Deutsch-Brasilianischer Workshop zu bildverarbeitenden Verfahren in der Krebstherapie

(28.09.17) Wie können neue bildverarbeitende Verfahren dazu beitragen, die Diagnose und Behandlung von Krebs zu verbessern? Dieser Fragestellung widmeten sich deutsche und brasilianische Forscherinnen und Forscher aus den Ingenieur- und Lebenswissenschaften bei einem gemeinsamen Workshop auf dem Campus der medizinischen Fakultät der bundesstaatlichen Universität Unesp (Universidade Estadual Paulista) in Botucatu, São Paulo.

Rund 35 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen am Workshop teil

Rund 35 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen am Workshop teil

An der Veranstaltung, die nach einem ersten Treffen in Erlangen im November letzten Jahres nun vom 20.–23. September in Brasilien stattfand, nahmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Hochschulen aus dem Bundesstaat São Paulo und von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) teil. Die beiden Workshops wurden durch eine Ausschreibung von FAPESP und Baylat zur Intensivierung der wissenschaftlichen Kooperation zwischen dem Bundesstaat São Paulo und dem Bundesland Bayern gefördert.

Prof. Dr. Christoph Korbmacher, der damalige Vizepräsident der deutschen Hochschule, besuchte 2012 die medizinische Fakultät der Unesp in Botucatu, und im darauffolgenden Jahr wurde eine institutionelle Partnerschaft zwischen den beiden Hochschulen etabliert. Die beiden Veranstaltungen sind ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit und dienen als Grundlage für geplante gemeinsame Forschungsprojekte. „Für die Vertiefung unserer Kooperation ist es von großer Wichtigkeit, dass wir uns über die verfügbaren Finanzierungsmöglichkeiten informieren und diese besser kennenlernen, um das passende Instrument zu finden“, erklärte Prof. Silke Weber von der Unesp, Organisatorin des Workshops.

Carolina Santa Rosa vom DFG-Büro Lateinamerika informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Vortrag über die Möglichkeiten der bilateralen Projektförderung und ging dabei besonders auf die gemeinsamen Fördermöglichkeiten mit der FAPESP ein.

Prof. Schneider-Stock vom Instut für Pathologie der FAU stellte ihre Forschung vor

Prof. Schneider-Stock vom Instut für Pathologie der FAU stellte ihre Forschung vor

Von besonders großem Interesse waren die Koordinierten Programme der DFG: Da diese eine starke interdisziplinäre Ausrichtung der Forschungsvorhaben vorsehen, können mehrere Teilprojekte aus verschiedenen Bereichen zusammengeführt werden, die an einem gemeinsamen Thema arbeiten. Im Rahmen des Workshops mit dem Titel „Understanding Cancer Cell Aggressiveness with Novel Imaging Techniques – Die Aggressivität von Tumorzellen über neue bildverarbeitende Techniken verstehen“ wurden Forschungsarbeiten aus den Bereichen Medizin, Bio- und Veterinärmedizin, Pharmazeutik, Biochemie, Computertechnik und IT vorgestellt.

Prof. Ana M. da Costa Ferreira vom Institut für Chemie der Universität São Paulo unterstrich die Notwendigkeit, mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen in einen Dialog zu treten: „Mein Wissen beschränkt sich auf das Fach Chemie. Dabei gibt es natürlich Grenzen, die aber neu definiert werden können, indem beispielsweise ein Problem, das meine Forschung behindert, ganz einfach durch jemanden aus einem anderen Fachbereich gelöst werden kann. Außerdem öffnet einem die Sichtweise Dritter auf das eigene Forschungsprojekt die Augen für Dinge, die für einen selbst oft nicht mehr sichtbar sind. An dieser Stelle verschwimmen die Grenzen“, bekräftigte Prof. Ferreira, die in Botucatu ihre Arbeit zum Einsatz von konfokaler Raman-Mikroskopie für die Kontrolle intrazellulärer Veränderungen nach Krebstherapien auf Basis von Metallverbindungen präsentierte.

Die Veranstaltung beinhaltete auch praktische Beispiele für mögliche fächerübergreifende Kooperationen, die insbesondere die Bedürfnisse in Brasilien berücksichtigen. Der Dermatologe Prof. Juliano Vilaverde Schmitt von der Unesp wies in diesem Zusammenhang auf den Bedarf der frühzeitigen Erkennung von malignen Melanomen („schwarzer Hautkrebs“) hin, da bislang noch keine effektiven Behandlungsmethoden für fortgeschrittene Fälle der Krankheit existieren. „Für die Früherkennung von Melanomen braucht man Hautärzte und gut ausgebildete Fachkräfte. Im unserem öffentlichen Gesundheitssystem herrscht ein Mangel an solchen Fachkräften – vor allem in ländlicheren Regionen. Die Entwicklung von Technologien zur Bilderkennung, die mithilfe von Fotos, die die Patienten mit ihren Smartphones aufnehmen, einen möglichen Verdacht für ein Melanom feststellen können, wäre daher sehr nützlich. Sie würde zu einer erhöhten Früherkennungsrate und damit zu einer verringerten Anzahl von Todesfällen führen“, so die Einschätzung des Dermatologen.