Teilnahme der DFG am 68. Jahrestreffen der SBPC in Porto Seguro

Die deutsche Delegation auf dem 68. Jahrestreffen der SBPC in Porto Seguro

© DWIH-SP

(25.07.16) Anlässlich des 68. Jahrestreffens der SBPC (Brasilianische Gesellschaft für die Weiterentwicklung der Wissenschaft) war die DFG in Porto Seguro im Süden des Bundesstaates Bahia vertreten. Gastgebende Institution war in diesem Jahr die Universidade Federal do Sul da Bahia (UFSB), eine seit 2014 tätige, öffentliche Bundesuniversität.

Die SBPC ist der Dachverband für über 100 angeschlossene wissenschaftliche Fachgesellschaften und fungiert sowohl als Beratungsgremium für wissenschaftspolitische Fragen als auch als wichtiger Informationskanal der brasilianischen Wissenschaftskommunikation. Neben diversen kleineren Veranstaltungen richtet sie einmal jährlich ihr Jahrestreffen an wechselnden Orten Brasiliens aus. So konnten diesmal in Porto Seguro in der Woche vom 3. bis 9. Juli 2016 über 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr als 150 Vorträge, Diskussionsrunden, Meetings und Workshops besuchen, von denen sich viele mit dem Motto des Treffens „Nachhaltigkeit, Technologien und soziale Integration“ befassten. Das größte Event der brasilianischen Wissenschaftscommunity zog ein gemischtes Publikum aus allen Regionen des Landes an, das sich vornehmlich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Lehrenden und Studierenden sowie Führungskräften aus F&E-Abteilungen in Unternehmen sowie aus öffentlichen Forschungsförderern zusammensetzte.

Neben dem offiziellen Thema des Jahrestreffens waren die dominierenden Themen der Zusammenschluss des Wissenschaftsministeriums (MCTI) mit dem Kommunikationsministerium im Mai sowie die Budgetkürzungen für Wissenschaft und Forschung auf Bundesebene in den letzten Monaten. Die SBPC fordert, das Budget für 2017 wieder auf das Level von 2013 anzuheben, also auf 9,4 Milliarden R$. Das Gesamtbudget für das Jahr 2016 wird voraussichtlich 4,5 Milliarden R$ betragen.

Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo (DWIH-SP) organisierte für die deutsche Beteiligung am Jahrestreffen sowohl einen Messestand als auch Beiträge im Vortragsprogramm. Neben dem Plenarvortrag mit dem Titel „Sustainability, Important for and Dependent on Human Societies? Perspective from Planet Earth“ von Professor Dr. Ulrich Anton Glasmacher der Universität Heidelberg gab es eine Diskussionsrunde zu Inklusionsstrategien an Universitäten mit Prof. Dr. Naomar Almeida Filho, Rektor der UFSB, Prof. Dr. Ute Klammer, ehemalige Prorektorin für Diversity Management der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Marcelo Knobel von der Universität von Campinas (Unicamp) sowie mit Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik von der Pädagogischen Hochschule Weingarten.

Weitere Vortragsrunden beschäftigten sich unter anderem mit der strategischen Ausrichtung der brasilianischen Hochschulpolitik, den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine größere Beteiligung der Privatwirtschaft an der Forschungsförderung sowie der Qualitätsprüfung und Profilschärfung in der brasilianischen Hochschullandschaft. Letzteres wurde von Luiz Roberto Liza Curi, Berater im Brasilianischen Rat für Bildung und Erziehung (CNE), Abilio Baeta Neves, Präsident der an das Bildungsministerium angeschlossenen Forschungsförderungsagentur CAPES, Hernan Chaimovich Guralnik, Präsident der an das Forschungsministerium angeschlossenen Forschungsförderungsagentur CNPq, sowie Luiz Davidovich, Präsident der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften (ABC ) in einer Paneldiskussion diskutiert. Die Herausforderung in Brasilien bestehe vor allem darin, der sehr heterogenen Situation im Land gerecht zu werden. Bei der Ausarbeitung von Plänen zur Exzellenzförderung und Internationalisierung dürften nicht die Bestrebungen um regionale Diversifizierung und Inklusion sozial einkommensschwacher Studierender aus dem öffentlichen sekundären Bildungsbereich aus dem Auge verloren werden. Auch könnten laut Meinung der Vortragenden zwar internationale Erfahrungen wie etwa die Exzellenzinitiative beziehungsweise Exzellenzstrategie in Deutschland in die Diskussion einbezogen werden, Maßnahmen müssten aber immer an die Realität an den brasilianischen Hochschulen angepasst werden. Denn zum Beispiel die vergleichsweise geringe Anzahl internationaler Studierender in Brasilien und komplizierte Prozesse bei Rekrutierung und Anstellung von Hochschulpersonal stellten bislang Hürden auf dem Weg zum Ausbau der brasilianischen Konkurrenzfähigkeit im internationalen Kontext dar.

Das nächste Jahrestreffen wird an der Universidade Federal de Minas Gerais (UFMG) in Belo Horizonte stattfinden, die 2017 ihr 90-jähriges Bestehen feiern wird.