Thema Exzellenzinitiative – die DFG zu Gast bei der Universität São Paulo

DFG präsentiert an der größten Hochschule Brasiliens einen Überblick über Hintergründe, Konzeption und Durchführung des Programms in Deutschland

(v.l.n.r.) Vahan Agopyan (USP), Kathrin Winkler (DFG), Oliver Wiegner (DFG), Klaus Wehrberger (DFG) bei der Eröffnung der Veranstaltung

© USP/Aucani

Nach Veröffentlichung des neuen Internationalisierungsprogramms für die brasilianischen Hochschulen (PRINT) durch die Förderorganisation CAPES bereiten sich die Bildungs- und Forschungseinrichtungen nun auf das Bewerbungsverfahren vor. Die Ausschreibung ist ein erster Schritt in Richtung des geplanten Exzellenzprogramms in Brasilien, das unter anderem die Internationalisierung als Ziel hat. Angesichts des großen Interesses an der deutschen Exzellenzinitiative und diesbezüglichen Erfahrungswerten der DFG führte das DFG-Büro Lateinamerika gemeinsam mit der Universität São Paulo (USP) am 17. November den Workshop „Germany and the Academic Excellence Initiative“ durch. Rund 65 Lehrende und Forschende, darunter auch Institutsdirektoren und Dekane, folgten im Rektoratsgebäude den Vorträgen von Dr. Klaus Wehrberger, stellvertretender Leiter der Abteilung Programm- und Infrastrukturförderung, und Dr. Oliver Wiegner, Programmdirektor aus der Gruppe Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren, Exzellenzcluster, aus der DFG-Geschäftsstelle.

„Wir freuen uns, dass Sie heute hier sind und uns mit Ihrer Expertise einen Einblick in das Thema geben werden. Diese Veranstaltung soll uns dabei helfen, unsere Ideen weiter zu konkretisieren und Anregungen für unseren Antrag zu bekommen“, äußerte Vahan Agopyan, der zukünftige Rektor der USP, in seiner Begrüßung.

Wehrberger und Wiegner waren beide direkt in die Durchführung der deutschen Exzellenzinitiative involviert und haben dabei mehr als nur das Bewerbungs- und Auswahlverfahren mit den deutschen Hochschulen begleitet. „Wir haben während der zehnjährigen Programmlaufzeit auch die Herausforderungen und Umbrüche an den antragstellenden Universitäten mitverfolgt“, so die DFG-Vertreter. Die Erfahrung mit dem deutschen Programm hat laut Wiegner gezeigt, dass die organisatorischen und strukturellen Aspekte der Universitäten nicht zu unterschätzen sind. „Die Einführung eines Projekts dieser Größenordnung kann ein herausfordernder Prozess für die jeweilige Institution sein und erfordert daher eine starke Leitungskompetenz an den Hochschulen. Die neu eingerichteten Cluster und Graduiertenschulen mussten koordiniert werden, und das über die eigenen Forschungsprojekte hinaus. Es wurden daher Fachkräfte eingestellt, die Unterstützung bei der Verwaltung der Mittel und der neuen Strukturen leisteten“, erläuterte er. In diesem Zuge haben sich verschiedene Koordinierungskonzepte ergeben, die von demokratischen und partizipativen Organisationsformen bis hin zu stärker hierarchisch gegliederten Modellen reichen.

Gleichzeitig motivierte die deutsche Exzellenzinitiative die Universitäten dazu, ihre administrativen Rahmenbedingungen zu verbessern und zu flexibilisieren. Wehrberger erklärte in seinem Vortrag, dass die Hochschulen ihre Agenda und Arbeitsweise angepasst haben, um im Rahmen des Programms mit dem Wettbewerb Schritt halten und die projektspezifischen Vorgaben und Zeitpläne einhalten zu können. „Die Anstellung neuer Lehrender und Forschender musste schnell erfolgen, denn wenn der Personalfindungsprozess einen Großteil der auf fünf Jahre angelegten Förderzeit in Anspruch genommen hätte, wäre die Durchführung des Projektes gefährdet gewesen.“ Darüber hinaus haben vereinfachte Regeln zur Kooperation mit anderen Universitäten und außeruniversitären Partnern innerhalb des Programms zu einer Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit geführt.

Klaus Wehrberger, stellvertretender Leiter der Abteilung Programm- und Infrastrukturförderung, präsentierte Hintergründe, Konzeption und Ergebnisse der Exzellenzinitiative

© DFG

Die Veranstaltung fand kurz nach der am 10. November veröffentlichten PRINT-Ausschreibung statt, in deren Rahmen die Hochschulen eigene Internationalisierungsprojekte für den Ausbau von Forschung und Postgraduierung entwickeln können. Obwohl die deutsche Exzellenzinitiative keine gesonderte Förderlinie für Internationalisierungsprojekte beinhaltete, hat sie maßgeblich zur Internationalisierung der Hochschullandschaft beigetragen. Um hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland zu gewinnen, wurde verstärkt auf Zweisprachigkeit gesetzt. „Wurde vor rund 15 Jahren an den Hochschulen in allen Bereichen nur Deutsch gesprochen, hat sich dieses Bild mittlerweile beträchtlich gewandelt“, so Wiegner. Zu den damit verbundenen Maßnahmen zählen unter anderem das Angebot an internationalen und englischsprachigen Studiengängen sowie die Einrichtung sogenannter Welcome Centre, die Unterstützung für Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland anbieten – zum Beispiel bei Visumsangelegenheiten und bürokratischen Vorgängen in Bezug auf die Arbeit, bei der Wohnungssuche, Kinderbetreuung und Arbeitssuche des Partners.

In der Fragerunde nach den Präsentationen erkundigte sich Prof. Dr. Carlos Carlotti, Prorektor für Postgraduierung an der USP, wie mit der Tatsache umgegangen wurde, dass einige Universitäten den Exzellenzstatus erhielten und andere nicht. Wehrberger räumte ein, dass es für die Hochschulen mit abgelehnten Anträgen nicht einfach war, betonte aber, dass die deutsche Forschungslandschaft nicht nur aus Projekten im Rahmen der Exzellenzinitiative besteht. Vielmehr fördert die DFG in ihren regulären Programmen auch großformatige Forschungsprojekte und kann weiterhin ein jährlich und kontinuierlich steigendes Förderbudget verzeichnen.

Vizerektor Agopyan zog abschließend ein positives Resümee im Hinblick auf die brasilianische Initiative: „Viele denken hier fälschlicherweise, dass von dem neuen Programm nur einige wenige Universitäten oder Arbeitsgruppen profitieren werden. Ich sehe jedoch viele positive Aspekte für die Hochschulen, die nicht nur Investitionen beinhalten, sondern auch wichtige strukturelle Veränderungen im System mit sich bringen dürften.“

Das erste gemeinsame Symposium zu den Exzellenzprogrammen zwischen der USP und dem DFG-Büro Lateinamerika bildete den Auftakt für eine Reihe verschiedener Aktivitäten. Mittels gemeinsamer Veranstaltungen wissenschaftlicher und informativer Art, strategischer Workshops mit Beteiligung deutscher Wissenschaftler oder auch Vorträgen deutscher Preisträger sollen die Zusammenarbeit vertieft und die Kooperationen zwischen beiden Ländern intensiviert werden. Im Bundesstaat São Paulo bietet die DFG zusammen mit ihrer Partnerorganisation FAPESP ein umfassendes Förderportfolio für die Projektkooperation an, die von der Kooperationsanbahnung über die bilaterale Förderung von Einzelprojekten bis hin zu koordinierten Programmen reicht. DFG und FAPESP haben dazu ihre gemeinsamen Fördermöglichkeiten und Begutachtungsformen im letzten Jahr weiterentwickelt und ausgebaut.

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