wie beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vertreten, das seine Ausschreibung im Bereich Seltener Erden vorstellte – die Initiative geht auf eine seit 2015 bestehende Kooperation mit dem brasilianischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie, Innovation und Kommunikation (MCTIC) zurück. Erwähnt wurde außerdem die geplante Ausschreibung „Internationale Bioökonomie“ zur Förderung bilateraler Projekte in diesem für beide Länder prioritären Bereich.

Der Brasilientag bot außerdem eine gute Gelegenheit für ein erstes Resümee der Aktivitäten des Maria Sibylla Merian International Centre, das 2017 in São Paulo eingerichtet wurde und vom BMBF finanziert wird. So nahmen beispielsweise am Workshop „Researching Conviviality in Unequal Societies: Theories and Methods“ im vergangenen November Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und der Universität São Paulo teil. Diskutiert wurden Fallstudien und die Herausforderungen für das Zusammenleben in von starker Ungleichheit und kulturellen Unterschieden geprägten Gesellschaften, wie es in den Ländern Lateinamerikas und der Karibik der Fall ist.

Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus – São Paulo (DWIH-SP) nutzte die Veranstaltung, um über seine neue Verwaltungsstruktur und geplante Projekte zu informieren. Im Rahmen der Jahrestagung der Brasilianischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft (SBPC), die vom 22. bis 28. Juli in Maceió abgehalten wird, koordiniert das DWIH-SP die Beteiligung einer deutschen Delegation. Im Oktober soll zum siebten Mal der traditionelle Deutsch-Brasilianische Dialog für Wissenschaft, Forschung und Innovation zum Thema „Neue Arbeits- und Lernmodelle in einer digitalen Welt“ stattfinden.

Weitere Informationen