DFG-Präsenz bei Brasilientag in der Deutschen Botschaft in Brasília

(10.07.17) Am 30. Mai fand in der brasilianischen Hauptstadt der von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland jährlich organisierte Brasilientag statt, zu dem auch in diesem Jahr wieder die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, Repräsentanten der politischen Stiftungen sowie unterschiedlicher Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft eingeladen waren. Die Veranstaltung, an der auch die Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika, Dr. Kathrin Winkler, teilnahm, stand unter dem Motto „Deutschland und Brasilien: Partner in der Globalisierung“.

Zusammen mit Repräsentantinnen und Repräsentanten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses São Paulo (DWIH-SP) sowie der in Brasilien vertretenen politischen Stiftungen beteiligte sich Winkler auch an den Diskussionen zum Thema „Technologie, Wissenschaft und Urbanisierung“. Einen einleitenden Vortrag zur aktuellen wissenschaftspolitischen Lage Brasiliens hielt Thomas Schröder, Wissenschaftsreferent der Deutschen Botschaft in Brasília. Darin informierte er das Publikum auch über den Fortschritt der während der bilateralen Regierungskonsultationen 2015 vereinbarten Maßnahmen zur Ausweitung der wissenschaftlichen Kooperation zwischen beiden Ländern. Die während der Konsultationen vereinbarten Verpflichtungen im Wissenschaftssektor sind in den Bereichen Meeresforschung, Atto-Turm (Amazonian Tall Tower Observatory) und Seltene Erden zum Teil in Arbeit oder bereits abgeschlossen, so Schröder. In der Bioökonomie, einem weiteren Schwerpunktbereich, wird derzeit an der Umsetzung gearbeitet: Im November wird es dazu ein erstes Treffen auf Regierungsebene geben, und die diesjährige Dialogveranstaltung des DWIH-SP wird dieses Thema ebenfalls aufgreifen.

Representantes da diplomacia e de instituições alemãs participam do evento em Brasília

Die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, Repräsentanten der politischen Stiftungen sowie unterschiedlicher Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft haben am Brasilientag teilgenommen

© Deutsche Botschaft Brasília

In diesem Kontext stellte Dr. Winkler die Aktivitäten der DFG in Brasilien vor und ging dabei auch auf die Beziehungen zu den Partnerorganisationen vor Ort ein. Sie hob hervor, dass sich die brasilianischen Förderorganisationen trotz aktueller Mittelkürzungen als zuverlässige Kooperationspartner zeigen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Förderorganisationen FAPESP im Bundesstaat São Paulo sowie die Förderinstitutionen CAPES und CNPq auf Bundesebene, mit denen laufende Initiativen weitergeführt werden konnten. Nach Aussage der Leiterin des DFG-Büros Lateinamerika nimmt Deutschland eine wichtige Stellung in der Internationalisierungsstrategie dieser Organisationen ein, und neue gemeinsame Projekte befinden sich bereits in Planung.

Stellvertretend für die erfolgreiche Zusammenarbeit wurde der von DFG und CAPES finanzierte BRAGECRIM-Verbund (Brazilian-German Collaborative Research Initiative in Manufacturing Technology) erwähnt, in dem deutsche und brasilianische Forscherinnen und Forscher aus dem Bereich Produktionstechnik zusammenarbeiten. Dabei handelt es sich um einen der größten bilateralen Forschungsverbünde, in den sich seit dem Beginn 2009 über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in beiden Ländern eingebracht haben. Bislang wurden im Rahmen des Programms, das sich gegenwärtig in der dritten Förderphase befindet, insgesamt über 11 Millionen Euro für mehr als 50 Projekte von der DFG bereitgestellt. Neben den Bereichen Produktionstechnik, Metrologie und Logistik werden auch materialwissenschaftliche Themen in die deutsch-brasilianische Forschung einbezogen.

Ein weiteres Erfolgsprojekt ist das deutsch-brasilianische Graduiertenkolleg „Dynamische Phänomene in komplexen Netzwerken“ das seit 2011 anteilig von DFG und FAPESP gefördert wird. Das Kolleg legt seinen wissenschaftlichen Fokus auf theoretische Studien zu den Prinzipien der Selbstorganisation in zeitlich veränderlichen, komplexen Netzwerken. Auf deutscher Seite ist es an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) angesiedelt. Die brasilianischen Partner finden sich an der Universidade de São Paulo (USP), an der Universidade Estadual de Campinas (UNICAMP), an der Universidade Federal do ABC (UFABC) und an der Universidade Federal de São Paulo (UNIFESP). Darüber hinaus ist auch das Nationalinstitut für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais, INPE) eingebunden, das in den Bereichen Meteorologie und Klimawandel, Erdbeobachtung, Weltraum- und Atmosphärenforschung sowie Luft- und Raumfahrttechnik zu den renommiertesten Forschungsinstituten Brasiliens gehört.

Dynamische Phänomene in komplexen Netzwerken

Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Deutschland und Brasilien: Partner in der Globalisierung“

Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Deutschland und Brasilien: Partner in der Globalisierung“

© DFG

Winkler bekräftigte außerdem das Interesse der DFG, die Zusammenarbeit mit bundesstaatlichen Förderorganisationen nach dem Beispiel der über zehnjährigen Kooperation mit FAPESP auszubauen. Das Abkommen mit der FAPESP umfasst die gemeinsame Finanzierung von koordinierten Programmen wie beispielsweise Internationalen Graduiertenkollegs sowie bilaterale Einzelprojekte oder die Förderung des Aufbaus internationaler Kooperationen. Für letzteres Förderinstrument wurde im vergangenen Jahr eine gemeinsame Ausschreibung zur Durchführung von fachlichen Workshops veröffentlicht, die ein erstes Zusammentreffen deutscher und brasilianischer Forscherinnen und Forscher und die Identifizierung des Potenzials für bilaterale Projekte ermöglichen sollen.

Neben wissenschaftsrelevanten Aspekten wurden im Rahmen des Brasilientags außerdem die bilateralen Beziehungen in anderen Bereichen thematisiert. Im Panel „Wirtschaft und Politik“ diskutierten Repräsentanten deutscher Unternehmen in Brasilien die Herausforderungen für den Industriesektor im Hinblick auf die politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land. Die Bereiche Landwirtschaft, Umwelt und Schutz indigener Bevölkerungen bildeten einen weiteren Themenblock, in dem vor allem das Zusammenwirken der verschiedenen Bereiche und deren Beziehungen im Hinblick auf die derzeit in Brasilien herrschenden Konflikte beleuchtet wurde. Zudem wurde die Rolle deutscher Institutionen in den Vermittlungs- und Lösungsprozessen vorgestellt. Abschließend wurden außerdem die Themenbereiche Kultur und Bildung behandelt, in denen es um Fragen der deutschen Sprachvermittlung und den Studierendenaustausch ging.